HANOI (dpa-AFX) - Ein mutmaßlich aus Deutschland entführter vietnamesischer Geschäftsmann hat laut Medienberichten vor Gericht wirtschaftliches Fehlverhalten zugegeben. Wie staatliche vietnamesische Medien am Dienstag weiter berichteten, machte Trinh Xuan Thanh diese Angaben am zweiten Prozesstag in Hanoi. Ausländische Medien sind zu dem Prozess nicht zugelassen.

Die Anklage wirft dem 52-jährigen ehemaligen kommunistischen Funktionär vor, sich als Chef des staatlichen Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC) persönlich bereichert zu haben. Dafür droht ihm die Todesstrafe. Diese Korruptionsvorwürfe wies Thanh am Dienstag vor Gericht erneut zurück.

Thanhs Eingeständnis von wirtschaftlichem Fehlverhalten steht im Zusammenhang mit einem Vertrag über den Bau eines Kraftwerks in der Provinz Thai Binh im Jahr 2011. Laut Anklage sind die Angaben in dem Vertrag, wonach PVC umgerechnet 55 Millionen Euro von seinem Mutterkonzern PetroVietnam erhielt, nicht realistisch gewesen. Mit den Geldern seien stattdessen Schulden von PVC abbezahlt worden. Durch das Missmanagement sei der Regierung ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Für diesen Anklagepunkt drohen Thanh bis zu 20 Jahre Haft.

Thanh bestritt der Internet-Zeitung "Vnexpress" zufolge, er habe aus böser Absicht gehandelt. Er habe angegeben, den Vertrag vor Unterschrift nicht richtig gelesen zu haben.

Thanh war im vergangenen Sommer unter rätselhaften Umständen aus Berlin verschwunden, wo er sich um Asyl bemüht hatte. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass er vom vietnamesischen Geheimdienst entführt wurde. Vietnam gibt an, dass er freiwillig zurückgekehrt sei.

Mit Thanh zusammen müssen sich 21 weitere ehemalige Manager wegen Misswirtschaft und Korruption verantworten. Die vietnamesischen Behörden verweigerten ausländischen Medien - auch der Deutschen Presse-Agentur dpa - den Zutritt zum Gericht./bp/DP/stw