Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie verbringen die Menschen laut einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom mehr Zeit vor dem Bildschirm. So beträgt die durchschnittliche Bildschirmzeit demnach derzeit zehn Stunden pro Tag, 70 Stunden in der Woche. Dieser Wert sei seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren von damals acht um zwei Stunden pro Tag gewachsen. Starke Anstiege verzeichneten vor allem Videostreaming, Videotelefonie und Online-Shopping. Knapp ein Viertel der zusätzlichen Bildschirmzeit, im Durchschnitt 24 Minuten pro Tag zusätzlich, würden Videos, Filme oder Serien gestreamt - insgesamt 57 Minuten pro Tag. Auch die Zeit, die man mit Online-Shopping zubringt, habe sich mehr als verdoppelt.

"In der Corona-Pandemie haben digitale Technologien das Leben am Laufen gehalten", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Jedoch wachse das Bedürfnis, "wieder mehr Zeit in der analogen Welt zu verbringen". Mehr als jeder fünfte Haushalt habe aber wegen der Pandemie einen leistungsfähigeren Breitbandanschluss schalten lassen. Die Menschen in Deutschland sähen in der Digitalisierung insgesamt großes Potenzial, um die Corona-Pandemie gesamtgesellschaftlich zu bewältigen: So stimmten 65 Prozent der Aussage zu, dass digitale Technologien grundsätzlich dabei helfen können, die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen zu meistern.

Allerdings stellten sie vielen Bereichen ein eher schlechtes Zeugnis für die digitale Pandemie-Bewältigung aus. Die Schulen sowie Verwaltung und Behörden bekamen mit einer durchschnittlichen Schulnote 4,0 jeweils die schlechteste Bewertung für ihr digitales Pandemiemanagement. "Auch wenn sich die Schulnote 4 mit 'ausreichend' übersetzt: Ausreichend war das nicht, was viele der Behörden und Bildungseinrichtungen geboten haben", sagte Berg. "Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie darf man erwarten, dass wirklich jede Verwaltung auf Homeoffice umschalten kann und in der Lage ist, ihre Dienstleistungen digital anzubieten."

In der Bevölkerung hat laut der Erhebung, für die von Mitte Dezember 2021 bis Anfang Januar 2022 insgesamt 1.005 Personen befragt wurden, die Nutzung digitaler Technologien in den vergangenen beiden Jahren deutlich zugenommen: Insgesamt nutzen demnach 84 Prozent digitale Technologien heute häufiger als vor der Pandemie. Die Altersgruppe der Menschen ab 65 Jahren steche dabei besonders hervor: Von den Seniorinnen und Senioren nutzten mittlerweile 75 Prozent digitale Technologien häufiger als zuvor. "Unter älteren Menschen hat Corona einen echten Digitalboom ausgelöst", konstatierte Berg. "Ältere Menschen stürmen seit Corona regelrecht das Internet."

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January 25, 2022 04:48 ET (09:48 GMT)