ESSEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Evonik steht kurz vor dem Verkauf seines Methacrylat-Geschäfts. Der Bereich, der unter anderem einen Grundstoff für Plexiglas herstellt, soll für 3 Milliarden Euro an den Finanzinvestor Advent International gehen, wie Evonik am Montagabend in Essen mitteilte. Der Kaufvertrag werde aktuell beurkundet. Zudem fehlt noch die formelle Zustimmung des Aufsichtsrates. Zuvor hatte die "Financial Times" über einen unmittelbar bevorstehenden Verkauf berichtet.

Evonik hatte vor einem Jahr angekündigt, alle Optionen für das Methacrylat-Geschäft zu prüfen und es dann ins Schaufenster gestellt. Der Verkauf ist Teil des von Evonik-Chef Christian Kullmann verordneten Konzernumbaus, in dessen Zuge sich die Essener stärker auf die profitablere und weniger konjunkturanfällige Spezialchemie ausrichten. Das kostet Geld. So hatte Evonik erst im November seine Einkaufstour in der Spezialchemie mit der angekündigten Übernahme des US-Herstellers von Wasserstoffperoxid, Peroxychem, für 625 Millionen US-Dollar (548 Mio Euro) fortgesetzt.

Ein Verkaufspreis von 3 Milliarden Euro für den Methacrylat-Bereich wäre - je nachdem wie das Geschäft letztendlich genau ausgestaltet ist - mehr als viele Analysten auf dem Zettel hatten. Zuletzt hatten zwischen 2 und 2,4 Milliarden Euro die Runde gemacht.

Das Methacrylat-Geschäft profitierte bereits 2017 von einer starken Nachfrage, auch aus der Auto- und Lackeindustrie. Ein Trend, der sich zumindest in Teilen auch 2018 fortgesetzt und zu einem außergewöhnlich starken Jahr geführt haben dürfte. Branchenexperte rechnen nach einem Umsatz von ungefähr 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2017 mit einer deutlichen Steigerung. Zudem erwarten Analysten im Durchschnitt für den Bereich 2018 einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 400 Millionen Euro.

Bei den Anlegern kam der Verkaufspreis denn auch gut an. Die Evonik-Papiere legten am Nachmittag nach dem "FT"-Bericht deutlich zu und bauten die Gewinne dann am Abend auf der Handelsplattform Tradegate noch aus. Ein genaueres Bild über die Geschäftsentwicklung der Sparte sowie des Evonik-Konzerns insgesamt können sich Investoren an diesem Dienstag machen. Da wird Evonik die Jahreszahlen für 2018 vorstellen./mis/stk