Das Stellenbarometer der Bundesagentur für Arbeit (BA), der BA-X, ging im Dezember den zehnten Monat in Folge zurück und lag 31 Punkte unter dem Vorjahreswert. "Im längerfristigen Vergleich befindet sich der Kräftebedarf aber nach wie vor auf hohem Niveau", teilte die BA am Donnerstag mit. Die Behörde stellt am Freitag die Arbeitsmarktbilanz für das zurückliegende Jahr vor. Zu erwarten ist, dass die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken ist, während die Erwerbstätigkeit Rekordhöhen erklimmt. Auch im neuen Jahr rechnen Experten zwar mit steigender Beschäftigung, aber mit einer Stagnation beim Abbau der Arbeitslosigkeit.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften lässt laut BA vor allem in konjunkturnahen Bereichen wie Verkehr und Logistik, dem Verarbeitenden Gewerbe und der Zeitarbeit nach. Dagegen steigt die Nachfrage in Bereichen wie Erziehung, Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, die unabhängiger vom Wirtschaftsverlauf sind. Arbeitskräfte sind weiter knapp. "Die Industrie leidet unter der abgeschwächten Exportnachfrage", erklärte das IAB-Forschungsinstitut der BA zur Jahreswende. "Angesichts der Arbeitskräfteknappheit bleiben gravierende Konsequenzen bei der Arbeitslosigkeit aber aus", sagte IAB-Prognosechef Enzo Weber.

Für das neue Jahr rechnet das IAB trotz der konjunkturellen Schwäche mit einem robusten Arbeitsmarkt. Der Beschäftigungszuwachs werde aber an Dynamik verlieren. Nicht nur die Konjunktur, sondern vor allem der negative Trend einer alternden Bevölkerung bremst den Beschäftigungsaufbau, da das Arbeitskräftepotenzial 2020 nach Einschätzung des IAB nur noch um etwa 40.000 Personen zulegt. In den vergangenen Jahren hatten die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren und die Zuwanderung aus dem Ausland noch dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen.

2019 setzte der Arbeitsmarkt Rekordmarken. Im Jahresdurchschnitt gingen knapp 45,3 Millionen Personen in Deutschland einer Arbeit nach, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 402.000 Personen oder 0,9 Prozent mehr als 2018: "Damit setzte sich der nun seit 14 Jahren anhaltende Anstieg der Erwerbstätigkeit weiter fort, allerdings mit abgeschwächter Dynamik." Das ist die höchste Zahl von Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990. Davon sind etwa drei Viertel sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Konkrete Zahlen legt die BA am Freitag vor. Die Arbeitslosenzahl dürfte im Jahresdurchschnitt erstmals seit der Wiedervereinigung auf weniger als 2,3 Millionen gesunken sein. Für dieses Jahr erwartet das IAB keinen weiteren Rückgang der Erwerbslosenzahl.