Nach der Öffnung der deutschen Wirtschaft schütteln die Verbraucher den Corona-Schock allmählich ab.

Für Juli sagen die GfK-Marktforscher einen Anstieg ihres Konsumklima-Barometers um neun Punkte auf minus 9,6 Zähler voraus. "Die Verbraucher erwachen zunehmend aus der Schockstarre, die noch im April zu einem beispiellosen Absturz der Stimmung geführt hatte", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl am Donnerstag. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit minus 12,0 Punkten gerechnet. Doch von einer weitgehenden Erholung der Konsumfreude kann bislang keine Rede sein. Der aktuelle Wert ist der drittniedrigste, der von den Nürnberger Marktforschern jemals gemessen wurde.

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht noch keinen Grund zum Jubeln. "Die Konsumstimmung ist nach wie vor im Keller. Viele Verbraucher sehen mit Ungewissheit in die Zukunft und bangen um ihre Arbeitsplätze und damit auch um ihre Einkommen", erklärte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Sparneigung sei entsprechend hoch. Die Umsätze außerhalb des Lebensmittelhandels seien nach wie vor bei vielen Firmen noch nicht auf dem normalen Niveau angekommen. Viele der Betroffenen sorgten sich um ihre Existenz und seien auf die schnelle Umsetzung der von der Bundesregierung beschlossenen Überbrückungshilfen angewiesen.

Auch die Wirtschaftsweisen hatten eher skeptische Töne angeschlagen. "Neben den behördlich angeordneten Schließungen vieler Geschäfte dürfte die erhöhte Unsicherheit, etwa in Bezug auf die Ansteckungsgefahr, die zukünftigen Einkommen oder das Risiko der Arbeitslosigkeit, den Konsum stark belasten", hieß es in der jüngst aktualisierten Konjunkturprognose des Sachverständigenrats um den Freiburger Ökonomen Lars Feld.

"CORONA-ALPTRAUM"

Doch zumindest scheinen die Verbraucher wieder mehr Vertrauen in die Erholung der Wirtschaft zu schöpfen. Zum zweiten Mal in Folge legte die von der GfK gemessene Konjunkturerwartung im Juni zu. Mit einem Plus von 18,9 Zählern fällt der Zuwachs laut GfK überraschend deutlich aus. Der Indikator liegt nun mit 8,5 Punkten sogar wieder im positiven Bereich, das heißt über seinem langfristigen Durchschnittswert von null.

Ebenfalls zum zweiten Mal in Folge stieg die Einkommenserwartung. Mit einem Plus von 12,3 Zählern klettert der Indikator auf 6,6 Punkte. Zunehmende Einkommenserwartungen ließen auch die Anschaffungsneigung steigen. Das Barometer zog um 13,9 Zähler auf 19,4 Punkte an. "Das schwache Licht am Ende des Tunnels, das sich bereits im vergangenen Monat abzeichnete, wird offenbar etwas heller", erklärte GfK-Experte Bürkl.

Dazu tragen seiner Ansicht nach auch die umfangreichen Hilfen durch die Konjunkturprogramme wie die Ankündigung einer befristeten Mehrwertsteuerabsenkung bei. Sofern Händler und Hersteller diese auch an die Verbraucher weitergeben sollten, sei davon auszugehen, dass die eine oder andere geplante Anschaffung auf das zweite Halbjahr 2020 vorgezogen werde und somit dem Konsum in diesem Jahr als Stütze der Konjunktur diene.

Die Volkswirte der DekaBank geben sich zuversichtlich, dass sich die Konjunktur wieder fangen wird. "Trotz aller gegenwärtigen Hürden erwarten wir, dass die deutsche Wirtschaft im Herbst kommenden Jahres wieder auf dem Vorkrisenniveau produziert", prognostizierte Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. So sei für 2021 mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung hierzulande von 5,6 Prozent zu rechnen. "Wichtig für die schnelle Rückkehr zur Normalität ist, dass die Verbraucher und Unternehmen wieder Vertrauen schöpfen und aus dem Corona-Alptraum erwachen."