NÜRNBERG (dpa-AFX) - Das nasskalte Winterwetter hat im Januar die Arbeitslosenzahl nach Experteneinschätzung kräftig steigen lassen. Zum Jahresauftakt dürften rund 2,58 Millionen Männer und Frauen ohne Job gewesen sein, prognostizierten befragte Volkswirte deutscher Großbanken in einer dpa-Umfrage. Das wären zwar 200 000 mehr als im Dezember, aber rund 192 000 weniger als vor einem Jahr. In früheren Jahren hatte der monatsbezogene Anstieg im Januar noch bei 250 000 bis 300 000 gelegen. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen gibt die Bundesagentur für Arbeit an diesem Mittwoch (31. Januar) bekannt.

Die stärker steigende Erwerbslosigkeit zum Jahresbeginn geht nach Erkenntnissen der Experten allein auf das Konto saisonaler Effekte. Wegen des Winterwetters ruhe vor allem in den Außenberufen, wie im Bau, in Gärtnereien oder in der Landwirtschaft, häufig die Arbeit. Betriebe trennten sich deshalb über den Winter von einem Teil ihrer Beschäftigten, die sich wiederum arbeitslos meldeten. Ohne diese Effekte wäre die Zahl der Jobsucher im Januar um 15 000 gesunken.

Wie gut es um den deutschen Arbeitsmarkt aktuell bestellt ist, machten am Dienstag gleich mehrere Job-Barometer deutlich. So verzeichnete der Stellenindex BA-X der Bundesagentur eine so große Arbeitskräftenachfrage wie selten zuvor. Der Indikator für die Zahl der offenen Stellen lag mit 253 Zählern nur einen Punkt unter dem Vormonatsniveau, aber deutlich über dem Wert vom Januar 2017.

Das Münchner Ifo-Institut bestätigte diese Einschätzung: "Die deutschen Unternehmen suchen immer mehr Personal, die Hausse auf dem deutschen Arbeitsmarkt geht weiter", fassten die Wirtschaftsforscher das Ergebnis einer Unternehmerbefragung zusammen. Entsprechend stieg das Ifo-Beschäftigungsbarometer im Januar auf einen Rekord von 113,8 Punkten - nach 113,6 im Dezember.

Vor allem der Handel, das Baugewerbe und Anbieter qualifizierter Dienstleistungen wollten die Suche nach neuen Mitarbeitern weiter intensivieren, teilte das Institut mit. Lediglich in der Industrie hat sich nach Ifo-Erkenntnissen der Trend etwas abgeschwächt: "Nach zuletzt sieben Anstiegen in Folge gab das Barometer in der Industrie deutlich nach", heißt es in einer Mitteilung. Trotzdem bleibe die Einstellungsbereitschaft weiter "expansiv ausgerichtet", nur werde die Beschäftigung etwas langsamer wachsen als zuvor, sind die Ifo-Ökonomen mit Hinweis auf ihre Unternehmerbefragung überzeugt./kts/DP/zb