- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Der "Leopard 2"-Panzerbauer KNDS nutzt den zweiten Anlauf des Großgetriebe-Herstellers Renk an die Börse zum Einstieg bei einem seiner wichtigsten Lieferanten.

Die Augsburger Renk sichert ihren 450 Millionen Euro schweren Börsengang mit zwei Ankeraktionären ab, um ein erneutes Scheitern zu verhindern. Einer davon ist die aus KraussMaffei Wegmann (KMW) und der französischen Nexter Systems entstandene KNDS, die Renk-Aktien für 100 Millionen Euro zeichnet und dafür einen Posten im Aufsichtsrat bekommt, wie Renk am Montag mitteilte. KNDS kann seinen Anteil später bis auf eine Sperrminorität von 25 Prozent aufstocken, dann aber zu einem höheren Preis. Schon am Mittwoch soll Renk sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern.

"Wir wollen dafür sorgen, dass Renk unabhängig bleibt", begründete ein KNDS-Sprecher das Engagement. "Renk ist einer unserer wichtigsten Zulieferer." Renk hatte sich laut einem Insider selbst um den Ankeraktionär gekümmert. "Mit KNDS kommt ein weiterer starker und langfristig engagierter Investor dazu, der von der Leistungsfähigkeit und Strategie von Renk überzeugt ist", sagte Renk-Chefin Susanne Wiegand. Die IG Metall hatte schon vor dem ersten, im Oktober überraschend gescheiterten Anlauf einen Staatseinstieg ins Gespräch gebracht, ähnlich wie beim Börsengang des Rüstungselektronik-Spezialisten Hensoldt.

Insgesamt will der Eigentümer von Renk, der Finanzinvestor Triton, 450 Millionen Euro einnehmen. Die Aktien werden zum Festpreis von 15 Euro angeboten. Dieser entspricht dem unteren Ende der Preisspanne vom Herbst. Renk wird damit mit rund 1,5 Milliarden Euro bewertet, 30 Prozent der Papiere kämen in neue Hände. Zweiter Ankerinvestor ist der der US-Vermögensverwalter Wellington Management, der Renk-Aktien für 50 Millionen Euro zeichnet. Ein Drittel der Emission ist damit abgesichert. Nach nur einer Stunde meldeten die begleitenden Banken, dass die Nachfrage ausreiche, um die Bücher einmal zu füllen. Zwei Tage haben institutionelle Investoren Zeit, die bis zu 30 Millionen Aktien zu zeichnen. Privatanleger sind, wie bei solchen Blitz-Platzierungen üblich, außen vor.

RENK ÜBERHOLT DOUGLAS MIT BÖRSENPLÄNEN

Renk wäre der erste Börsengang in Deutschland - und einer der ersten in Europa - in diesem Jahr. Zuletzt hatten die Investmentbanker wieder Mut geschöpft, dass sich ein Fenster für Neuemission öffnen könnte, nachdem Anleger sich seit zwei Jahren bei Börsengängen mit wenigen Ausnahmen zurückgehalten haben. Der Athener Flughafen Athens International Airport hatte seine Aktien am Freitag am oberen Ende der Preisspanne untergebracht. In Deutschland schickt sich Insidern zufolge die Kosmetikkette Douglas an, den Weg an die Börse zu gehen. Für die milliardenschwere Erstnotiz nähmen Douglas und der Mehrheitseigentümer CVC den März ins Visier, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen.

Die ehemals zu MAN gehörende Renk war vor vier Jahren von Volkswagen für knapp 700 Millionen Euro an Triton verkauft worden. Renk baut Großgetriebe und erlebt angesichts der Aufrüstung derzeit eine Sonderkonjunktur. 2022 machten Getriebe für Panzer und Schiffe 70 Prozent des Umsatzes von knapp 850 Millionen Euro aus.

Renk hatte den Börsengang Anfang Oktober am Vorabend der geplanten Erstnotiz überraschend abgesagt. Viele Investoren machten damals in letzter Minute einen Rückzieher. Nun rückt die Investmentbank Goldman Sachs unter den Emissionsbanken in die erste Reihe neben Citi, die Deutsche Bank und JPMorgan.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)