FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Finanzmärkte haben am Mittwoch verschreckt auf eine weitere Eskalation des Syrien-Konflikts reagiert. In Europa trübte sich die Börsenstimmung sichtlich ein, in den USA deutete sich eine deutlich schwächere Aktieneröffnung an. Sichere Anlagen wie deutsche Bundesanleihen, aber auch amerikanische Staatspapiere wurden verstärkt nachgefragt. Auch andere "sichere Anlagehäfen" wie Gold oder der japanische Yen erhielten Auftrieb.

Nachdem das syrische Regime vor wenigen Tagen mutmaßlich abermals einen Giftgasangriff im eigenen Land ausgeführt hatte, drohte Trump am Mittwoch mit einem unmittelbar bevorstehenden Militärschlag. "Russland hat geschworen, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien abgefeuert werden. Mach' Dich bereit, Russland, denn sie werden kommen (...)", schrieb Trump auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Zuvor hatte Russland die USA vor einem militärischen Eingreifen gewarnt.

Der deutsche Leitindex Dax weitete am Nachmittag seine Verluste aus. Zuletzt gab der Dax um rund ein Prozent auf 12 267 Punkte nach. Der europäische Aktienindex EuroStoxx 50 lag rund 0,7 Prozent im Minus. In den USA deuteten Terminkontrakte auf Aktien vor dem Börsenstart auf Verluste von etwa einem Prozent hin.

Gesucht wurden dagegen als sicher empfundene Anlagen. Deutsche Bundesanleihen erhielten ebenso Zulauf wie amerikanische Staatsanleihen. Der Goldpreis legte um etwa 15 Dollar oder ein Prozent auf 1354 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zu. Am Devisenmarkt profitierte der japanische Yen, der traditionell als sicherer Hafen gilt. Der amerikanische Dollar stand dagegen unter Druck, deutlich stärker noch der russische Rubel. Die Ölpreise stiegen um knapp ein Prozent. Nordseeöl der Marke Brent kostete zuletzt 71,97 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit so viel wie seit Ende 2014 nicht mehr.

"Das Säbelrasseln geht weiter", so Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank in Liechtenstein. "Dass Trump bereit ist, in den Syrien-Konflikt aktiv einzugreifen, führt an den Finanzmärkten zu Verunsicherung, denn letztlich würden damit Russland und die USA auch militärisch aufeinander treffen." Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sprach angesichts der sich verschärfenden Töne der beiden Großmächte ebenfalls von einer spürbaren Verunsicherung.

Washington macht Assads Regierung für einen mutmaßlichen Giftgasangriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Duma in Ost-Ghuta verantwortlich und hat militärische Schritte nicht ausgeschlossen.

Russland wird nach Angaben seines Botschafters im Libanon jegliche US-amerikanische Rakete auf syrischen Hoheitsgebiet abfangen. "Sollte es einen Angriff von Seiten Amerikas geben (...), werden die Raketen abgeschossen und die Objekte angegriffen, von denen sie abgefeuert wurden", sagte Alexander Sassypkin im libanesischen Fernsehen, wie die Agentur Interfax am Mittwoch meldete.

Der Kreml rief die USA zur Besonnenheit nach den Giftgasvorwürfen auf. "Hoffentlich vermeiden alle Länder Schritte", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau der Agentur Tass zufolge. Dies gelte vor allem für Maßnahmen, die die ohnehin fragile Situation in der Region weiter destabilisieren könnten. Moskau ist im Bürgerkrieg ein enger Verbündeter der syrischen Regierung./thc/ck/das/stk/bgf/jkr/stk