Zürich (awp) - In den grossen urbanen Zentren der Industrieländer ist der Markt für Wohnimmobilien fast überall überbewertet. Ausserdem ist das Risiko einer Immobilienblase im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Global Real Estate Bubble Index der UBS.

Insgesamt sind dabei drei Viertel der 20 untersuchten Städte entweder überbewertet oder dem Risiko einer Blase ausgesetzt. Am höchsten ist das Blasenrisiko in Toronto, gefolgt von Stockholm, München, Vancouver, Sydney, London, Hongkong und neu Amsterdam. Die holländische Hauptstadt war letztes Jahr noch lediglich überbewertet. Am anderen Ende des Rankings ist Chicago die einzige Stadt mit einem unterbewerteten Eigenheimmarkt.

Die Position Torontos an der Spitze des Rankings sei nicht überraschend, erklärte Matthias Holzhey, Leiter Swiss Real Estate Investments bei der UBS, am Donnerstag an einer Pressekonferenz in Zürich. "Die kanadische Metropole boomt, was im letzten Jahr einen Preisanstieg auf dem Häusermarkt von bis zu 20% zur Folge hatte", so Holzhey.

SCHWEIZER STÄDTE IN UNTERER HÄLFTE

Die Schweizer Städte befinden sich im Ranking in der unteren Hälfte der überbewerteten Städte. Konkret seien die Wohnungspreise in Zürich seit 2012 um 10% gestiegen, in Genf hingegen um 10% gesunken. In der Calvin-Stadt sei die Talsohle damit wohl erreicht. Die Bewertungen hätten in den letzten Quartalen synchron zum einsetzenden Preisanstieg wieder angezogen. In Zürich seien die realen Preise in den letzten vier Quartalen um 2% gestiegen.

In Europa verzeichnete in den letzten vier Quartalen vor allem Paris bei seiner Bewertung im Index eine markante Zunahme. Aber auch in München, Amsterdam oder Frankfurt habe man einen Anstieg beobachtet, so die Bank. Als einzige europäische Stadt befinde sich Mailand aktuell nicht im überbewerteten Bereich. Für London bestehe weiterhin das Risiko einer Blase, es habe sich aufgrund des Brexit-Entscheids allerdings etwas abgeschwächt.

ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG HÄNGT VON ZINSEN AB

Für die nähere Zukunft rechnet die UBS wegen tiefen Hypothekarzinsen, knappem Wohnungsangebot und einkommensstärkerer Haushalte mit weiter steigenden Immobilienpreisen. Zusätzlich angefeuert werde die Nachfrage von chinesischen Investoren, die lokale Kaufinteressenten aus dem Markt verdrängten.

Für den Häusermarkt in Genf und Zürich kommen eine Reihe von Spezialfaktoren zum Tragen, erklärte Holzhey. Einerseits könnte eine Zunahme der Leerstände zu einem Rückgang der Preise führen. Andererseits spiele das Verhalten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eine Rolle. "Weiterhin steigende Preise im Häusermarkt sind nur dann zu erwarten, wenn die Zinsen weiterhin tief bleiben", erklärte Holzhey.

Schliesslich spiele auch das Verhältnis der Schweiz zur EU eine Rolle. Komme es hier zu politischen Spannungen, könnte sich das negativ aufs Wirtschaftswachstum auswirken. Das wiederum könnte den Häusermarkt in Bedrängnis bringen.

"REGE NACHFRAGE NACH WOHNEIGENTUM"

Im Vergleich zu anderen Ländern können sich Schweizer ausserdem nach wie vor relativ gut ein Eigenheim leisten. "Der Erwerb einer 60-Quadratmeter-Wohnung in Zürich kostet einen qualifizierten Angestellten des Dienstleistungssektors sechs Jahresgehälter", so Matthias Holzhey.

Ein Angestellter in Hong Kong müsste umgekehrt 20 Jahresgehälter zur Seite legen, um sich eine vergleichbare Wohnung leisten zu können. "Für die meisten Hongkonger bleibt der Kauf einer Eigentumswohnung somit ein Wunschtraum", führte Holzhey aus. Im Zentrum Londons, wo für den Kauf einer vergleichbaren Wohnung 15 Jahresgehälter notwendig sind, ist die Situation ähnlich.

Der Global Real Estate Bubble Index der UBS bewertet das Risiko einer Immobilienblase anhand wiederkehrender Muster in ausgewählten Städten. Folgende Klassifizierungen werden verwendet: Unterbewertet (-1,5 bis -0,5), fair bewertet (-0,5 bis 0,5), überbewertet (0,5 bis 1,5) und Blasenrisiko (grösser als 1,5). Die Erfahrungswerte zeigen, dass zwischen 1985 und 2009 mit wenigen Ausnahmen die Immobilienpreise in diesen Städten jeweils innerhalb von 3 Jahren um 30% fielen, wenn der Index über den Wert von 1,0 stieg.

kw/ra