Zürich (awp) - Die ABB-Aktien fallen am Donnerstag an der Schweizer Börse nach der Vorlage von unter den Erwartungen liegenden Ergebnissen zum dritten Quartal deutlich zurück. Belastend wirkt laut den ersten Kommentaren vor allem der prozentual zweistellige Rückgang beim Auftragseingang. Doch auch die Margenentwicklung weiss nicht zu überzeugen. Zudem tritt der bei Anlegern geschätzte Finanzchef Eric Elvik zurück.

Gegen 9.30 Uhr notieren ABB um 6,8% unter dem Vorjahresschluss bei 20,51 CHF, womit sie klar schwächste Titel im insgesamt rückläufigen Gesamtmarkt (SMI -0,6%) sind. In der ersten halben Stunde haben bereits 5,2 Mio Titel den Besitzer gewechselt, was fast einem durchschnittlichen Tagesumsatz der letzten Monate (5,8 Mio) entspricht.

Die Analysten zeigen sich kritisch: So bezeichnet etwa der Experte der Deutschen Bank, Gael de-Bray, die Ergebnisse als "gedämpft". Vor allem der Rückgang der Gesamtbestellungen sei mit -13% deutlich unter den Erwartungen ausgefallen. Der Experte gibt vor allem Verzögerungen bei Grossprojekten in den Bereichen Power Grids und Process Automation die Schuld. Auch in Bezug auf die Margenentwicklung seien die Resultate "enttäuschend" ausgefallen, zudem sei der Abgang des Finanzchefs ein klarer Verlust. Insgesamt erwartet er eine Korrektur der Konsenserwartungen um 2-3% nach unten, sein Rating belässt er auf "Hold".

Bis auf den Reingewinn habe das dritte Quartal die Erwartungen nicht erfüllen können, meint der ZKB-Industrieexperte Richard Frei in einem Kommentar. Der Auftragseingang sei nicht nur wegen der fehlenden Grossaufträge deutlich tiefer ausgefallen. In vielen Endmärkten von ABB sei weiterhin mit keiner Zunahme der Dynamik zu rechnen. Somit blieben für den Industriekonzern die Kostenoptimierungen im Vordergrund, stellt der Analyst fest, der bei seinem Urteil "Marktgewichten" bleibt.

ABB stehe gleich auf mehreren Ebenen im Gegenwind, meint auch Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel. Er befürchtet, dass die operativen Verbesserungen in den kommenden Quartalen durch die widrige Umsatzentwicklung kompensiert wird. Nachdem ABB im laufenden Jahr 27% zugelegt hat, will der Analyst nun darauf warten, bis sich die "makroökonomischen Wolken" verzogen haben. Entsprechend stuft er die Aktien auf 'Hold' von 'Buy' herunter.

Der Elektrotechnikkonzern könnte allerdings im vergangenen Quartal bezüglich Bestellungen seinen Tiefpunkt erreicht haben, schreibt Ben Uglow von Morgan Stanley, der die Titel weiterhin mit "Equal-Weight" bewertet. Die Ernennung eines neuen Finanzchefs in Person des von Nokia kommenden Timo Ihamuotila interpretiert er allerdings als Zeichen eines Richtungswechsels von ABB in Richtung eines "digitalen" Unternehmens mit einer anderen "Management-DNA". Nach deutlichen Kursabschlägen dürften die ABB-Titel wieder kaufenswert werden, so der Analyst der US-Grossbank.

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