31.01.2014 |

Frankfurt - Die Wilderei hat in Afrika in einem er­schreck­en­den Ausmaß zugenommen. 2012 wurden in Afrika rund 20.000 Elefanten gewildert und im letzten Jahr fielen allein in Südafrika 1.004 Nashörner Wilderern zum Opfer. Wie eine aktuelle Zählung im tansanischen Selous Game Reserve offenlegte, hat das Schutzgebiet in den letzten Jahren 66 Prozent seiner Elefanten verloren.

In einem öffentlichen Podiums­gespräch haben heute Vertreter der tansanischen National­park­be­hörde Tanzania National Parks Authority (TANAPA), der Zoolo­gischen Ge­sell­schaft Frankfurt (ZGF) und des Bundesministeriums für wirt­schaft­liche Zu­sam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (BMZ) konkrete Maßnahmen vorgestellt, um der Wilderei entgegenzuwirken.

Die Wilderei hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das den Fortbestand von Elefanten und Nas­hörnern ernsthaft gefährdet - und somit auch die Lebens­grundlage vieler Menschen vor Ort. Der Natur­tourismus ist für viele Länder eine der wichtigsten Devisen­quellen und schafft Arbeitsplätze auch in den ländlichen Regionen. Für Tansania sowie die anderen betroffenen Länder steht eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen auf dem Spiel.

"Das BMZ hat daher sein En­gage­ment in Tansania erheblich ausgebaut und unterstützt die tansanischen Partner bei dem Erhalt der bedeutenden Welt­natur­erbe­stätten der UNESCO, dem weltberühmten Serengeti-Nationalpark und dem Selous-Wildreservat", sagte Gudrun Grosse-Wiesmann, Leiterin der Unterabteilung Afrika und Afrikabeauftragte des BMZ.

Auch die ZGF konnte ab Mitte 2013 ihre Anstrengungen deutlich verstärken, die Anti­wilderei­maß­nahmen von Tansania zu unter­stützen. Vor allem Dank der Zu­sam­men­­ar­beit mit dem BMZ, aber auch Dank einzelner großzügiger privater Spenden.

Überwachung aus der Luft - Schlagkraft am Boden

Das BMZ stellte Ende 2013 Mittel zur Verfügung, die den Kauf eines Auf­klärungs­flug­zeugs ermöglichen, mit dem Tansanias Schutzgebiete mithilfe modernster Technik aus der Luft überwacht werden können. "Die Ranger in den Parks bekommen damit ein hochgradig effektives Werkzeug an die Hand. Im Gegensatz zu den oft diskutierten Drohnen ermöglicht das Flugzeug eine Weitergabe bereits ausgewerteter Information in Echtzeit auch über große Entfernungen und ist viel flexibler einsetzbar", erläuterte Dr. Christof Schenck von der ZGF.

Die Cessna Enforcer mit modernster Über­wachungs­tech­no­logie wird in Tansania stationiert sein und in Abstimmung mit den tansanischen Partnern von der ZGF betrieben werden. Die ZGF wird die laufenden Kosten des Flugzeugs tragen und dieses den unterschiedlichen tansanischen Partnern (TANAPA, Wildlife Division ) zur Verfügung stellen.

Diese Un­ter­stüt­zung ist Teil eines breit angelegten Engagements der Bun­des­re­gie­rung für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Bekämpfung der Wilderei, das über die Deutsche Ge­sell­schaft für In­ter­natio­nale Zu­sam­men­ar­beit (GIZ) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Zu­sam­men­ar­beit mit lokalen Partnern und der Zivil­ge­sell­schaft umgesetzt wird.

Effektiv sei der Einsatz von Hightech jedoch nur, wenn auch die Schlagkraft der Ranger stimme, so Christof Schenck weiter. "Die ZGF hat in der Serengeti gerade eine neue Einsatzzentrale gebaut. Das Gebäude wird in den kommenden Monaten mit der entsprechenden Technik ausgestattet, so dass dort die Anti­wilderei­maß­nahmen der Serengeti-Ranger koordiniert werden können. Zudem haben wir mit privaten Spenden sowie der Un­ter­stüt­zung einer amerikanischen Stiftung elf Landrover für die Anti-Wilderei-Brigaden in der Serengeti und im Selous gekauft", sagte Schenck.

Das Rückgrat jedes Schutzgebietes sind die Ranger. Ihre Ausrüstung, Ausbildung und Motivation entscheidet maßgeblich über den Erfolg von Anti­wilderei­maß­nahmen. Daher sind neue Trainings­module, die Ent­wick­lung von Spezial­ein­heiten sowie eine verbesserte Ausrüstung weitere wichtige Bestandteile des Sicherheits­konzeptes für ein Schutzgebiet.

Zu­sam­men­ar­beit mit der Bevölkerung

Im Umfeld der Schutzgebiete gibt es Dörfer und Siedlungen. Wilderer müssen diese meist durch­queren, um die Elefanten und Nashörner in den Schutz­ge­bieten zu töten. Oft rekrutieren sie dort auch ihre Helfer. "Die örtliche Be­völkerung spielt eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen die Wilderei: Profitiert die Bevölkerung von den nahegelegenen Schutzgebieten oder werden wirksame Selbst­ver­wal­tungs­struk­turen in den Gemeindegebieten aufgebaut, führt dies meist zu einer Abnahme der Wilderei. Die Dorfbewohner werden zu Helfern des Naturschutzes und können zum Beispiel verdächtige Personen und Fahrzeuge frühzeitig melden oder stehen den Wilderern als ortskundige Helfer nicht mehr zur Verfügung", sagte Kerstin Faehrmann, die Leiterin des Referats Umwelt und nach­hal­tige Nutzung natürlicher Ressourcen im BMZ.

Das BMZ hat daher zum Beispiel in Tansania ein großes, mehrjähriges Programm zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Bio­di­ver­si­tät beauftragt, das KfW und GIZ in Zu­sam­men­ar­beit mit der ZGF durchführen.

Das Programm trägt zur ländlichen Ent­wick­lung und zur Sicherung der Integrität der global be­deut­samen Ökoysteme in Tansania bei. Von den Maßnahmen soll ins­be­son­dere die arme und ländliche Bevölkerung in den marginalisierten Gemeinden im Osten und Nord-Westen der Serengeti profitieren. Das Programm wird unter anderem die soziale und wirt­schaft­liche Infra­struk­tur (Straßen, Schulen und Ge­sund­heits­stationen) in ausgewählten Distrikten im Umfeld der Schutzgebiete sowie den Schutz natürlicher Ressourcen wie Wälder, Wasserläufe und der Wildtierbestände in den Gemeinden verbessern. Außerdem werden Modelle entwickelt, die der lokalen Bevölkerung ermöglichen, auch selbst am Schutz von Natur und Wild­tier­bestand zu verdienen. Unterstützt wird auch die Schulung und Ausbildung auf Ebene der Schutz­g­ebiets­ver­waltungen und die Infra­struk­tur­aus­sstattung im Serengeti Nationalpark und Selous Wildreservat.

Auch in anderen afrikanischen Partnerländern ist die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in das Management von Schutzgebieten ein wesentlicher Ansatz der der deutschen Ent­wick­lungs­zusam­men­ar­beit.

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