GREIFSWALD/ROSTOCK (dpa-AFX) - Der von der Bundesregierung berufene Corona-Experte Lars Kaderali hält die Diskussion um Zahlen zur Krankenhausauslastung durch das Coronavirus teilweise "für ziemlich abwegig". Der Deutschen Presse-Agentur sagte der Bioinformatiker am Montag: "Für die Belastung in den Krankenhäusern macht es überhaupt keinen Unterschied, ob ein Patient mit Corona oder wegen Corona eingeliefert wird." Auch ein Unfallpatient, bei dem eine Corona-Infektion festgestellt wird, müsse isoliert werden. Ebenso müsse sich das Personal schützen.

Nach einem Bericht des "Nordkuriers" hatte etwa René Domke, Fraktionschef der FDP im MV-Landtag, eine differenzierte Betrachtung gefordert. "Am Ende hängen zu wichtige Entscheidungen für das Leben der Menschen in diesem Land und für viele Branchen davon ab", wird er zitiert. Der Bericht verweist auf Zahlen, nach denen im Nordosten in der zweiten und dritten Kalenderwoche des Jahres weniger als die Hälfte der Corona-positiven Patienten auch wegen Corona eingeliefert wurden.

Kaderali verteidigt, dass die Gesamtzahl der Corona-positiven Patienten auch für Entscheidungen etwa zur Kontaktreduzierung herangezogen wird. "Hier ging es immer darum, die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern." Es sei der einzig richtige Weg, alle Patienten bei denen eine Corona-Infektion festgestellt wird, zu zählen. Zudem könne ein Patient, der mit Corona kommt, durchaus ein Patient werden, der wegen Corona im Krankenhaus ist - wenn sich seine Erkrankung verschlimmert.

Nach Meinung des Rostocker Tropenmediziners Emil Reisinger ist eine gesonderte Erfassung nur in Ausnahmen möglich. Alle Corona-positiven Patienten gingen in die Hospitalisierungsinzidenz ein, sagte Reisinger am Montag. Solche Unterscheidungen seien nur bei eindeutigen Diagnosen wie bei einem Patienten mit einem Beinbruch und anschließender Positiv-Testung möglich. Es gebe aber viele Krankheiten wie beispielsweise eine Durchfallerkrankungen bei einem positiv Getesteten. Da sei die Unterscheidung nicht möglich./chh/DP/eas