Börsen-Zeitung: Flucht ins Ausland / Kommentar von Martin Fritz zum
Zusammenschluss der beiden Pharmakonzerne Takeda und Shire
   Frankfurt (ots) - Ohne zwei Besonderheiten hätte es das Angebot  
von Takeda für Shire kaum gegeben: Erstens würde kein Japaner an der 
Spitze des Traditionskonzerns, der aus einem Medizingroßhändler von 
1781 hervorging, es wagen, ein eineinhalbmal so großes 
Auslandsunternehmen zu schlucken und dafür einen Kredit von 31 Mrd. 
Dollar aufzunehmen  - fast genau so viel wie der eigene Börsenwert.

   Zugleich muss der französische Konzernchef  Christophe Weber froh 
sein, dass die handzahmen Aktionäre in Japan ihre Interessen nur 
selten gegen das Management durchsetzen. Schließlich hat sich der 
Aktienkurs von Takeda in den vier Jahren seit seinem Eintritt in die 
Geschäftsführung unterm Strich nicht bewegt. Umsatz und Gewinn 
stagnierten oder sanken. Ein westlicher Verwaltungsrat hätte Weber 
womöglich längst in die Wüste geschickt.

   Die Leidensfähigkeit der japanischen Aktionäre ergibt sich aus der
Zwickmühle, in der Takeda und seine japanischen Rivalen stecken. 
Eigentlich müsste die Alterung in Japan gut für die Pharmahersteller 
sein, aber der japanische Staat deckelt durch Preisdiktate und 
Generika die Ausgaben für Arzneimittel rigoros, während die 
Bevölkerung rapide schrumpft. Daher bleibt Takeda  nur die Flucht ins
Ausland, um Umsatz und Gewinn zuzukaufen und ihre Pipeline mit neuen 
Wirkstoffen zu füllen. Dabei verfolgt Konzernchef Weber die gleiche 
teure Strategie wie der Rest der globalen Branche, indem er auf 
seltene Krankheiten und den US-Markt fokussiert, wo jeweils weniger 
Preisdruck herrscht.

   Die kühne Übernahme von Shire macht Takeda zum weltweit 
achtgrößten Hersteller, der mit Arzneimitteln für seltene 
Krankheiten, Krebs, Blutgerinnung sowie Erkrankungen des 
Nervensystems und des Magen-Darm-Traktes breit aufgestellt wäre.  
Damit hätte Weber die Vorgabe seines Mentors Yasuchika Hasegawa 
abgearbeitet, die Zukunft von Takeda durch eine verschärfte Expansion
ins Ausland zu sichern.

   Dennoch haben die Börsenampeln bisher nicht auf Grün geschaltet. 
Der Aktienpreis von Shire liegt weit unter dem Takeda-Gebot. De facto
handelt es sich nämlich um eine Verschmelzung mit Shire, deren 
Aktionäre die Hälfte der künftigen, hoch verschuldeten Takeda 
erhalten. Auch die Aussicht auf eine Börsennotierung in Tokio  
gefällt vielen Shire-Eignern nicht. Ihnen verspricht Weber nun  
Synergien   von 1,4 Mrd. Dollar. Diesen letzten Schalmeienklängen des
klugen Franzosen dürften die Aktionäre am Ende kaum widerstehen 
können.

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