BERLIN (Dow Jones)--Das SPD-Wirtschaftsforum hat mit Blick auf die Debatte um einen möglichen Total-Shutdown vor Kollateralschäden in der Wirtschaft gewarnt. Dies sei "nicht erforderlich", "absurd und völlig ausgeschlossen", sagte Präsident Michael Frenzel. "Das wäre eine katastrophale Panikmaßnahme mit unabsehbaren Folgen für Wirtschaft, Finanzen und die Legitimation des gesamten Systems der Sozialen Marktwirtschaft."

Gerade die Stabilität des Systems habe die Grundlage für einen allgemein akzeptierten Weg der Pandemiebekämpfung geliefert. Selbst die härtesten Lockdown-Maßnahmen mit Fabrikschließungen, wie in Frankreich, Italien und Spanien, hätten die Pandemie nur für kurze Zeit eindämmen können. Offen zeigte sich Frenzel indes für Maßnahmen zur gezielten Eindämmung der Mobilität. Es sei verwunderlich, dass mit Blick auf Hygieneauflagen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bislang zu wenig diskutiert und gehandelt werde. Auch impfbezogen könne noch mehr Engagement nicht schaden.

Auch die Chemiebranche warnte vehement vor einem Shutdown. Eine solche Maßnahme sei in jeder Hinsicht kontraproduktiv, erklärten der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC). "Impfstoffe und Desinfektionsmittel lassen sich nicht im Homeoffice herstellen", betonte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. "Die Produktion in unseren Unternehmen muss weiterlaufen." Wer mitten in der härtesten Krise der letzten Jahrzehnte die Wirtschaft abschalten wolle, müsse zudem erklären, wie das Geld für die zahlreichen Hilfsmaßnahmen erwirtschaftet werden soll, so Große Entrup.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Medienberichten zufolge am Donnerstagabend bei einer CDU-Präsidiumssitzung auf einen Krisengipfel mit den Länderregierungschefs bereits in der kommenden Woche gedrängt. Sie sprach sich laut Teilnehmern vor allem wegen der in Großbritannien grassierenden Mutation des Coronavirus dafür aus, die Kontakte zu reduzieren, hieß es in der Bild-Zeitung. Den ÖPNV wolle zwar keiner einschränken, dieser müsse aber durch mehr Homeoffice entlastet werden.

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January 15, 2021 05:13 ET (10:13 GMT)