Die Westküste der USA war schon immer das Hauptziel für ehrgeizige Softwareingenieure, die in der bestbezahlten, elitärsten Ecke ihres Berufs arbeiten wollten, aber die Massenentlassungen haben einen Pool von Arbeitssuchenden geschaffen, den Deutschland gerne anzapfen möchte.

"Sie entlassen, wir stellen ein", sagt Rainer Zugehoer, Chief People Officer bei Cariad, der Software-Tochter des Automobilherstellers Volkswagen. "Wir haben mehrere hundert offene Stellen in den USA, in Europa und in China."

Aufgeschreckt durch die Inflation und die Aussicht auf eine Rezession haben die Google-Muttergesellschaft Alphabet, Microsoft und der Facebook-Eigentümer Meta den Abbau von insgesamt fast 40.000 Stellen angekündigt.

Während Deutschland ebenfalls am Rande der Rezession steht, sind seine Unternehmen in den letzten Jahren langsamer gewachsen und in einem Land, das dafür berüchtigt ist, Geschäfte immer noch per Fax abzuwickeln, stehen große Technologiesprünge bevor.

Deutschland mit einer der ältesten Bevölkerungen der Welt hat klaffende Lücken in der Erwerbsbevölkerung: Laut dem IT-Branchenverband Bitkom sind 137.000 IT-Stellen unbesetzt.

Die Regierung vereinfacht die Einwanderungsbestimmungen und lockt mit der Aussicht auf eine leicht zu erwerbende Staatsbürgerschaft, um qualifizierte Einwanderer anzulocken, und die regionalen Behörden machen Druck.

"Ich möchte Sie herzlich einladen, nach Bayern zu ziehen", schrieb Judith Gerlach, Digitalisierungsministerin in Deutschlands wohlhabendster Region, auf LinkedIn in einem Beitrag an die kürzlich Entlassenen.

Vor allem angesichts der Parität des Euro zum Dollar zahlen nur wenige europäische Unternehmen Gehälter, die mit den Hunderttausenden von Dollar konkurrieren können, die in den erfolgreichsten Unternehmen Kaliforniens angeboten werden, aber einige hoffen, dass eine billigere Gesundheitsversorgung und niedrigere Kosten im Vergleich zu Hotspots wie San Francisco helfen können.

"Und habe ich schon das Oktoberfest erwähnt?" fügte Gerlach hinzu und fügte hinzu, dass Münchens berühmtes Bierfest zu den starken arbeitsrechtlichen Schutzmaßnahmen gehört, die sich für die neuen Arbeitslosen als attraktiv erweisen könnten.

Einige sind skeptisch. Bernhard Rohleder vom Bitkom merkt an, dass Deutschland nicht nur mit anderen Ländern um die talentiertesten Arbeitskräfte konkurriert, sondern auch mit den Heimatländern der potenziellen Bewerber.

Der deutsche Hang zur Bürokratie könnte eine weitere Herausforderung darstellen: Unternehmen berichten bereits von monatelangen Verzögerungen bei der Erteilung von Arbeitserlaubnissen für ihre neuen Mitarbeiter.

"Die Bürokratie in Deutschland ist für die meisten hochqualifizierten Arbeitskräfte ein absolutes Hindernis, wenn sie zum ersten Mal damit konfrontiert werden, vor allem, wenn sie kein Deutsch sprechen", sagte Diana Stoleru vom Berliner Startup Lendis.