Zürich (Reuters) - Nach einem neuen Rekordergebnis schraubt der Zementkonzern Holcim den Ausblick zum dritten Mal im laufenden Jahr nach oben.

"Wir befinden uns in einem neuen Superzyklus für das Baugewerbe, für Baustoffe und insbesondere für Holcim-Produkte", sagte der Chef des Schweizer Unternehmens, Jan Jenisch, am Freitag zu Journalisten. "Dies basiert auf den Bedürfnissen der Welt nach mehr Wohnraum, nach mehr Gebäuden, nach besseren Gebäuden." Dazu kämen die tiefen Zinsen, das billige Geld befeuere den Wohnungs- und Infrastruktur-Bau. Weiteren Rückenwind erwartet der Manager von Pandemie-Konjunkturprogrammen, die die Regierungen gegen Ende dieses Jahres oder 2022 auflegen dürften.

Im dritten Quartal kletterte der bereinigte operative Gewinn (wiederkehrendes Ebit) des Weltmarktführers um 4,7 Prozent auf 1,53 Milliarden Franken. Analysten hatten unter anderem wegen Naturkatastrophen in verschiedenen Märkten lediglich 1,47 Milliarden Franken erwartet. "Ich freue mich, dass wir erneut ein Rekordquartal mit profitablem Wachstum erzielt haben", erklärte Jenisch. Holcim habe den Anstieg der Energiekosten um 28 Prozent mit Preiserhöhungen von fünf Prozent mehr als aufgefangen. Der Umsatz des HeidelbergCement-Rivalen stieg unter anderem dank der Übernahme von Firestone Building Products um 12,9 Prozent auf 7,29 Milliarden Franken. In sämtlichen Regionen setzte der Konzern aus Zürich mehr um. Besonders in Lateinamerika florierte das Geschäft dank einer starken Nachfrage in Mexiko und Argentinien sowie einer Erholung in Ecuador.

WEITERE ZUKÄUFE IM VISIER

Holcim geht davon aus, dass sich die Dynamik in allen Regionen fortsetzt. Im Gesamtjahr 2021 dürfte das Wachstum des bereinigten operativen Gewinns mindestens 22 Prozent erreichen, bisher hatte der Konzern mindestens 18 Prozent in Aussicht gestellt. Der US-Flachdachhersteller Firestone, den die Schweizer im Januar für 3,4 Milliarden Dollar übernommen hatten, dürfte zweistellig wachsen.

Holcim habe im laufenden Jahr insgesamt neun kleinere Übernahmen gemacht und stellte weitere ergänzende Zukäufe in Aussicht. Angesichts des hohen Kohlenstoff-Austoßes wird die Zementbranche von vielen Anlegern gemieden. Mit Akquisitionen will der bisher vor allem in den Bereichen Zement, Transportbeton und Zuschlagstoffen tätige Konzern den Anteil an umweltfreundlichen Geschäften steigern und so auch an Attraktivität für die Investoren gewinnen. Bisher ist das Unternehmen damit noch nicht richtig durchgedrungen, im laufenden Jahr hat die Aktie erneut Boden verloren. Angesichts des guten Quartalsergebnisses zogen die Titel am Freitag allerdings marginal an.

Holcim werde alle finanziellen Ziele der Strategie 2022 ein Jahr früher als geplant erreichen, so das Unternehmen. An einem Investorentag Mitte November dürfte der Konzern neue Ziele ausrufen.