Zürich (awp) - Die Aktien der EFG International geben am Dienstagmorgen im frühen Handel deutlich nach. Das Finanzinstitut teilte vorbörslich mit, dass ein Schiedsgericht in Taiwan in einem hängigen Rechtsstreit die Rückgabe von Sicherheiten für einen Kredit von rund 194 Mio USD durch die Schweizer Vermögensverwalterin verfügt hat. Die EFG will sich mit allen Mitteln gegen den Entscheid wehren. Dennoch wird am Markt befürchtet, dass dem Bankinstitut nun eine Abschreibung drohen könnte.

Die EFG-Aktien notieren am Dienstagmorgen gegen 9.25 Uhr 4,1% im Minus auf 10,74 CHF, wobei die Titel zuvor auf ein Tagestief von 10,54 CHF gesunken waren. Gehandelt ist mit rund 191'000 Titeln bereits fast ein ganzes Tagesvolumen. Der Gesamtmarkt zeigt sich derweil freundlich (SPI +0,3%).

Sollte es beim aktuellen Stand der Dinge bleiben, drohe der EFG ein saftiger Abschreiber, heisst es in einem Kommentar der ZKB. Das angesprochene Rechtsverfahren sei im Geschäftsbericht aufgelistet gewesen, habe bislang aber praktisch keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, bemerkt Analyst Michael Kunz. "Der theoretische Worst Case wäre ein Totalausfall, welcher etwas mehr als den von uns prognostizierten Jahresgewinn 2018 ausradieren würde", so Kunz.

Auch die Analysten von Baader Helvea sehen eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen Abschreiber, da nun der Verlust der Sicherheiten für das gewährte Darlehen drohe. Bezüglich eines "Worst-Case-Szenarios" bemerkt Analyst Tomasz Grzelak, dass der Umfang des Kredits rund 10% des Bankkapitals und etwa 2 Prozentpunkte des Kernkapitalquote (CET1) entspreche.

Insgesamt sei das Abschreibungsrisiko für die Bank aber handhabbar, meint der Baader Helvea-Spezialist. Dagegen seien die Neuigkeiten dem Sentiment der Investoren kaum zuträglich. Auch die ZKB verweist auf Imageschäden. Die Meldung zeige, dass die Bank immer noch von der Vergangenheit eingeholt werden könne. EFG wolle eigentlich von dem Image wegkommen, dass man "zu hart am Wind segle" und sich dabei "immer mal wieder ein faules Ei ins Nest lege", meint auch der ZKB-Experte.

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