Im ersten Halbjahr wurden nur noch 437 Unternehmen an die Börsen gebracht, 38 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY am Mittwoch in ihrem "IPO-Barometer" mitteilte. Die damit erzielten Erlöse brachen sogar um 61 Prozent auf 43 Milliarden Dollar ein - das war so wenig wie seit dem Finanzkrisen-Jahr 2009 nicht mehr. Vor allem in China und den USA gingen die Emissionen drastisch zurück. Auch in Deutschland wagte sich kaum ein Unternehmen aus der Deckung: Vier Börsengänge brachten gerade einmal 320 Millionen Euro ein, wovon allein 271 Millionen auf den Windradbauer Senvion entfielen.

2015 hatte es in Deutschland noch Emissionen im Volumen von mehr als sieben Milliarden Euro gegeben. "Obwohl die Volatilität im zweiten Quartal über weite Strecken relativ gering war, und obwohl reichlich Kapital vorhanden ist, das nach Anlagemöglichkeiten sucht, warten viele Börsenkandidaten lieber ab, als in diesen unsicheren Zeiten den Schritt aufs Parkett zu wagen", sagte EY-Listingexperte Martin Steinbach. Er hat die Hoffnung auf einen Schlussspurt noch nicht aufgegeben, zehn bis 15 Börsengänge seien in Deutschland nach wie vor möglich. Die Kandidaten für ein Initial Public Offering (IPO) müssten aber in der Lage sein, schnell zu reagieren.

Der größte Börsengang weltweit war mit 2,6 Milliarden Dollar der des dänischen Windpark-Betreibers Dong Energy. Sechs der zehn größten Emissionen gingen in Europa über die Bühne. Der Brexit und die folgenden starken Schwankungen an den Börsen durchkreuzen aber die Pläne zahlreicher Kandidaten, und Finanzinvestoren entscheiden sich angesichts hoher Preise lieber für einen Verkauf ihrer Beteiligungen als für einen Börsengang. "Zum Jahresende hin und im kommenden Jahr könnte der IPO-Markt aber wieder kräftig an Dynamik gewinnen, sofern bis dahin mehr Klarheit über die zukünftigen Rahmenbedingungen herrscht", sagte Steinbach.