Frankfurt (Reuters) - Die Münchener Rück scheut trotz unerwartet guter Zahlen im ersten Quartal bislang vor einer Erhöhung ihrer Gewinnprognose zurück.

Der Konzern strebe für 2023 weiterhin ein Konzernergebnis von 4,0 (2022: 3,4) Milliarden Euro an, teilte der weltgrößte Rückversicherer am Mittwoch mit. "Die Chancen haben sich verbessert, dieses Ziel zu übertreffen", betonte sich Finanzchef Christoph Jurecka zugleich. Obwohl es "ein wirklich guter Start ins Jahr" gewesen sei, sei es zu früh, die Prognose anzuheben. "Es würde uns nicht gut zu Gesicht stehen, wenn wir schon nach dem ersten Quartal an der Prognose schrauben", sagte Jurecka in einer Telefonkonferenz.

Die Münchener Rück hatte bereits Ende April vorläufige Zahlen vorgelegt und dabei Hoffnungen von Anlegern auf eine Erhöhung der Prognose geweckt. Im ersten Quartal sank der Gewinn wegen hoher Belastungen aus Naturkatastrophen und negativer Währungseffekte um 14 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Damit hat die Münchener Rück aber immer noch mehr als ein Viertel des im Gesamtjahr angestrebten Gewinns schon nach den ersten drei Monaten eingestrichen. Das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien mit rund 60.000 Toten belastete das Ergebnis mit rund 600 Millionen Euro. Bei Talanx, dem Mutterkonzern des kleineren Konkurrenten Hannover Rück, summierten sich die Erdbebenschäden in der Türkei auf 249 Millionen Euro.

KRÄFTIGER PREISANSTIEG FÜR RÜCKVERSICHERUNGEN

Die Rückversicherer lassen sich die Angst vor Großschäden aber auch bezahlen. Die Preise für diese Absicherung steigen seit Jahren. In der Erneuerungsrunde zum 1. April wuchsen die Beiträge um 11,1 Prozent, das Preisniveau stieg um 4,7 Prozent, wie die Münchener Rück weiter mitteilte. In der April-Erneuerung ging es vor allem um neue Verträge für Japan und andere Teile Asiens. Preisverbesserungen seien weltweit zu beobachten. So könnten die durch die Inflation und andere Trends gestiegenen Schadeneinschätzungen größtenteils mehr als ausgeglichen werden. Der Versicherungsumsatz des Konzerns stieg im ersten Quartal um 7,6 Prozent auf 14,3 Milliarden Euro.

Das Kapitalanlageergebnis versechsfachte sich im ersten Quartal angetrieben durch die kräftig gestiegenen Zinsen auf 1,6 (Vorjahr: 0,258) Milliarden Euro. Die Kapitalanlagerendite legte auf 3,0 Prozent zu. Sie habe damit deutlich über der Erwartung von über 2,2 Prozent für das Gesamtjahr gelegen.

(Von Hans Seidenstücker, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)