US-Banken in der besten aller Welten / Kommentar zu den Quartalszahlen
der US-Banken von Anne Sleegers
Frankfurt (ots) - Ups, sie haben es wieder getan. Wie bereits im dritten Quartal
haben die US-Finanzkonzerne J.P. Morgan und Citi auch im vierten Quartal die 
Prognosen der Marktbeobachter übertroffen. Dabei waren die Erwartungen der 
Analysten durchaus hoch gesteckt, nachdem sich im Jahresverlauf zunehmend 
abgezeichnet hatte, dass die Geschäftsmodelle bestens geeignet sind, um 
Handelskonflikt und Zinssenkung wegzustecken.

Als Universalbanken sind sowohl J.P. Morgan als auch Citi gleich in mehrfacher 
Hinsicht Profiteure von "America First", dem Credo von US-Präsident Donald 
Trump, das je nach Herkunft und Weltanschauung des Betrachters als Versprechen 
oder Schlachtruf verstanden werden kann.

Eine historisch niedrige Erwerbslosenquote von 3,5% ist nicht nur geeignet, die 
Wahlversprechen des Präsidenten als erfüllt anzusehen, sondern beflügelt auch 
die Konsumlaune und die Neigung, sich den Wunsch nach den eigenen vier Wänden zu
erfüllen. Das spiegelt sich in allen Bereichen des Privatkundengeschäfts wider, 
das sowohl bei J.P. Morgan als auch bei Citi herausragend läuft. Die 
US-Zinssenkung hat das Ihrige dazu getan, dass insbesondere das Geschäft mit 
Konsumentenkrediten boomt. Laut einer Studie der Notenbank summieren sich die 
2019 ausgereichten Kredite der 25 größten US-Kreditinstitute per Ende Dezember 
auf 1,2 Bill. Dollar, was im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs um 13% 
entspricht. Auch das Kreditkartengeschäft blüht.

Nicht weniger rund läuft es im Investment Banking. Die robuste Konjunktur und 
anhaltende Spannungen mit China machen die USA für Investoren aus aller Welt zum
derzeit attraktivsten Zielland für Firmenübernahmen - da liegt es nahe, 
US-Banken zu mandatieren, die nicht nur global die Top-Adressen sind, sondern 
auch über die besten lokalen Marktkenntnisse verfügen. Im Wertpapierhandel 
werden die starken Ergebnisse im Schlussquartal zusätzlich aufgehübscht vom 
Basiseffekt, der aus dem Ausverkauf an den Weltbörsen im Vorjahresquartal 
resultiert.

Von allzu langer Dauer wird die beste aller Welten für die US-Banken nicht sein.
Stottert der Konjunkturmotor und zeigt die Kreditkarte ihr wahres Gesicht als 
Überschuldungsfalle für Privathaushalte, wird Risikovorsorge die Gewinne 
unweigerlich schmälern oder aufzehren. Der unter Trump eingeleitete Trend zur 
Deregulierung mag den Banken vorübergehend dabei helfen, die Folgen eines 
Abschwungs abzufedern - auf lange Sicht kann er sie in die nächste Krise führen.

(Börsen-Zeitung, 15.01.2020)

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