Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet mit einer Inflation von über 3 Prozent im Gesamtjahr und sieht zunehmenden Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB). "Die Inflation ist im Januar zwar gesunken, aber der Preisdruck hat weiter zugenommen", sagte IfW-Deutschlandexperte Nils Jannsen. Der statistische Basiseffekt aus dem Wegfall der temporären Mehrwertsteuersenkung im Vorjahresvergleich sei "weitgehend verpufft, und die Inflation ist abgesehen davon weiter gestiegen".

Treiber seien deutlich höhere Rohstoffpreise und die wegen Lieferengpässen steigenden Erzeugerpreise, die nach und nach an die Verbraucher weitergereicht würden. Gleichzeitig bleibe die Nachfrage der Verbraucher trotz zuletzt kräftig steigender Preise hoch. "Sofern die Rohstoffpreise nicht rasch sinken oder die Lieferengpässe spürbar nachlassen, wird die Inflation noch für einige Zeit auf deutlich erhöhtem Niveau bleiben", prognostizierte Jannsen. Im Gesamtjahr 2022 würden die Verbraucherpreise wohl nochmals um mehr als 3 Prozent steigen. "Der Druck auf die EZB nimmt zu, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern", stellte er fest. Die Inflationserwartungen drohten umso stärker zu steigen, je länger die Inflation auf erhöhtem Niveau verharre.

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January 31, 2022 08:56 ET (13:56 GMT)