ZWEI GRÜNDE, DIE DERZEITIGE SPRITZTOUR AUSZULASSEN

Boston / Zürich, 24. Mai 2017 - James Swanson erläutert seine Zurückhaltung bezüglich Neuenalagen im US Aktienmarkt.

Vor allem aus zwei Gründen sollte man mit Neuanlagen in die hoch bewerteten USAktienmärkte meiner Ansicht nach vorsichtig sein. Der erste Grund sind die Zweifel an der Preismacht - und damit der Umsatzentwicklung - der S&P-500-Unternehmen. Der zweite Grund sind ihre geringen Investitionen.

Wenn der Konjunkturzyklus zur Hälfte vorüber ist, steigt die Preismacht meist, weil die Inflation zunimmt. Die Umsätze legen dann schneller zu als die Kosten. Wenn in früheren Konjunkturzyklen die Inflation einsetzte, wuchsen die Gewinne börsennotierter US-Unternehmen schneller als die US-Wirtschaft. Doch nach acht Jahren seit Beginn des aktuellen Zyklus fällt es den S&P-500-Unternehmen schwer, ihre Umsätze entsprechend dem Wirtschaftswachstum zu steigern. In vielen Branchen gelingt es nicht, die Preise zu erhöhen. Die jüngsten Preissenkungen in der Telekommunikations- und der Automobilbranche haben dies nur zu deutlich gemacht.

Wo ist die Inflation?

Die Inflation kehrt zurück, heisst es - Energiepreise, Mieten und Löhne würden steigen. In der Tat ist die Inflation in den USA und in anderen Ländern gestiegen, aber längst nicht so schnell und so exorbitant, wie viele Auguren erwartet hatten. Ein Grund dafür ist, dass sich die Babyboomer allmählich aus dem Erwerbsleben verabschieden. Die Angehörigen dieser Alterskohorte zählen oft zu den bestbezahlten Arbeitern. Ersetzt werden sie durch jüngere, schlechter bezahlte Kollegen. Das dämpft die Lohninflation.

Hinzu kommen neue Techniken für Ölbohrungen. Die Ölpreise haben einen grossen Einfluss auf die Inflation in den Industrieländern. Obwohl die Energienachfrage steigt, deckeln die immer niedrigeren Förderkosten zusammen mit den reichlich vorhandenen Ölreserven in den USA die Ölpreise.

Einen grossen Anteil an den Inflationsindizes haben Mieten (oder vergleichbare Kosten). Auf sie entfallen etwa 30% des Verbraucherpreisindex. Zu Beginn dieses Konjunkturzyklus wurden in den USA nach den Übertreibungen des letzten Zyklus zu wenige Häuser gebaut, doch jetzt sind einige Jahre ins Land gegangen. Die Bevölkerung ist gewachsen, und endlich steigt auch das Angebot. In vielen amerikanischen Städten wurde in grossem Stil gebaut. Noch ist dieser Prozess nicht abgeschlossen. Entsprechend schwach steigen die Mieten.

Zurück in die Zukunft?

Neben der geringen Preismacht und einer gewissen Enttäuschung, dass die Administration die versprochenen Reformen nicht durchführt, müssen sich Investoren noch mit einem weiteren Problem befassen: mangelnden Investitionen in die Zukunft. Der aktuelle Konjunkturzyklus ist bekannt für die extrem niedrigen Investitionen in Immobilien, Fabriken und Ausrüstungen. Private Investitionen hatten schon immer grossen Einfluss auf das zukünftige Wachstum, insbesondere von Beschäftigung, Gewinnen und Eigenkapitalrenditen. Keiner weiss, warum so wenig in langlebige Aktiva investiert wird, aber angesichts des Gewinnanstiegs der letzten Jahre hätten wir mehr erwartet. Wenn der aktuelle Konjunkturzyklus noch länger anhalten soll, geht das nicht allein mit Konsum. Meiner Ansicht nach müssen neue Fabriken gebaut und Maschinen, Computer und Software gekauft werden, damit der Aufschwung weitergeht. Ich wüsste allerdings nicht, was zurzeit für mehr Investitionen in langlebige Aktiva sorgen könnte -- in Aktiva, die wiederum die abnehmende US-Produktivität beflügeln könnten.

Ich würde die zurzeit beliebte These von weiteren Aktienmarktgewinnen ja gerne glauben, wenn es nur mehr Preiserhöhungen und wachstumsfördernde Investitionen gäbe. Aber ich sehe beides nicht. Sowohl in den USA als auch in Europa waren die Unternehmensgewinne im 1. Quartal 2017 bislang ordentlich. Aber wird das so weitergehen, wenn Preismacht und Investitionen in den nächsten Jahren nicht steigen? Die Gewinne müssen in den restlichen drei Quartalen des Jahres 2017 schon kräftig zulegen, damit das derzeitige Kurs-Gewinn- Verhältnis gerechtfertigt ist. Ich bleibe bei der Anlage neuer Gelder daher vorsichtig.

Bitte klicken Sie hier, um James Swansons vollständigen Kommentar in englischer Sprache zu lesen:

MFS Swanson Strategist's Corner: TWO REASONS TO SKIP THE MARKET'S JOY RIDE

ENDE


Strategists Corner Mai 2017 (PDF)
Bild von James Swanson (JPG)



Provider
Channel
Contact
Tensid EQS Ltd., Switzerland
www.tensid.ch


newsbox.ch
www.newsbox.ch


Provider/Channel related enquiries
marco@tensid.ch
+41 41 763 00 50