Berlin (Reuters) - Die Bundesregierung will den großflächigen Einsatz von klimafreundlicher Wärme weiter erleichtern.

So solle der Anschluss von Häusern und Wohnungen an das Fernwärme-Netz auch gesetzlich vereinfacht werden, sicherte Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck am Montag zu. Man wolle in dieser Wahlperiode noch die Fernwärme-Anschlussverordnung dafür ändern. Neben der Finanzierung seien auch die Genehmigungsverfahren ein Problem, räumte der Grünen-Politiker zum Auftakt einer Dialog-Reihe mit Ländern, Kommunen und Verbänden zur Wärmeversorgung in den Städten ein. "Mit den Genehmigungszeiten, wie wir bisher so kannten, bekommen wir das nicht hin." Der Bund werden seinen Teil beitragen, umgesetzt werden müsse das aber auf lokaler Ebene. "Da schwanken die Ämter noch sehr stark."

Während das umstrittene Heizungsgesetz es Haus- und Wohnungseigentümern möglich machen soll, ihre Heizungen in den nächsten Jahren auf mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie umzustellen, sollen die rund 12.000 Kommunen großflächige Wärmeplanungen entwickeln. Bis Mitte 2028 müssen alle so eine Planung vorlegen und damit offenlegen, welche Gebäude an eine zentrale Wärmeversorgung angeschlossen werden können. Diese muss dann auch auf 65 Prozent erneuerbare Energien basieren.

An das bestehende Fernwärmenetz sind in Deutschland etwa 15 Prozent der Haushalte und zudem viele Industriebetriebe angeschlossen. Neben den Wärmepumpen in Haushalten soll die Fernwärme die entscheidende Rolle spielen. Meist sind es Kraftwärme-Kopplungsanlagen bei denen die Abwärme bei der Stromproduktion etwa zum Heizen von Wohnquartieren in Ballungsräumen genutzt wird. Die Fernwärme oder auch Nahwärme könnten so für viele Haushalte gerade in Ballungsgebieten die Alternative zur Wärmepumpe sein.

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) verwies auf den Einsatz von Biogas, Großwärmepumpen, Geothermie und auch das Potenzial von Abwasser. Im Mittelpunkt steht dabei der Gebäudebestand. Bei Neubauten gilt eine Pflicht zu klimafreundlichen Heizungen bereits seit diesem Jahr. Hier laufe es gut, sagte Habeck. Die Zahl der Anträge für Hilfen zum Einbau von Wärmepumpen steige wieder. Er verwies darauf, dass die Preise für CO2-Verschmutzungsrechte Gas und Öl in den nächsten Jahren erheblich verteuern würde, klimafreundliche Technologien würden so im Vergleich immer günstiger.

Diskutiert wird bei der Fernwärmeversorgung aber auch der Wettbewerb: Wer Kunde eines Fernwärmeproduzenten wird, liefert sich meist einem Monopol aus und kann den Anbieter praktisch nicht wechseln. Verbraucherschützer kritisieren zudem, dass die Preise der Fernwärmeproduzenten intransparent sind und teils erheblich von Kommune zu Kommune schwanken.

Die Monopolkommission der Regierung warnte in ihrem am Montag veröffentlichtem Gutachten vor einer Verfestigung der Monopole. Zu hohe Preise könnten die Akzeptanz für die Wärmewende in der Bevölkerung schwinden lassen. Kurzfristig nötig seien daher mehr Transparenz, auch eine Preisbegrenzung denkbar. Habeck selbst hatte bereits ein Transparenz-Plattform ins Auge gefasst und bis Herbst weitere Lösungen bei den Preisen angekündigt.

Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Allerdings wird derzeit noch zu 80 Prozent mit Gas oder Öl geheizt.

(Bericht von: Markus Wacket und Christian Krämer; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)