Experten sagen, dass der Anstieg in Bremen ein Vorbote dafür sein könnte, wohin sich Deutschland als Ganzes in den kommenden Tagen entwickeln wird.

Die Sieben-Tage-Infektionsrate in Bremen war am Donnerstag mit 800 Fällen pro 100.000 Einwohner die höchste in Deutschland und mehr als doppelt so hoch wie die bundesweite Rate von 303, so das Robert Koch-Institut (RKI) für Infektionskrankheiten.

"Ich gehe davon aus, dass Bremen ein wenig weiter ist als andere Bundesländer", sagte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen.

Er sagte, er erwarte, dass viele Bundesländer in den kommenden Tagen ähnliche Infektionsraten wie Bremen melden werden.

Die deutschen Staats- und Regierungschefs werden im Laufe des Freitags darüber beraten, wie sie auf die Omicron-Variante reagieren sollen. Zu den Maßnahmen gehört die Verkürzung der COVID-19-Selbstisolierungszeiten, da befürchtet wird, dass kritische Dienste zum Stillstand kommen könnten, wenn die Fallzahlen in die Höhe schnellen.

Die Lage Bremens in der Nähe der Niederlande und Dänemarks, wo Omicron bereits die vorherrschende Variante ist, könnte ein Grund für die höhere Infektionsrate im Bundesland sein, sagte Zeeb.

Nach Angaben des RKI vom Donnerstag ist Omicron inzwischen für mehr als 85% der Coronavirus-Infektionen in Bremen verantwortlich und liegt damit deutlich über dem bundesweiten Wert von etwa 44%.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass es der Stadt Anfang letzten Jahres gelungen ist, einen Großteil der Einwohner zu impfen.

"Sie haben jetzt möglicherweise eine größere Impflücke als andere, die etwas später (mit der Impfung) dran waren", sagte er.

Studien haben gezeigt, dass der Schutz gegen Omicron im Laufe mehrerer Monate nachlässt https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/significant-increase-protection-vs-omicron-mrna-boosters-study-says-2021-12-22 und nach einer Auffrischungsimpfung wieder zunimmt.

In Bremen, dem kleinsten der 16 deutschen Bundesländer mit weniger als 700.000 Einwohnern, sind fast 84% der Bevölkerung doppelt geimpft, verglichen mit einer bundesweiten Zahl von etwa 72%. Etwa 44% haben eine Auffrischungsimpfung erhalten, im Vergleich zu 42% im Bundesgebiet.

Bremen ist auch ein etwas genaueres Abbild der tatsächlichen Zahlen in Deutschland, weil die Coronavirus-Tests dort während der Ferienzeit nicht so stark zurückgegangen sind wie in vielen anderen Regionen, fügte Zeeb hinzu.

Letzte Woche sagte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Zahl der neuen Fälle sei zu niedrig gemeldet worden und die tatsächliche Infektionsrate sei etwa zwei- bis dreimal so hoch wie die offiziell gemeldete Zahl.

Die Landesregierung hat am Donnerstag weitere Beschränkungen eingeführt, um die Infektionen einzudämmen. Unter anderem muss ein negativer Schnelltest oder der Nachweis einer Auffrischungsimpfung erbracht werden, um Restaurants oder kulturelle Veranstaltungen betreten zu dürfen, zusätzlich zum Nachweis einer Doppelimpfung.

Trotz der Rekord-Infektionsrate in Bremen waren die Krankenhäuser des Landes nicht so stark belastet wie in den ersten drei Wellen der Pandemie, da die mit der neuen Variante infizierten Patienten mit milderen Symptomen eingeliefert wurden, sagte Lukas Fuhrmann, Sprecher des Bremer Gesundheitssenats.

Ärzte sagen, dass sich die Situation in den Krankenhäusern jedoch bald verschlechtern könnte und dass die Nicht-Intensivstationen bereits mit Patienten mit milderen Lungensymptomen überlastet sind.

Die Zahl der Krankenhausaufenthalte in der Stadt Bremen lag am Donnerstag bei 13,6 Fällen pro 100.000 Einwohner und damit dreimal so hoch wie die bundesweite Zahl von etwa 3 Fällen.

"Die Situation ist sicherlich ein Alptraum", sagte Felix Diekmann, der ärztliche Direktor des Krankenhauses St. Joseph-Stift in Bremen. Obwohl die Situation noch überschaubar sei, müsse die Stadt COVID-19-Patienten möglicherweise in andere Bundesländer verlegen, wenn ihr die Intensivbetten ausgehen, sagte er.