Mit einem Nettogewinn von 96 (Vorjahr: 891) Millionen Euro liegt Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus trotz Abschreibungen auf die frühere Dresdner Bank nach neun Monaten über der Nulllinie, wie sie am Freitag mitteilte. Zum Jahresende werde ein dreistelliger Millionengewinn zu Buche stehen, sagte Finanzvorstand Stephan Engels. Bisher hatte Engels nur mit einer schwarzen Null gerechnet. "Wir starten von einer stabilen Basis", sagte er. Der ebenfalls im Umbau befindliche Erzrivale Deutsche Bank schließt dagegen einen Verlust nicht aus.

In den nächsten zwei Jahren muss die Commerzbank allerdings Kosten von insgesamt 1,1 Milliarden Euro verkraften, die unter anderem der Abbau von 9600 Stellen verschlingt - das ist rund ein Fünftel der Belegschaft. Mit dem Streichkonzert reagiert die Commerzbank auf die Digitalisierung, die immer mehr Bereiche des Bankgeschäfts erfasst. Je mehr Prozesse automatisch ablaufen, desto weniger Mitarbeiter werden gebraucht. Jeweils gut eine halbe Milliarde Euro muss die Bank 2017 und 2018 für den Umbau reservieren. Rund 900 Mitarbeiter haben die Bank in diesem Jahr schon verlassen.

STRAFZINSEN FÜR DEN MITTELSTAND

Im Vordergrund steht künftig das Geschäft mit Privatkunden und kleinen Unternehmen. In diesem Bereich hat die Commerzbank zwar bis Ende September etwas weniger verdient als im Geschäft mit Großkonzernen und im Investmentbanking. Doch die Privatkunden-Sparte verschlinge deutlich weniger vom kostbaren Kapital, erläuterte Engels. "Deshalb konzentrieren sich unsere Wachstumsinitiativen auf das Geschäft." Im Firmenkundensegment stemmt sich die Bank gegen die Zinserosion. Für Einlagen von insgesamt zehn Milliarden Euro nimmt die Bank schon Strafzinsen von den Mittelständlern, weitere 20 Milliarden Euro haben die Kunden bereits abgezogen.

Die zuletzt abgebröckelte Kapitaldecke der Commerzbank ist wieder etwas dicker geworden: Die harte Kernkapitalquote lag Ende September bei 11,8 Prozent. Engels gab sich zuversichtlich, dass daraus bis zum Jahresende zwölf Prozent werden und dass er die Vorgaben der Aufseher künftig "komfortabel" erfüllen könne. Grund für die Fortschritte ist ein Rückgang der Bilanzrisiken.

Die Zahlen zum dritten Quartal reichten aber nicht, um die verschreckten Anleger zu versöhnen: Die Commerzbank-Aktie gab zwei Prozent auf 5,95 Euro nach. Equinet-Analyst Philipp Häßler hält sie aber angesichts des mittelfristigen Ertrags-Potenzials für unterbewertet. Er bestätigte sein Kursziel mit 7,50 Euro, DZ Bank und Independent Research hoben ihre Kursziele an.

HOFFNUNGSSCHIMMER AM SCHIFFSMARKT

Im dritten Quartal schrieb die Commerzbank 288 Millionen Euro Verlust, der geringer ausfiel aus als Experten erwartet hatten. Das lag auch daran, dass sie statt der veranschlagten 700 Millionen Euro nur 627 Millionen auf Firmenwerte abschreiben musste. Grund für die Wertberichtigungen ist die drastische Verkleinerung des Investmentbanking, in dem die 2009 geschluckte Dresdner Bank lange ein großes Rad gedreht hatte.

Davon abgesehen hat die Commerzbank deutlichen Rückstand: Mit einem operativen Gewinn von 1,06 Milliarden Euro fehlt nach neun Monaten eine halbe Milliarde zum Vorjahresniveau. Faule Schiffskredite ließen die Risikovorsorge wieder steigen. Engels hofft, sie in diesem Jahr unter einer Milliarde Euro zu halten - das wären 300 Millionen mehr als 2015. Bisher hatte die Bank nur mit einem "moderaten Anstieg" der Risikovorsorge gerechnet.

Am Schiffsmarkt sieht der Finanzvorstand trotz der Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin Licht am Horizont. In Japan fusionierten unter dem Eindruck der Dauer-Krise einst verfeindete Reedereien. Einige Werften stiegen aus dem Bau von Containerschiffen aus, von denen immer noch zu viele produziert werden. "Zum ersten Mal kann man sehen, dass strukturell etwas in Bewegung kommt."