BERLIN (dpa-AFX) - Deutschlands Großhändler und Exporteure gehen angesichts zahlreicher Krisen verhalten ins neue Jahr. Unsicherheit herrsche in den Unternehmen nicht nur wegen Flüchtlingskrise und Terrorgefahr, sondern auch mit Blick auf die noch nicht ausgestandene Euro-Staatsschuldenkrise.

"Die nach wie vor mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die anhaltenden unsoliden Staatsfinanzen auch großer Euroländer sind das Einfallstor für Populisten und Nationalisten und befördern die innere Erosion Europas", warnte am Dienstag der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, in Berlin.

Für 2016 erwarte der Großhandel stagnierende Umsätze auf dem Vorjahresniveau von 1120 Milliarden Euro. Im Rekordjahr 2012 lagen die Großhandelsumsätze bei 1144 Milliarden Euro. Neue Arbeitsplätze werden in der Branche derzeit nicht mehr im großen Stil geschaffen: Gab es im Handel 2015 noch 11 000 neue Stellen, werden für 2016 nur noch 5000 zusätzlich Beschäftigte erwartet. Insgesamt sind im Groß- und Außenhandel 1,93 Millionen Menschen beschäftigt. Der Verband BGA vertritt die Interessen von 125 000 Firmen, die meisten davon sind Mittelständler.

Die Flüchtlingskrise begreifen 70 Prozent der Handelsunternehmen als Chance für Europas größte Volkswirtschaft, wie eine BGA-Umfrage ergab. Die Migranten könnten aber nur auf Jobs hoffen, wenn sie ausreichend Deutsch können: "Der Großhandel kann den Flüchtlingen eine berufliche Perspektive bieten, in das Arbeitsleben einzusteigen. Allerdings hängt dies stark von den Vorkenntnissen der Flüchtlinge ab", meinte Börner.

Die Wirtschaft traut dabei den Ansagen der Bundesregierung nicht, dass die schwarze Null im Haushalt trotz der Milliardenkosten der Flüchtlingskrise zu halten sei. Rund 62 Prozent der befragten Firmen sehen einen ausgeglichenen Haushalt als unrealistisch an. Sollte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mehr Geld für die Flüchtlinge brauchen, sind 64 Prozent der Firmen dafür, den Mehrbedarf durch Einsparungen an anderer Stelle im Bundeshaushalt zu decken. Neue Schulden oder höhere Steuern lehnt die Wirtschaft ab./tb/DP/stb