Frankfurt (Reuters) - Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) hat auf ihrer jüngsten Zinssitzung im Oktober die Befürchtung umgetrieben, die hohe Inflation könnte sich im Euro-Raum für längere Zeit festsetzen.

Es seien daher weitere Zinserhöhungen erforderlich, hieß es im Protokoll des Zinstreffens vom 26. und 27. Oktober, das die EZB am Donnerstag veröffentlichte. Eine Mehrheit der Währungshüter habe sich auf der Sitzung für einen erneuten Jumbo-Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte ausgesprochen. Zu diesem Beschluss waren die Euro-Wächter dann auch schließlich gelangt. Wenige Ratsmitglieder sprachen sich laut Protokoll für eine kleinere Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte aus.

"Es war auch klar, dass die Zinssätze weiter angehoben werden müssen" hieß es im Protokoll. Auf diese Weise werde an ein Zinsniveau gelangt, mit dem das mittelfristige Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent erreicht werde. Währungshüter hätten auf dem Treffen die Ansicht vertreten, dass der Straffungskurs auch dann noch fortgesetzt werden müsse, wenn sich der geldpolitische Kurs bereits in den weitgehend neutralen Bereich bewegt habe. Unter dem neutralen Bereich verstehen Volkswirte ein Zinsniveau, das eine Volkswirtschaft weder anheizt noch bremst.

Die EZB hatte im Juli angesichts des anhaltenden Inflationsschubs die Zinswende eingeleitet. In insgesamt drei Schritten hat sie in wenigen Monaten die Schlüsselsätze um insgesamt 2,0 Prozentpunkte angehoben. Der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen und der am Finanzmarkt momentan als der maßgebliche Zinssatz gilt, liegt damit aktuell bei 1,5 Prozent. Zuletzt hatte eine Reihe Währungshütern dafür argumentiert, dass nach zwei Jumbo-Zinserhöhungen im September und im Oktober um jeweils 0,75 Prozentpunkte nun auf der kommenden Zinssitzung am 15. Dezember ein kleinerer Schritt um 0,50 Prozentpunkte angemessen sei.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)