BERLIN (dpa-AFX) - Schon gebucht? Für die Weihnachtszeit hat das Rennen um die besten Sitzplätze begonnen. Die Bahn kündigt Sonderzüge an. Mehr Personal soll helfen, die Weihnachtswelle zu bewältigen. Ein Chaos drohe nicht, versichert die Bahn in der "Bild am Sonntag": "Auf Weihnachten ist die Bahn gut vorbereitet."

Sie muss gut vorbereitet sein, denn ein versöhnlicher Jahresabschluss ist für den Konzern dieses Jahr besonders wichtig. So oft wie 2022 musste sie schon lange nicht mehr um Verständnis bitten für Verspätungen. Trotz alledem: Auch rund um die Feiertage sollten Kunden lieber Bahn fahren statt Auto, rät der Fahrgastverband Pro Bahn. Und gibt Tipps, die Risiken zu minimieren.

"Auf den Straßen ist es wahrscheinlich noch voller", sagt der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann. Also auf ins Bahn-Getümmel. "Man sollte rechtzeitig buchen und auch Plätze reservieren", rät der Fahrgastvertreter. Freitag und Samstag vor den Feiertagen meiden, lieber einen Tag früher Urlaub nehmen, ist noch ein Tipp. Dann seien Fahrkarten günstiger und die Züge nicht so voll.

Weitere Kniffe: Längere Umsteigezeiten einplanen oder möglichst Direktverbindungen buchen, denn jeder Umstieg birgt ein Risiko; nicht nur ICE, sondern auch Intercity und Eurocity beim Buchen in den Blick nehmen; Randzeiten in Betracht ziehen. "Man kann auch um fünf Uhr morgens fahren und im Zug weiterschlafen", sagt Naumann.

Denn viel mehr Personal und Züge hat die Bahn nicht, um aufzustocken. Zwar kündigt Vorstandsmitglied Michael Peterson 80 Sonderzüge an, die von Freitag an buchbar seien. Details dazu nannte die Bahn am Sonntag nicht. Letztes Jahr waren es 100 Sonderzüge, verteilt auf 12 Tage - also etwa 8 pro Tag - verglichen mit 800 Fernzügen, die an normalen Tagen regulär fahren.

Doch unabhängig davon wächst die Kapazität der Bahn laufend, weil sie bis 2025 nach und nach neue ICE4-Züge erhält. Am Jahresende werden 360 ICE auf dem deutschen Schienennetz fahren, rund hundert mehr als vor fünf Jahren. Täglich sind mehr als 500 000 Sitzplätze im Angebot. Mitte Dezember kommen 13 000 hinzu, wie Peterson ankündigte.

"Und das Serviceteam wird aufgestockt." Bis Weihnachten seien rund 800 neue Mitarbeitende an den Bahnhöfen und in den Zügen an Bord. "All das wird die Situation stabilisieren", hofft Peterson. Denn der Andrang wächst. Ostern zählte die Bahn erstmals mehr Fahrgäste als vor Corona.

Gleichzeitig brach die Pünktlichkeit ein: Die Bahn war in diesen Jahr so unzuverlässig wie lange nicht. Denn die vielen Züge sind auf einem überlasteten Netz unterwegs. Es wird viel gebaut, um den Sanierungsstau zu beheben. Hinzu kommen coronabedingte Personalausfälle. "Der derzeitige Pünktlichkeitswert von 66 Prozent bleibt weit unter unserem Anspruch", sagte Peterson. "Aber: Nur 1,5 Prozent der Züge sind mehr als eine Stunde zu spät, also im Schnitt zwölf von 800 pro Tag."

Fahrgäste müssen Weihnachten tiefer in die Tasche greifen. Die sogenannten Flexpreise steigen ab dem 11. Dezember um durchschnittlich knapp sieben Prozent, wie die Bahn im September angekündigt hatte. Grund seien die hohen Energiepreise.

Die Spar- und Super-Sparpreise bleiben zwar unverändert. Damit kann man sogar lange Strecken wie etwa Köln-Berlin ab 17,90 Euro bekommen. Es kommt aber auf den Termin an und den frühzeitigen Fahrkartenkauf. Und da wird es schwieriger, ein Schnäppchen zu ergattern, wenn die Fahrgastzahlen steigen. In der Weihnachtszeit stehen die Chancen schlecht. Wer jetzt noch für Freitagnachmittag vor Heiligabend Berlin-Köln buchen will, muss auch beim Super-Sparpreis mit mehr als 100 Euro rechnen./bf/DP/he