LEIPZIG (dpa-AFX) - Zwei ehemalige Vorstände der kollabierten SachsenLB haben die Untreue-Vorwürfe gegen sie scharf zurückgewiesen. Die Vorhaltungen der Staatsanwaltschaft gegen den Ex-Vorstandchef Herbert Süß (76) und den früheren Kapitalmarktvorstand Stefan Leusder (60) seien "absurd" und "lebensfremd", erklärten deren Verteidiger am Freitag zum Auftakt eines Prozesses im Landgericht Leipzig. (Az: 15 KLs 20 Js 45700/07 (2)

Die beiden Bankmanager sind wegen Untreue und Bilanzfälschung angeklagt. Sie sollen fragwürdige Kreditersatzgeschäfte der SachsenLB über irische Zweckgesellschaften genehmigt und gebilligt haben. Diese Dublin-Deals brachten die kleinste deutsche Landesbank im Sommer 2007 an den Rand des Ruins. Die SachsenLB wurde eilig an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) notverkauft.

Staatsanwalt Jens Heinrich warf den Vorständen in seiner rund dreistündigen Anklageverlesung zahlreiche Pflichtverstöße vor. Ab 2006 hätten sich die Anzeichen für eine Krise auf dem US-Immobilienmarkt vermehrt, sagte der Staatsanwalt. Süß und Leusder hätten aber nicht mit einem Stopp der hoch spekulativen Geschäfte mit US-Krediten reagiert. Im Gegenteil: In ihrer Amtszeit sei das Geschäft sogar massiv ausgebaut worden. Die Risiken seien in den Bankbilanzen verschleiert worden.

Im Sommer 2007 betrug das Volumen der Deals 17,66 Milliarden Euro. Dafür haftete die SachsenLB laut Staatsanwaltschaft praktisch in vollem Umfang - und mit ihr die Eigentümer, der Freistaat Sachsen und die Sachsen Finanzgruppe. "Die angestrebten Erträge standen in keinem Verhältnis zu den Risiken", sagte Heinrich.

Verteidigerin Barbara Livonius erklärte, Vorstandschef Süß sei es einzig und allein um die Sicherung der SachsenLB gegangen. Niemals habe er vorsätzlich zum Schaden der Bank gearbeitet. Als Süß den Posten 2005 antrat, habe sich die SachsenLB bereits in einer mehr als kritischen Situation befunden. "Kein Vorstand einer Bank nimmt bei seinen Entscheidungen in Kauf, dass die Bank dadurch ruiniert werden könnte. Das ist schlicht lebensfremd", sagte Livonius.

Leusders Verteidigung argumentierte, dass die Finanzkrise für die Landesbanker nicht vorhersehbar gewesen sei. "Um den Anforderungen der Staatsanwaltschaft Leipzig zu genügen, hätten die Vorstände der SachsenLB wohl Hellseher sein müssen", sagte Anwalt Udo Wackernagel. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt./bz/DP/stw