Zürich (awp) - Die Schweiz ist wieder vorne mit dabei. Nein, es geht (noch) nicht um die aktuell laufende Fussball-EM, sondern um die weltweite Wettbewerbsfähigkeit.

Nach der Bronzemedaille im Vorjahr hat es die Schweiz gemäss dem Ranking der Lausanner Wirtschaftshochschule IMD nun zurück auf den zweiten Platz geschafft und Irland vom Podest auf den vierten Rang gestossen. Singapur kletterte vom vierten Platz im Vorjahr nun wieder ganz nach oben. Der zweimalige Sieger Dänemark wurde indes nur noch dritter.

Das Lausanner Institut hat in ihrem am Dienstag veröffentlichten "World Competitiveness Ranking 2023" total 67 Länder anhand von 164 Kriterien bewertet. Hierbei habe die Schweiz Fortschritte bei zwei der vier grossen Kategorien gemacht, nämlich in der Wirtschaftsentwicklung und der Leistungsfähigkeit der Firmen. In Führung liegt sie weiter in den Bereichen Infrastruktur und Funktionsfähigkeit des Staates.

Erfolgreiche Staaten passen sich an

Das Erfolgsrezept scheint für die Experten des IMD klar zu sein. So müssten die wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften den sich verändernden globalen Kontext voraussehen und sich anpassen können, heisst es dazu von IMD-Direktor Arturo Bris. Gleichzeitig sollten sie Werte und Wohlstand für ihre Bevölkerung schaffen.

Die grössten Herausforderungen lägen im Übergang zu einer kohlenstoffarmen und kreislauforientierten Wirtschaft. Zudem müsste die zunehmende Integration der Schwellenländer in die Weltwirtschaft berücksichtigt und mit der digitalen Transformation Schritt gehalten werden.

Künstliche Intelligenz im Fokus

Entsprechend kristallisieren sich in den Umfragen des IMD die drei grössten Einflussfaktoren für die Volkswirtschaften heraus: die Adaptierung von künstlicher Intelligenz (KI), die Risiken einer globalen Verlangsamung des Wachstums sowie geopolitische Konflikte.

Dabei sei die reine Einführung von KI die eine Sache, ihre Nutzung eine ganz andere. Denn eine der grössten Schwierigkeiten für Unternehmen sei es, KI-Systeme zur Effizienzverbesserung einzuführen, ohne dabei die Geschäftsabläufe zu stören und die Genauigkeit der Systeme einzuschränken.

In der Umfrage zeigt sich dann auch eine gewisse Priorisierung. Denn zwar sehen 27 Prozent die Wandlung hin zu einer Null-Emissionen-Welt als wichtigen Trend an, allerdings empfinden nur gut 12 Prozent den Einfluss der globalen Erwärmung als relevant. Hier müssten Unternehmenslenker offenbar kurz- und langfristige Prioritäten setzen. Und Umweltrisiken fielen offenbar in die letztere Kategorie, auch wenn die Auswirkungen bereits spürbar seien.

Kleinere Staaten dominieren Top 10

Ein Blick auf die "Top Ten" zeigt eine Dominanz kleinerer Staaten. Wettbewerbsfähigkeit hänge demnach nicht von der Grösse ab, so die Experten. Singapur verdanke die Rückeroberung seines Spitzenplatzes einer robusten Performance in allen vier grossen Kategorien (Wirtschaftsentwicklung, Funktionsfähigkeit des Staates, Leistungsfähigkeit der Firmen und Infrastruktur).

Auf den weiteren Plätzen liegen Hong Kong auf Platz fünf, gefolgt von Schweden, den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE), Taiwan, Niederlande und Norwegen. Die USA als grösste Volkswirtschaft der Welt mussten indes die Top Ten verlassen und rangieren auf dem zwölften Platz, China liegt auf Rang 14 und Deutschland als drittgrösste Wirtschaftsmacht fiel weiter zurück auf Platz 24. Die rote Laterne hält Venezuela.

Aber gerade auch die Schwellenländer holten mit Blick auf Innovation, Digitalisierung und Diversifikation auf. So blickten Länder wie China, Indien, Brasilien, Indonesien oder die Türkei auf starkes Wachstum zurück und seien mittlerweile unverzichtbare Teilnehmer am globalen Handel, bei Investitionen und Innovationen sowie in der Geopolitik. Einerseits böten diese Staaten neue Chancen und Märkte, gleichzeitig seien sie aber auch Quelle für neue Risiken und Unsicherheiten.

dm/tv