PRESSEMITTEILUNG: 10.430-006/13

Wirtschaftliche Erholung und moderate Einkommenszuwächse 2010 in allen Bundesländern, Oberösterreich noch unter Vorkrisenniveau

W i e n , 2013-01-10 - Nach dem Krisenjahr 2009 verzeichneten alle Bundesländer im Jahr 2010 positive nominelle Entwicklungen des Bruttoregionalprodukts (BRP). Die Bundesländer erreichten gegenüber dem Vorjahr nominelle Zuwächse des Bruttoregionalprodukts zwischen 2,8% (Tirol) und
4,4% (Burgenland) - bei einer nominellen BIP-Steigerung Österreichs von 3,7% (siehe Tabelle 1). Das zeigen die Daten von Statistik Austria zu den Regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das Jahr 2010. Erstmals wurden die Berechnungen für die zurückliegenden Jahre bis einschließlich
2000 anhand der revidierten europäischen Aktivitätsklassifikation durchgeführt.
Wien wies 2010 mit einem nominellen Wachstum des BRP von 4,1% nach dem Burgenland (+4,4%) die zweitgünstigste Entwicklung aller Bundesländer auf. Beim BRP je Einwohner rangierte Wien im Bundesländervergleich mit 44.300 Euro unverändert vor Salzburg (39.300 Euro), Vorarlberg (36.200
Euro) und Tirol (35.400 Euro) (siehe Karte 1). Nach dem Einbruch 2009 konnten bis auf Oberösterreich, das 2010 noch unter dem Niveau von 2008 lag, alle Bundesländer 2010 das BRP je Einwohner von 2008 übertreffen.
Eine detaillierte Betrachtung der Wirtschaftsbereiche macht deutlich, dass das Wiener BRP- Wachstum 2010 in erster Linie auf die gute Entwicklung im Handel von +6,3% (und hier vor allem auf die Sparte Großhandel) und die überdurchschnittlichen Zuwächse im Bereich Herstellung von Waren (+13,4%) zurückzuführen ist. Hauptverantwortlich für die dynamische Entwicklung sind Unternehmen, die pharmazeutische und chemische Erzeugnisse herstellen. Darüber hinaus wurde das Wiener Wachstum von einer positiven Entwicklung in den Bereichen Öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheit und Sozialwesen (+3,1%) gestützt. Die genannten Wirtschaftsbereiche sind mit einem Anteil von circa 19% an der Wirtschaftsleistung und 27% an der Beschäftigung in der Bundeshauptstadt überdurchschnittlich stark vertreten. Diese Branchen sind auch ein Grund für den überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs in Wien (+1,0%; Österreich insgesamt +0,7%). In absoluten Zahlen verzeichnete die Bundeshauptstadt mit einem Plus von 9.780
Jobs den größten absoluten Beschäftigtenzuwachs 2010. Einen positiven Beitrag zum Wiener Arbeitsmarkt leistete - neben den bereits genannten Branchen - auch der Wirtschaftsbereich Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen.
Oberösterreichs Wirtschaft - mit dem österreichweit höchsten Anteil des Produzierenden Bereichs (39%) - verzeichnete zwar einen nominellen Anstieg von +3,1%, das Wirtschaftsniveau lag aber noch unter dem des Vorkrisenjahres 2008. Rückgänge im Bauwesen und eine schwache Entwicklung in der Herstellung von Waren waren für die unterdurchschnittliche Performance des Industriebundeslandes verantwortlich. Speziell die Sparten Herstellung von Metallerzeugnissen und Metallerzeugung und
-bearbeitung verzeichneten auch im Jahr 2010 noch nominelle Rückgänge. Aus diesen Gründen wuchs auch das BRP der NUTS 3-Region Linz-Wels mit 2,4% nur unterdurchschnittlich. (siehe Tabelle 2).
Somit verliert Linz-Wels - im Gegensatz zu den beiden Vorjahren - den ersten Platz und rangiert mit einem Bruttoregionalprodukt je Einwohner von 44.200 Euro wieder auf Platz zwei nach Wien. Danach folgten Salzburg und Umgebung mit 43.000 Euro, das Wiener Umland/Südteil (40.800 Euro) und Bludenz-Bregenzer Wald (40.400 Euro). Im Jahr 2010 lagen 11 der 35 NUTS 3 Regionen über dem Österreichwert von 34.100 Euro, die restlichen 24 darunter (siehe Karte 2). Nach wie vor waren die niedrigsten BRP-pro-Kopf-Werte in den nördlichen und (süd-)östlichen Randlagen Österreichs zu finden: Mit 18.200 Euro wurde in der Region Weinviertel das niedrigste BRP je Einwohner
erwirtschaftet, gefolgt vom Mittelburgenland (19.600 Euro), der Region Mühlviertel (19.800 Euro)
und dem Südburgenland (21.300 Euro).
Nach den spürbaren Rückgängen der nominellen Primäreinkommen der privaten Haushalte (-1,7%) im Jahr 2009 verzeichneten diese im Jahr 2010 wieder einen leichten Anstieg in der Höhe von 1%. Die Umverteilung durch die monetären Transfers konnte die Einkommenszuwächse noch leicht erhöhen, sodass das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte 2010 um 1,3% im Vergleich zum Vorjahr wuchs (siehe Tabelle 3). Die privaten Haushalte in Salzburg hatten die niedrigsten nominellen Einkommenszuwächse (0,8%). Im Gegensatz dazu konnten sich die Tiroler Haushalte über die höchsten Zuwächse beim verfügbaren Einkommen (1,6%) freuen.
Das höchste verfügbare Einkommen pro Kopf 2010 erzielten die niederösterreichischen privaten Haushalte mit 21.200 Euro. Wien verzeichnete ex aequo mit Salzburg die zweithöchsten Pro-Kopf- Einkommen (siehe Karte 1). Die geringsten Einkommen wiesen - wie bereits in den letzten Jahren - die privaten Haushalte in der Steiermark und in Kärnten auf (je 19.700 Euro).

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern bei den Pro-Kopf-Werten des verfügbaren Einkommens waren im gesamten Beobachtungszeitraum noch nie so gering. Trotzdem betrug die Einkommensdifferenz zwischen dem höchsten verfügbaren Einkommen je Einwohner in Niederösterreich und dem niedrigsten in Kärnten auf 1.500 Euro im Jahr 2010.

Methodische Informationen, Definitionen: In den Regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen von Statistik Austria werden jährlich Berechnungen zu volkswirtschaftlichen Aggregaten nach Bundesländern (NUTS 2-Regionen) und nach NUTS 3-Regionen entsprechend den Konzepten des ESVG 95 erstellt. NUTS 3- Regionen (EU-weite territoriale Gliederung) sind in Österreich großteils Gruppen von politischen Bezirken, teilweise von Gerichtsbezirken. Die Zeitreihen werden nur zu laufenden Preisen (nominell) erstellt. Erstmals wurden die Berechnungen - auch für die zurückliegenden Jahre - auf Grundlage der revidierten europäischen Aktivitätsklassifikation (ÖNACE 2008) durchgeführt.

Das Bruttoregionalprodukt (BRP) ist die regionale Entsprechung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Bei der

Betrachtung der BRP-pro-Kopf-Werte ist generell zu beachten, dass sich das Bruttoregionalprodukt auf den Ort der Leistungserstellung (Arbeitsort) bezieht, während die dazu in Relation gesetzten Einwohnerzahlen auf den Wohnort bezogen sind; d. h., dass regionsüberschreitende Pendlerströme unberücksichtigt bleiben. Erwerbstätige umfassen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen (unselbständig Beschäftigte) sowie Selbständige. Die regionale Zuordnung erfolgt am Arbeitsort.

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in den Bundesländern bildet die Umverteilung des (Primär-

) Einkommens durch monetäre Transfers (Einkommen- und Vermögenssteuern, Sozialbeiträge, Monetäre

Sozialleistungen, Sonstige laufende Transfers) ab. Im Gegensatz zum regionalen Bruttoinlandsprodukt messen die Konten der privaten Haushalte das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in jener Region, in der sie ihren Wohnsitz haben.

Rückfragen zum Thema beantwortet in der Direktion Volkswirtschaft, Statistik Austria: Mag. Kerstin GRUBER, Tel.: +43 (1) 71128-7875 bzw. kerstin.gruber@statistik.gv.at

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Tabelle 1: Bruttoregionalprodukt 2010, nominell

Bundesland

BRP

2010

Veränderung des

BRP

Erwerbstätige 2)

2010

Veränderung der

Erwerbstätigen

in Mio. €

in %

Anzahl

in %

Österreich

286.397

3,7

4.229.800

0,7

Burgenland

6.609

4,4

114.100

0,2

Niederösterreich

45.418

3,8

690.300

0,2

Wien

75.503

4,1

963.100

1,0

Kärnten

16.055

4,1

264.500

0,3

Steiermark

35.775

3,9

602.100

0,8

Oberösterreich

47.666

3,1

732.200

0,2

Salzburg

20.834

4,0

302.700

0,9

Tirol

25.051

2,8

378.200

1,5

Vorarlberg

13.369

3,5

181.900

0,9

Extra-Regio 1)

117

2,7

800

0,0

Q: STATISTIK AUSTRIA, Regionale Gesamtrechnungen. Erstellt am 18.12.2012. - Konzept ESVG 95, VGR-Revisionsstand: Juli 2012. 1) Die "Extra-Regio" umfasst Teile des Wirtschaftsgebietes, die nicht unmittelbar einer Region zugerechnet werden können (Botschaften im Ausland). 2) Beschäftigungsverhältnisse

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Tabelle 2: NUTS 3-Regionen gereiht nach dem Bruttoregionalprodukt je Einwohner 2010, nominell

NUTS 3-Region

BRP je

Einwohner

2010

BRP je

Einwohner

2010

BRP 2010, absolut

BRP-Verände- rung, nominell

2010

Erwerbstätige 1)

2010

NUTS 3-Region

Rang

in €

in Mio. €

in %

Anzahl

NUTS 3-Regionen mit den höchsten BRP-Werten je Einwohner

Wien

1

44.300

75.503

4,1

963.100

Linz-Wels

2

44.200

24.323

2,4

351.200

Salzburg und Umgebung

3

43.000

14.912

4,4

206.600

Wiener Umland/Südteil

4

40.800

12.977

4,0

160.800

Bludenz-Bregenzer Wald

5

40.400

3.564

1,9

45.000

Graz

6

38.500

15.474

3,0

248.600

Innsbruck

7

37.200

10.599

2,7

165.200

Tiroler Unterland

8

35.600

8.554

5,1

123.000

Sankt Pölten

9

35.200

5.220

1,4

81.100

Tiroler Oberland

10

35.000

3.534

1,5

50.400

Rheintal-Bodenseegebiet

11

34.900

9.805

4,1

136.900

NUTS 3-Regionen mit den niedrigsten BRP-Werten je Einwohner

Waldviertel

29

23.400

5.151

6,6

98.000

West- und Südsteiermark

30

23.000

4.376

9,5

76.700

Oberkärnten

31

22.600

2.898

-2,1

53.900

Südburgenland

32

21.300

2.078

6,1

39.100

Mühlviertel

33

19.800

4.041

-0,8

76.600

Mittelburgenland

34

19.600

734

-1,7

13.300

Weinviertel

35

18.200

2.254

3,4

38.600

Österreich

34.100

286.397

3,7

4.229.800

Q: STATISTIK AUSTRIA, Regionale Gesamtrechnungen. Erstellt am 18.12.2012. - Konzept ESVG 95, VGR-Revisionsstand: Juli 2012.1) Beschäftigungsverhältnisse

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Tabelle 3: Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte und POoE 2010, nominell

Bundesland

Verfügbares

Einkommen 2010

Veränderung des verfügbaren Einkommens

Anteil am verfügbaren Einkommen 2010

Anteil an der

Wohnbevölkerung

2010

Bundesland

in Mio. €

in %

in %

in %

Österreich

171.533

1,3

100,0

100,0

Burgenland

5.666

0,9

3,3

3,4

Niederösterreich

34.058

1,5

19,9

19,2

Wien

35.306

1,3

20,6

20,3

Kärnten

10.984

1,4

6,4

6,7

Steiermark

23.838

1,0

13,9

14,4

Oberösterreich

28.931

1,1

16,9

16,8

Salzburg

10.998

0,8

6,4

6,3

Tirol

14.131

1,6

8,2

8,4

Vorarlberg

7.621

1,3

4,4

4,4

Q: STATISTIK AUSTRIA, Regionale Gesamtrechnungen. Erstellt am 18.12.2012 - Konzept ESVG 95, konsistent mit den nicht-finanziellen Sektorkonten, Revisionsstand Oktober 2012. - POoE = Private Organisationen ohne Erwerbszweck. Etwaige Rundungsdifferenzen wurden nicht ausgeglichen.

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