BERLIN/TAIPEH (dpa-AFX) - Ungeachtet von Widerstand aus Peking will an diesem Wochenende erneut eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten nach Taiwan reisen. Eine Delegation des Ausschusses für Menschenrechte wolle von Sonntag bis Mittwoch politische Gespräche in Taipeh führen, sagte der FDP-Politiker Peter Heidt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Donnerstag. Im Anschluss werde die Abgeordnetengruppe, der auch Parlamentarier von SPD, Grünen und der CDU angehören sollen, zu Gesprächen nach Japan weiterreisen.

Das Außenministerium in Taipeh hatte mitgeteilt, die Delegation werde von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen empfangen. Zudem seien Gespräche mit Premier Su Tseng-chang und Außenminister Joseph Wu geplant.

Der Besuch einer Delegation von sechs Bundestagsabgeordneten des "Freundeskreises Berlin-Taipeh" hatte Anfang des Monates für heftige Verstimmung in den deutsch-chinesischen Beziehungen gesorgt. Ein Außenamtssprecher in Peking bekräftigte damals, Taiwan sei ein untrennbarer Teil des chinesischen Territoriums. Die Abgeordneten sollten sich an den "Ein-China-Grundsatz" halten und ihre Interaktionen mit den "separatistischen Unabhängigkeitskräften" in Taiwan "sofort" einstellen.

Die Spannungen um die demokratische Inselrepublik hatten sich jüngst verschärft. Als Reaktion auf die Visite der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Anfang August hatte China großangelegte Manöver gestartet. Mit verstärkten Einsätzen von Flugzeugen und Kriegsschiffen nahe Taiwan hält China seither den militärischen Druck aufrecht.

China sieht die Insel nur als Teil der Volksrepublik an und lehnt offizielle Kontakte wie die der Abgeordneten zu Taipeh entschieden ab. Die 23 Millionen Einwohner zählende Insel betrachtet sich hingegen als unabhängig. Zum Auftakt des laufenden Kongresses der Kommunistischen Partei Chinas in Peking hatte Staats- und Parteichef Xi Jinping am Sonntag erneut mit einer Eroberung gedroht./lw/DP/stw