(Neu: Aktueller Aktienkurs, Aussagen aus Zeitungsinterview)

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Conti hat 2015 von einer guten Branchenlage in Europa und den USA profitiert. Damit konnten die Wachstumsdelle in China, die schweren Krisen in Brasilien und Russland und das rückläufige Industriegeschäft kompensiert werden. Der Umsatz legte um 14 Prozent auf 39,2 Milliarden Euro zu, wie Continental am Montag in Hannover mitteilte. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe 4,4 (2014: 3,88) Milliarden Euro betragen.

2016 rechnet Konzernchef Elmar Degenhart mit einem etwas langsameren Wachstum. Der Umsatz solle um etwa fünf Prozent auf 41 Milliarden Euro zulegen. Die operative Marge solle dabei sicher über der Marke von 10,5 (2015: 11,7) Prozent gehalten werden. Die Zahlen fielen wie erwartet aus. Beim Ausblick haben die Experten allerdings bei der Marge einen höheren Wert auf dem Zettel. Conti ist indes bekannt dafür, dass die Prognosen zum Jahresauftakt eher zurückhaltend sind.

AKTIE NUR ZU HANDELSBEGINN IM MINUS

An der Börse kam der etwas vorsichtigere Blick auf das laufende Jahr deshalb nur zu Beginn schlecht an an. Die im Dax notierte Aktie verlor in den ersten Handelsminuten zeitweise mehr als drei Prozent, konnte sich aber schnell wieder erholen. Zuletzt lag das Papier, das 2015 mit einem Anstieg von 28 Prozent zu den stärksten Titeln im deutschen Leitindex gehört hatte, mit rund einem halben Prozent im Plus.

Degenhart zeigte sich erfreut über das Abschneiden im vergangenen Jahr. Continental habe den profitablen Wachstumskurs in einem insgesamt anspruchsvollen Marktumfeld fortgesetzt. Im laufenden Jahr geht er nicht von einer Belebung des Gesamtmarkts aus. "Für 2016 rechnen wir mit einer leichten Steigerung der weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis sechs Tonnen Gesamtgewicht von rund 88 auf 89 Millionen Fahrzeuge weltweit", sagte er. Im vergangenen Jahr sei der Markt von 87 auf 88 Millionen Stück gestiegen.

OFFEN FÜR KOOPERATION MIT APPLE

Der Konzern mit mehr als 208 000 Beschäftigten weltweit gehört neben Bosch zu den weltgrößten Autozulieferern. Conti verdient sein Geld überwiegend mit Bauteilen für Autos und mit Reifen. Zusätzliches Geschäft könnte bald auch neue Anbieter kommen. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ/Montagausgabe) zeigte sich Degenhart in puncto einer Kooperation mit dem IT-Konzern Apple offen.

"Wenn Apple ein Auto bauen würde, hätten wir selbstverständlich Interesse daran, mit ihnen zu arbeiten", sagte er der Zeitung. Apple soll dem Blatt zufolge hinter den Kulissen an einem eigenen, selbstfahrenden Auto arbeiten. Experten rechneten damit, dass ein solches Produkt 2019 oder 2020 auf den Markt kommen könnte. Auch Google forscht an eigenen Autos. Allerdings glaubt Degenhart "nicht, dass sie im großen Stil Autos bauen werden. Die haben ein ganz anderes Interesse."

KEINE ANGST VOR NEUEN ANBIETERN

Angst, dass die deutschen Autobauer und Zulieferer von neuen Anbietern aus der IT-Industrie überrollt werden könnten, hat der Manager nicht. "Das ist nicht schwarz-weiß", sagte Degenhart der Zeitung. "Es wird sowohl auf der IT-Seite als auch auf der Automobil-Seite Unternehmen geben, die sehr erfolgreich sind, und solche, die es nicht sind", sagte er. Entscheidend sei, dass die Autobauer umdenken. Sie müssten künftig verstärkt auf die Kommunikation zwischen Fahrer und Auto setzen.

"Wir werden uns auf jeden Fall mit unseren Autos unterhalten", sagte der Conti-Chef dem Blatt. "Wir werden unseren Autos sogar Namen geben, und sie können auf Wunsch automatisch fahren, dies zuerst auf Autobahnen. Sie werden miteinander sowie mit der Infrastruktur kommunizieren. Das wird anders sein als heute." Degenhart zufolge könne es etwa zehn Jahre dauern, bis 70 Prozent der alten, klassischen Autos durch moderne Fahrzeuge mit Assistenzsystemen ersetzt seien. "In 15 bis 20 Jahren werden wir dann nur noch so ausgestattete Fahrzeuge auf den Straßen sehen."

DEGENHART: CONTI IST MITTEN IM UMBRUCH

Nicht nur die Autos, auch Continental werde sich im Zuge dieser Umbrüche verändern. "Wir machen heute noch ein Viertel unseres Umsatzes mit Reifen", sagte Degenhart. Dieser Anteil sei zwar "lebenswichtig", allerdings nehme die "Bedeutung des Geschäfts mit Elektronik, Sensorik und Software überproportional zu". Degenhart sieht den Konzern "mitten im Umbruch - hin zu einem Technologieunternehmen, das immer mehr Software und Serviceleistungen verkauft". Dies bedeute aber nicht, dass man das Reifengeschäft irgendwann verkaufen werde. "Wir werden auch noch in zehn und zwanzig Jahren Reifen herstellen, denn Reifen werden gebraucht."/zb/jha/zb