Die Investition habe leider noch kein grünes Licht von der Konzernführung in Paris bekommen, erklärte Opel-Chef Michael Lohscheller in einem Schreiben an die Beschäftigten, das Reuters am Montag vorlag. "Denn die Verhandlungen mit unseren Sozialpartnern haben noch nicht zu einer Einigung geführt."

Das Unternehmen fordert von den Beschäftigten Lohnverzicht als Gegenleistung für Investitionen und Beschäftigungsversprechen. IG Metall und Betriebsrat verweigern das. Opel habe bisher nicht seine Verpflichtung erfüllt, die deutschen Standorte mindestens bis Ende 2020 auszulasten, kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger. "Verträge sind einzuhalten, dazu fordern wir auch Opel auf."

Opel gehört seit August zum französischen Autobauer PSA. Der Hersteller der Marken Peugeot und Citroen hatte die seit 20 Jahren Verlust schreibende Marke mit dem Blitz dem US-Konzern General Motors abgekauft. Ende des Jahres präsentierten Lohscheller und PSA-Boss Carlos Tavares einen Sanierungsplan, mit dem das Unternehmen bis 2020 Gewinn machen soll - ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen. Das Management ringt mit Betriebsrat und IG Metall seither über die Planung für jeden einzelnen Standort. Während das Unternehmen in Werken außerhalb Deutschlands von den Arbeitnehmern Zugeständnisse gegen Investitionszusagen durchsetzen konnte, fordert die Gewerkschaft in Deutschland verhandlungsnahen Kreisen zufolge Beschäftigungsgarantien und Auslastungspläne bis Mitte des kommenden Jahrzehnts. Der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für die rund 19.000 Opelaner in Deutschland läuft Ende des Jahres aus.

Das kleinste Werk Eisenach mit seinen rund 1800 Beschäftigten baut derzeit noch die Kleinwagen Corsa und Adam. Der neue Opel Corsa soll jedoch in Spanien gefertigt werden. Bei dem möglichen neuen Modell für Eisenach handele es sich um das SUV Grandland, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person. Zur langfristigen vollen Auslastung des Werks sei aber ein zweites, volumenstarkes Modell notwendig.

LOHSCHELLER: KEIN "WEITER SO"

Am Freitag waren die Verhandler ohne Annäherung auseinandergegangen. "Das ist sehr enttäuschend", erklärte Lohscheller. Es müssten jetzt andere Wege gefunden werden, um Opel wettbewerbsfähig zu machen. "Weiter wie bisher" sei keine Lösung. Allerdings kündigte er an, die Tariferhöhung nach dem Branchenvertrag ab April doch auszuzahlen. Lohscheller hatte eine Stundung beantragt, die die IG Metall ablehnte. Die Verhandlungen sollen jetzt weitergehen.

Schützenhilfe bekam die Arbeitnehmerseite von SPD-Politikern. Tavares hatte der Bundesregierung und den betroffenen Landesregierungen vor der Übernahme versprochen, alle deutschen Standorte zu erhalten. Führende SPD-Politiker aus den Bundesländern mit Opel-Standorten ermahnten den Konzernlenker jetzt, einmal gemachte Zusagen bei der Sanierung des defizitären Autoherstellers nicht infrage zu stellen. "Wir erwarten die Einhaltung der Zusagen für Investitionen und Beschäftigte aus dem letzten Jahr", forderte Hessens SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und dem thüringischen Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee, unterstützt von SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles.

Die Landespolitiker trafen sich nach einem Bericht des "Manager-Magazins" mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Hubertus Heil (SPD), um die Lage bei Opel zu besprechen. Tavares sei persönlich eingeladen gewesen, aber nicht gekommen. Das Unternehmen habe wegen des kurzen Vorlaufs und den intensiven Verhandlungen mit den Sozialpartnern der Einladung nicht folgen können, erklärte ein Opel-Sprecher.