(neu: Aktienkurs-Entwicklung, Aussagen von Finanzvorstand aus Investoren-Telefonkonferenz, weitere Analysten-Stimme)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Energieversorger Eon hat zum Jahresstart an sein Vorjahresergebnis anknüpfen können. Durch getätigte Investitionen sei der Wegfall positiver Einmaleffekte aus dem Vorjahr mehr als ausgeglichen worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Essen mit. Die operativen Ergebnisse seien im Rahmen der eigenen Erwartungen ausgefallen, sagte Finanzchef Marc Spieker laut Mitteilung. Verglichen mit den Erwartungen der Analysten, fiel das Zahlenwerk durchwachsen aus. Der Dax-Konzern bestätigte seine Prognose für das laufende Jahr. Die Aktie legte zu.

Sie stand gegen Mittag gut ein Prozent im Plus und setzte damit die Seitwärtstendenz der vergangenen Tage fort. Seit Jahresbeginn steht momentan ein Gewinn von gut acht Prozent auf dem Kurstableau. Dabei lief es vor allem seit Mitte März mit der Vorlage des Geschäftsberichts besser, als in den ersten Wochen des Jahres. Seit Mitte April hat sich der Aufwärtstrend dann nochmal beschleunigt.

Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Eon lag im ersten Quartal wie im Vorjahr bei rund 2,7 Milliarden Euro. Laut Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg hatten Analysten im Vorfeld weniger auf dem Zettel. Der bereinigte Konzernüberschuss bewegte sich mit gut 1 Milliarde Euro ebenfalls auf Vorjahresniveau. Hier hatten Analysten hingegen mehr erwartet.

Der operative Gewinn aus dem Netzgeschäft ging um rund 6 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Euro zurück. Dabei konnte der Ausbau die positiven Einmaleffekte aus dem Vergleichszeitraum nicht kompensieren. Das Netzgeschäft macht für gewöhnlich gut zwei Drittel von Eons operativem Gewinn aus.

Im deutlich kleineren Vertriebsgeschäft lief es mit 867 Millionen Euro deutlich besser, nach erzielten 624 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Laut Eon stützten insbesondere die Geschäfte in Großbritannien das Ergebnis.

JPMorgan-Experte Javier Garrido zufolge könnte sich in dem Geschäftsbereich die positive Dynamik über das Jahr hinweg etwas abschwächen. Zudem dürften Anleger seiner Meinung nach dem Gewinnsprung im Vertriebsgeschäft nicht allzu viel Bedeutung zuweisen, was die Aktienreaktion etwas limitiere.

Seit dem Jahreswechsel weist Eon zudem die Großprojekte mit Städten und Gemeinden unter dem Namen "Energy Infrastructure Solutions" gesondert aus. Hier werden etwa Quartierslösungen für Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften entwickelt und auch die Fernwärme fällt darunter. Im ersten Quartal ging das operative Ergebnis um fast ein Viertel zurück auf 163 Millionen Euro.

Im Gesamtjahr will Eon ein bereinigtes Ebitda von 8,8 bis 9 Milliarden Euro erzielen. Das wäre selbst im besten Fall noch ein Rückgang von über 4 Prozent im Vergleich zu 2023. Zum damaligen Zeitpunkt machte sich positiv bemerkbar, dass Eon die durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Energiepreise verzögert an die Kunden weitergab. Auch im Gesamtjahr gab es einen Ergebnissprung, auf den nun ein durchwachsenes Jahr 2024 folgen dürfte.

Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi sieht bei den Zielen allerdings noch Luft nach oben. Schließlich seien die Zahlen zum ersten Quartal weitestgehend ohne Einmaleffekte und sollten daher als guter Indikator dienen für die zugrunde liegende Ertragskraft des Unternehmens.

Angesprochen auf das Aufwärtspotenzial der Prognose gab sich Finanzchef Spieker in einer Telefonkonferenz mit den Analysten aber gelassen. Die Prognose beziehe sich wie immer auf die Mitte der ausgegebenen Spannen, sagte er. Er sei weder besonders aggressiv noch konservativ eingestellt, so der Manager, der seinen Posten ab Juni an Nadia Jakobi abgeben wird. Spieker wird dann neuer Vertriebsvorstand.

Abseits der Zahlen steht bei Eon auch immer die Investitionen im Fokus. Durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Abkehr von Energieimporten aus Russland steigt die Bedeutung eines belastbaren Stromnetzes. Eon kümmert sich beispielsweise um Neuanschlüsse von Solar- und Windkraft-Anlagen sowie die Modernisierung der Netzinfrastruktur. Auch braucht es hohe Investitionen, um die Planung, Überwachung und Steuerung der Netze zu digitalisieren.

Momentan planen die Essener bis 2028 europaweit Investitionen in Höhe von 42 Milliarden Euro. 2024 sollen 7,2 Milliarden Euro investiert werden. Im ersten Quartal nahm Eon 1,3 Milliarden Euro in die Hand. Finanzvorstand Spieker sieht nach eigenen Aussagen in der Telefonkonferenz durchaus noch Luft nach oben, sofern die regulatorischen Bedingungen dafür stimmten.

Der Dax-Konzern ist nach eigenen Angaben einer der größten Verteilnetzbetreiber Europas mit rund 1,6 Millionen Kilometern Strom- und Gasleitungen in neun europäischen Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen größter Verteilnetzbetreiber. Von den knapp 1,9 Millionen Kilometern Stromnetz betreibt Eon fast 700 000 Kilometer. Hinzu kommen 100 000 Kilometer Gasnetz./lew/nas/stk