BERLIN/NÜRNBERG (dpa-AFX) - US-Präsident Donald Trump verunsichert mit seinem umstrittenen Abschottungskurs auch deutsche Firmenchefs. Nach Beobachtung von Konjunkturexperten sind viele Betriebe misstrauisch, wie Deutsche-Bank-Volkswirt Heiko Peters in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Zudem wächst die Skepsis bei Ökonomen, ob die von Trump angekündigten Maßnahmen in den USA selbst wirklich den erhofften Wachstumsschub bringen können.

In Deutschland stellten sich zahlreiche Manager die Frage, was die US-Regierung tatsächlich umsetzen werde, sagte Peters. Aber auch der Brexit und mögliche Wahlsiege von Rechtspopulisten in Europa brächten "politische Unsicherheiten", die in der zweiten Jahreshälfte die Konjunktur schwächen könnten. "Wenn Unsicherheit hoch ist, wird das Investitionsumfeld gedämpft. Vor allem bei Ausrüstungs-Investitionen rechnen wir mit einer anhaltend schwächeren Entwicklung."

Ähnlich sieht das Stefan Kipar von der BayernLB: "Die Eintrübung der Geschäftserwartungen im Ifo-Geschäftsklima deutet bereits an, dass die außenwirtschaftlichen Unsicherheiten rund um den Amtsantritt Trumps und die Brexit-Konkretisierungen von Premierministerin May in Großbritannien für Skepsis bei den Unternehmen sorgen." Die Allianz geht nach Angaben ihres Konjunktur- und Arbeitsmarktexperten Rolf Schneider davon aus, dass wahrscheinlich aber "nur die Hälfte der von Trump angekündigten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden".

Der Versicherungskonzern aus München erwartet in den USA neben Steuersenkungen vor allem die von Trump angekündigten staatlichen Investitionen in die Infrastruktur. Das würde 2017 und 2018 die US-Wirtschaft ankurbeln und könnte dort für ein Wachstum von 2,2 in diesem und 2,4 Prozent im nächsten Jahr sorgen, meinte Schneider.

Eine deutlich stärkere Steigerung halten Wirtschaftswissenschaftler für unrealistisch. "Ein Wachstum von 4 Prozent wäre nur möglich, wenn die Wirtschaft gerade aus der Rezession kommt. Aber der Aufschwung ist bereits alt, nun nähern wir uns der Vollbeschäftigung", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer der "Welt am Sonntag". US-Kollege Robert Gordon ergänzte, ein solches Plus sei allein schon wegen nicht ausreichender Arbeitskräfte und Potenziale bei der Produktivität nicht zu erwarten. Trumps Anti-Freihandels-Kurs bremse zusätzlich.

Der Republikaner im Weißen Haus will die zuletzt stark negative Außenhandelsbilanz der Vereinigten Staaten unter anderem durch Importzölle verbessern. So hofft Trump, dass bald mehr US-Produkte exportiert als - wie derzeit - fremde Produkte eingeführt werden. Vor allem im Verhältnis zum Nachbarn Mexiko, wo auch deutsche Autobauer Werke betrieben, hatte dies erhebliche Verstimmung ausgelöst. Mexiko ist außerdem wie die USA Mitglied der Freihandelszone Nafta.

Vor Trumps Amtseinführung hatte die größte Volkswirtschaft der Welt ihr Tempo merklich verlangsamt. Für das Schlussquartal 2016 schätzte das Handelsministerium ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von auf das Jahr gerechnet 1,9 Prozent. Analysten hatten im Mittel eine Rate von 2,2 Prozent erwartet, nach 3,5 Prozent im Vorquartal.

Der Statistik zufolge wuchs das BIP im vergangenen Gesamtjahr um 1,6 Prozent - ein geringeres Plus auch wegen des schwachen Außenhandels. 2015 hatte die Wirtschaftsleistung der USA um 2,6 Prozent zugelegt./kts/DP/he