Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Mit Blick auf die Hochwassersituation in vielen Regionen Deutschlands appellieren die Versicherer an die Politik, mehr zum Schutz vor Wetterextremen zu unternehmen. "Länder und Kommunen haben beim Thema Flächen- und Bauplanung sowie bei der Prävention große Defizite. Hier wurde jahrzehntelang zu wenig investiert", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. "Das sieht man in diesen Tagen sehr deutlich, wenn man sich die Situation der Deiche in den betroffenen Gebieten vor Augen führt. Viele Probleme, vor allem beim Hochwasserschutz, sind hausgemacht. Der langanhaltende Regen hat sie jetzt sichtbar gemacht."

Drei Maßnahmen halten die in Deutschland tätigen Versicherer laut den Angaben jetzt für dringend notwendig: "Die Errichtung von Gebäuden in ausgewiesenen Gefahrengebieten sollte enden. Prävention und Klimafolgenanpassung sollten in den Landesbauordnungen verankert werden. Und die öffentliche Hand sollte über ein bundesweites Naturgefahrenportal deutlich die Gefahrenlagen benennen", sagte Asmussen. Ohne transparenten Umgang mit Gefahren würden die Betroffenen nur schwer zu überzeugen sein, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Andere Länder wie etwa Österreich und die Schweiz seien Deutschland hier "um Jahre voraus".

Eine verpflichtende Versicherung gegen Elementarschäden als alleinige Maßnahme zum Schutz vor Wetterextremen, wie sie von den Bundesländern gefordert werde, lehne die Versicherungswirtschaft hingegen weiter ab. "Ein großer Teil der Schäden entsteht, weil die Anpassung an den Klimawandel immer noch nicht ernst genommen wird", so Asmussen. Nur Prävention verhindere Schäden oder mindere deren Höhe. Eine Versicherungspflicht allein löse kein einziges Problem. "Wir planen, bauen und sanieren in Deutschland leider immer noch so, als ob es den Klimawandel und Extremwetterereignisse nicht gäbe", monierte er.

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