Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Der Ausbau der Windkraft an Land hat sich im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar deutlich erhöht, der Zubau ist nach Angaben aus der Branche aber nicht kräftig genug, um die Ziele des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu erreichen. Von Januar bis Juni wurden in Deutschland 240 Onshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 971 Megawatt (MW) installiert, teilten der Bundesverband Windenergie (BWE) und VDMA Power Systems mit. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war das eine Steigerung um rund 62 Prozent. Der Zubau im ersten Halbjahr 2021 übertrifft zudem bereits die Menge, die im Gesamtjahr 2019 installiert wurde.

"Die Entwicklung der Ausbauzahlen von Windenergie an Land bleibt positiv. Die Talsohle ist durchschritten", erklärte BWE-Präsident Hermann Albers. Die letzten Ausschreibungsergebnisse zeigten, dass sich die Genehmigungslage weiter verbessere. "Vor uns liegt allerdings immer noch ein steiniger Weg, den es jetzt dringend zu ebnen gilt", hob er hervor. Um die ambitionierten Klimaziele auf europäischer und nationaler Ebene zu erreichen, müssten jetzt politische Weichen gestellt werden. Ein wesentlicher Baustein sei dafür die Verbesserung der Flächen- und Genehmigungssituation.

Mit dem Bund-Länder-Kooperationsausschuss für mehr Flächen und Genehmigungen sei im EEG 2021 ein Rahmen geschaffen worden, der nun zur Beschlussfassung konkreter Maßnahmen genutzt werden müsse. Die Klärung der Flächenpotenziale im Kooperationsausschuss sollte noch vor der Regierungsbildung konkrete Ergebnisse erreichen, forderte Albers. Erhebliche Flächeneffizienz liege im Repowering bei gleichzeitig beschleunigten Verfahrensabläufen. "Diese müssen jetzt realisiert werden", verlangte er.

"Das erneute Marktwachstum reicht nicht aus, um die Zielvorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2021 von knapp 4.000 MW pro Jahr zu erfüllen", erklärte der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Matthias Zelinger. Mit dem deutschen Klimaschutzgesetz mit seinem Ziel von 65 Prozent CO2-Minderung in Deutschland bis 2030 und der jüngsten Anpassung der Stromverbrauchsprognose durch das Bundeswirtschaftsministerium werde eine weitere Erhöhung der jährlichen Brutto-Ausbauziele für die Windenergie an Land auf mindestens 5.000 MW in Deutschland erforderlich. Das Tempo für Flächenausweisung und der Abbau von Genehmigungshemmnissen müsse jetzt stark beschleunigt werden, mahnte auch er.

Notwendig seien konkrete Lösungen, die sofort wirken, erklärten die beiden Verbandschefs. Nach der Bundestagswahl gelte es, keine Zeit zu verlieren. "Die nächste Bundesregierung muss vor dem Jahresende gesetzgeberisch tätig werden. Sie muss in den ersten 60 Tagen die Weichen für Genehmigungen in einer Größenordnung von 6.000 MW pro Jahr stellen." Damit ließe sich die Delle im Zubau 2018 bis 2021/2022 auffangen. Für das Gesamtjahr 2021 gingen die Verbände nun von einer Bandbreite von 2.200 bis 2.400 MW aus, nachdem sie zu Jahresbeginn 2.000 bis 2.500 MW erwartet hatten. Störungsfreie Abläufe in den Lieferketten und bei der Errichtung würden vorausgesetzt.

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July 27, 2021 07:52 ET (11:52 GMT)