G E S O N D E R T E R

N I C H T F I N A N Z I E L L E R K O N Z E R N B E R I C H T

G E S C H Ä F T S J A H R

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INDUS HOLDING AG

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NICHTFINANZIELLER BERICHT

Nichtfinanzieller Bericht

Nachhaltigkeit bei INDUS

INDUS steht für das Versprechen, unsere Beteiligungsgesellschaften verlässlich und auf Dauer zu ­begleiten. Langfristiger Unternehmenserfolg ist nach unserem Verständnis nur im Einklang von wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Aktivitäten zu erzielen.

Die INDUS Holding AG (nachfolgend auch: INDUS) ist spezialisiert auf die Übernahme von mittelständisch gepräg- ten Unternehmen und deren langfristige Begleitung ohne Exit-Orientierung. Der Investitionsschwerpunkt liegt auf Unternehmen mit erfolgreichen und etablierten Geschäfts- modellen, die zum Zeitpunkt der Akquisition häufig noch inhabergeführt sind. INDUS geht dabei mehrheitliche Betei- ligungen im produzierenden Sektor des deutschsprachigen­ Mittelstands in Europa ein. Über Enkelgesellschaften, ­Niederlassungen, Beteiligungen und Repräsentanzen ist INDUS weltweit in 29 Ländern auf fünf Kontinenten vertre- ten. Unternehmenssitz von INDUS ist Bergisch Gladbach. Das Gruppenportfolio zeichnet sich durch einen hohen Diversifizierungsgrad aus, da die Unternehmen in unter- schiedlichen Geschäfts- und Technologiefeldern, Absatz- märkten und Branchenzyklen aktiv sind. Die Geschäftslei- tungen der Portfoliounternehmen werden unmittelbar von den Mitgliedern des Vorstands der INDUS Holding AG im strategischen Sparring begleitet. Als Mehrheitsgesellschaf- terin und Finanzholding unterstützt INDUS ihre Betei- ligungen zudem durch die Bereitstellung von Kapital zur Geschäftsentwicklung. Da ein Exit nicht zum Geschäfts- modell von INDUS gehört, steht INDUS entsprechend dafür ein, dass im Falle eines Zielkonflikts der langfristige Unternehmenserfolg als übergreifendes Ziel stets über potenziell zu erwirtschaftenden kurzfristigen Gewinnen steht. Zusammengefasst lässt sich das Geschäftsmodell von INDUS mit den Begriffen "Kaufen, halten & entwickeln" beschreiben.

Den Unternehmenserfolg definieren INDUS und die Beteiligungsgesellschaften dabei nicht ausschließlich auf finanzieller Basis. Als bedeutende regionale Betriebe sind sich INDUS und die Beteiligungsgesellschaften des beson- deren Stellenwerts des lokalen Umfelds bewusst. Für die INDUS-Gruppe bedeutet Nachhaltigkeit die langfristig aus- gewogene Berücksichtigung von wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zielen.

Die Nachhaltigkeitsstrategie ist daher zu einer eigen- ständigen strategischen Initiative "Nachhaltig handeln" des

Strategieprogramms PARKOUR geworden und liegt im unmittelbaren Verantwortungsbereich des Vorstands. Als eigenständiger Strategiebaustein sind die gesetzlichen und inhaltlich relevanten Themen aus dem ESG-Themenkom- plex fortlaufend Teil des strategischen Sparrings zwischen Vorstand und den Geschäftsführungen der Beteiligungsge- sellschaften. Der Vorstand von INDUS trägt die Verantwor- tung für alle zentralen Managementsysteme. Dazu gehören das Compliance-Management-System, die Organisations- verantwortung für alle dezentralen System- und Prozess- elemente sowie die Organisationsverantwortung für alle relevanten Nachhaltigkeitsaspekte, wie zum Beispiel die Einhaltung der Menschenrechte. Für Fortschritte im Bereich "Nachhaltigkeit" ist im Vergütungssystem des Vorstands eine entsprechende Komponente im Short Term Incentive (STI) integriert. In Bezug auf die Nachhaltigkeitsstrategie steht für die kommenden Jahre insbesondere die Umsetzung der Treib- hausgasreduktionsziele des Klimaschutzgesetzes im Fokus.

Aktuelle gesetzliche und regulatorische Entwicklungen­ werden nachverfolgt, zur Analyse der Nachhaltigkeitsstrategie­ verwendet und dienen bei ­Änderungsbedarf als Grund- lage der Fortschreibung der Strategie. Für das Geschäfts- jahr 2023 werden in vollem Umfang die EU­-Verordnung

2020/852 ("Taxonomieverordnung")­sowie die dazugehö- rigen delegierten ­Verordnungen (EU) 2021/2139 ("Klima- Taxonomie"), (EU) 2023/2486 ­("Umwelt-­Taxonomie") und (EU) 2021/2178 (Offenlegungspflichten­ gemäß Art. 8 Abs. 4 der Taxonomieverordnung) zur Angabe der taxo- nomiekonformen Umsätze, Betriebsausgaben und Inves- titionen angewendet. Seit dem 1. Januar 2023 unterliegt die INDUS Holding AG auch dem Lieferkettensorgfalts­ pflichtengesetz, das die Verbesserung der internationa- len Menschenrechtslage zum Ziel hat und Unternehmen verpflichtet, Transparenz in ihrer Lieferkette zu schaffen und hierfür Verantwortung zu übernehmen. Weiterhin bereitet sich INDUS aktuell auf die erweiterte Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung­ durch die EU Corporate ­Sustainability Reporting Directive 2022/2464 (CSRD) vor, die am ­5. Januar 2023 in Kraft getreten ist und die­bisher

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NICHTFINANZIELLER BERICHT

gültige EU Non-Financial Reporting­ Directive (NFRD) ablöst. Als kapitalmarktorientiertes Unternehmen muss INDUS die Anforderungen der neuen Richtlinie im Rah- men der Lageberichterstattung­ über das Geschäftsjahr 2024 berücksichtigen.

Die Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben spiegelt dabei die erhöhte öffentliche Wahrnehmung der Bedeutung von ESG-Aspekten wider.

Hinzu kommt die Realität des Fortschreitens der Erd- erwärmung und der Erhöhung der Gefahr des Verfehlens der Ziele internationaler Klimaabkommen. Durch die Entwick- lung der Erderwärmung hält INDUS das Auftreten von sig- nifikanten Wetterereignissen wie zum Beispiel Hitzewellen und starken Stürmen für wahrscheinlich. Die Gesellschaften der INDUS-Gruppe sind diesbezüglich über relevante Ver- sicherungen gegen Elementarschäden und Betriebsunter- brechungen abgesichert.

Der Schutz unserer Umwelt und - innerhalb dieser Säule der Nachhaltigkeit - die Reduktion der Treibhaus- gasemissionen und die damit einhergehende Notwendig- keit zur drastischen Erhöhung der Energieeffizienz sind in allen industriellen Branchen relevant. Energiepreise und Umweltstandards werden dieser Entwicklung folgend lang- fristig weiter steigen. Die physischen Auswirkungen des Klimawandels setzen auch zunehmend internationale Lie- ferketten unter Druck. Die dadurch bedingten Erhöhungen der Energie- und Rohstoffpreise stellen Risiken für die Ent- wicklungen der einzelnen Gesellschaften und der Gruppe dar und je nach Marktsituation der Beteiligungsgesellschaft können diese Erhöhungen nicht immer zeitnah und vollum- fänglich an die Kunden weitergegeben werden. Diese Ent- wicklung wurde im Geschäftsjahr 2022 zeitweise verschärft durch die Energiekrise aufgrund des Kriegs in der Ukraine. Die Situation entspannte sich im Laufe des Jahres 2023 wie- der deutlich, unter anderem durch die gute Versorgungs- lage Deutschlands mit Erdgas, sowie gezielte regulatorische Hilfsmaßnahmen wie die Strom- und Gaspreisbremse. Auch die Rohstoff-­Verfügbarkeit ist inzwischen weitest­ gehend ­wieder gegeben.

Um langfristig den Strombedarf durch Effizienzsteige- rungen zu senken, erwartet INDUS verstärkte Investitionen in nachhaltige und energiesparende Produktionsprozesse. Hier sieht INDUS mittelfristig für die Unternehmen aller drei Segmente nutzbare Chancen.

Hinsichtlich einer Beeinflussung der Produktionsbe- dingungen, des Produktportfolios und des Geschäftsver- laufs der Gruppe infolge der Erderwärmung geht INDUS im Prognosezeitraum nicht von einer relevanten Verschlech- terung der aktuellen Situation aus. Dies ist auch in der hohen Diversifikation der INDUS-Gruppe hinsichtlich der Standorte, Absatzmärkte und Geschäftsfelder begründet. Außerdem ergaben die Klimarisikoanalysen keine wesent- lichen Gefährdungen. Gleichwohl werden Produkte der Beteiligungen sich neuen Anforderungen anpassen müssen

und Innovationen­erforderlich machen, um beste Markt­ positionen zu halten oder zu erlangen. Hierbei unterstützt die Holding die Beteiligungen finanziell, regt den frühzei- tigen Diskurs mit der Kundenbasis der Beteiligungen an und initiiert geeignete Arbeitsgruppen, an denen Personen mehrerer Beteiligungsgesellschaften teilnehmen, um den

Wissensaustausch­zu fördern und eine Diskussionsplatt- form zu relevanten Technologie- und Gesellschaftstrends bzw. Methodenunterstützung für Innovationsentwicklun- gen zu bieten.

Als börsennotierte Beteiligungsgesellschaft führt die INDUS Holding AG zudem neben dem Austausch mit inter- nen Stakeholdern auch einen kontinuierlichen ­Diskurs zu Nachhaltigkeitsaspekten mit externen Anspruchsgruppen wie institutionellen Investoren, kapitalgebenden Geschäfts- banken und weiteren Kapitalmarkt-Beteiligten, um adäquat auf die komplexen Anforderungen eingehen zu können. INDUS hat im September 2020 erstmals ein ESG­-linked Schuldscheindarlehen auf Basis des vorhandenen ISS ESG- Ratings im Prime Status (C+) in Höhe von 60 Mio. EUR begeben. Inzwischen wurden drei weitere ESG-linked

Schuldscheindarlehen auf gleicher Basis platziert:­ 56 Mio. EUR im November 2021, 37 Mio. EUR im November 2022 und 80 Mio. EUR im Oktober 2023.

Das ISS ESG-Rating konnte im Geschäftsjahr 2023 im Prime Status (C+) gehalten werden.

Nachfolgend wird über die für das Verständnis des Geschäftsverlaufs und des Geschäftsergebnisses sowie für das Verständnis der Lage der INDUS-Gruppe und der Fort- schritte hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele notwendigen Fortschritte in den Nachhaltigkeitsinitiativen berichtet. Dies erfolgt separat für die Aspekte "Umweltbelange" (i), "Arbeitnehmerbelange" (ii), "Sozialbelange" (iii), "Achtung der Menschenrechte" (iv) und "Bekämpfung von Korruption und Bestechung" (v) gemäß § 289c Abs. 2 HGB unter Ein- beziehung der relevanten KPI und PI. Zusätzlich berichtet­ INDUS über das Handlungsfeld "Gesellschafterbegleitung"­ (vi). Die Zielerreichung wird dabei mit den kurzfristigen Zielen im Zieljahr 2025 abgeglichen.

Der nichtfinanzielle Bericht der INDUS-Gruppe und die berichteten Leistungsindikatoren (KPI) für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2023 wurden einer betriebswirtschaftlichen Prüfung mit begrenzter Prüfungssicherheit gemäß IASE 3000 (rev.) durch den Abschlussprüfer PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unterzogen.

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Handlungsfelder von INDUS

Im Geschäftsjahr 2021 wurde die Nachhaltigkeitsstra- tegie als eigenständige strategische Initiative "Nachhal-

tig Handeln"­ in der PARKOUR-Strategie verankert. Die Strategie wurde im Rahmen eines Updates der Materiali- tätsanalyse 2022 überprüft und entsprechend ergänzt. Im Geschäftsjahr 2023 wurden die Handlungsfelder ­nochmals durch den INDUS-Vorstand inhaltlich überprüft und bestä- tigt. Die Grundlagen­ der Nachhaltigkeitsstrategie von INDUS bilden weiter die zehn Grundsätze des United Nations Global­ ­Compact ­(UN GC), welche INDUS in fünf Grundsätzen gebündelt aufgenommen und in insgesamt sechs Handlungs- felder überführt hat. Die ausformulierten Grundsätze lauten:

  1. Kontinuierlicher und vorsorglicher Einsatz zum Schutz der Umwelt
  2. Faire Arbeitsbedingungen geprägt von gegenseitigem Respekt
  3. Wahrnehmung sozialer Verantwortung im eigenen Einflussbereich
  4. Schutz und Achtung der Menschenrechte im eigenen Einflussbereich
  5. Einsatz für eine ehrliche und rechtmäßige Wirtschaftspraxis

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Die für INDUS abgeleiteten Handlungsfelder der Nachhal- tigkeitsstrategie folgen entsprechend den Grundsätzen und werden um ein sechstes Handlungsfeld ergänzt, welches die besondere Rolle der INDUS Holding AG als eine auf Langfristigkeit angelegte Begleitung der Beteiligungsgesell- schaften verdeutlicht:

  1. Schutz der Umwelt
  2. Faire Arbeit
  3. Soziale Gerechtigkeit
  4. Menschenrechte
  5. Ehrliche Wirtschaft
  6. Gesellschafterbegleitung

Der konzeptionelle Zusammenhang zwischen den Grund- sätzen des UN GC, den abgeleiteten Grundsätzen von INDUS und den Handlungsfeldern der Nachhaltigkeits­ strategie ist in der nachfolgenden Abbildung verdeutlicht:

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN INDUS-GRUNDSÄTZEN UND HANDLUNGSFELDERN DER NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE

Selbstverständnis von INDUS und Verankerung im Kodex

UNGC

Handlungsfelder

(i)

Kontinuierlicher und vorsorglicher Einsatz

zum Schutz der Umwelt

7-9

(ii)

Faire Arbeitsbedingungen geprägt

von gegenseitigem Respekt

3-6

(iii) Wahrnehmung sozialer Verantwortung

Schutz der

Faire

im eigenen Einflussbereich­

3, 6-8

Umwelt

Arbeit

(iv) Schutz und Achtung der Menschenrechte

im eigenen Einflussbereich

1+2

(v)

Einsatz für eine ehrliche und rechtmäßige

Wirtschaftspraxis

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Soziale Gerechtigkeit

Menschen- rechte

Ehrliche Wirtschaft

Gesellschafter-

begleitung

Die Handlungsfelder (i)-(v) decken die inhaltlichen Anfor- derungen an die Aspekte "Umweltbelange" (i), "Arbeit- nehmerbelange" (ii), "Sozialbelange" (iii), "Achtung der Menschenrechte" (iv) und "Bekämpfung von Korruption und Bestechung" (v) gemäß § 289c Abs. 2 HGB ab.

"Wesentlichkeit" in der INDUS-Gruppe

Die im Geschäftsjahr 2017 implementierte Materialitäts- analyse wurde 2022 weiterentwickelt. Im Geschäftsjahr 2023 wurde die Materialitätsanalyse noch einmal durch das interne Expertengremium überprüft und inhaltlich durch den INDUS-Vorstand bestätigt. Anpassungsbedarf in Hin- blick auf die definierten Handlungsfelder, wesent­lichen Themen oder in Bezug auf die Nachhaltigkeitsstrategie wurde nicht identifiziert.

Ein wesentlicher Bestandteil des strategischen Sparrings von Vorstand und Geschäftsführung besteht in der Ausarbeitung der Bedeutung der allgemeinen wirtschaftlichen Wert­

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treiber von ESG-Initiativen für die jeweilige Beteiligungs- gesellschaft und in der Analyse resultierender Chancen und Risiken. Entsprechend der operativen Eigenständigkeit der Beteiligungsgesellschaften obliegt es den Beteiligungsgesell- schaften, eine Priorisierung von effizienten und effektiven Nachhaltigkeitsinitiativen im Kontext einer individuellen und an den INDUS-Zielvorgaben orientierten Nachhaltig- keitsstrategie vorzunehmen. Die Zielvorgaben von INDUS für die Emissionen der gesamten INDUS-Gruppe ­folgen aus der gruppenübergreifenden Materialitätsanalyse ­(Top-Down) und werden von den Beteiligungsgesellschaften individuell konkretisiert und mit Maßnahmen hinterlegt ­(Bottom-Up). Für die Berichterstattung im Rahmen des nichtfinan- ziellen Berichts erfolgt die Fokussierung auf Chancen und Risiken, die aus Nachhaltigkeitsaspekten resultieren ­(Outside-In) und für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses sowie der Lage und der Geschäfts- beziehungen der INDUS Holding AG erforderlich sind, und auf solche Risiken, die durch Geschäftstätigkeiten und Geschäftsbeziehungen von INDUS in den Nachhaltigkeits- aspekten verursacht werden (Inside-Out).

Austausch mit Stakeholdern

Basis für eine erfolgreiche Arbeit an Nachhaltigkeitsthemen und damit für den langfristigen Unternehmenserfolg ist die Kenntnis der entsprechenden Stakeholder und deren Inte­ ressen. Im Rahmen des Updates der Materialitätsanalyse im Jahr 2022 wurden zum wiederholten Male auch externe

Stakeholder­ sowie die Geschäftsführungen der Beteiligungs­ unternehmen aktiv involviert.

Die Auswahl der Interessengruppen wird regelmä- ßig überprüft, und bei Bedarf wird der Kreis erweitert. Die Auswahl der wesentlichen Stakeholder folgt immer einem strukturierten Prozess. Dabei werden potenziell relevante Gruppen unter Berücksichtigung der Wertschöpfungskette und nach Rücksprache mit anderen Fachabteilungen durch die Nachhaltigkeitsabteilung von INDUS identifiziert. Anschließend erfolgt eine Priorisierung der Stakeholder anhand des jeweiligen Einflusses auf die INDUS-Gruppe sowie anhand des Einflusses der INDUS-Gruppe auf den jeweiligen Stakeholder. Dieser Vorschlag wird anschließend mit dem INDUS-Vorstand abgestimmt. Da Nachhaltig­ keitsthemen inzwischen in der Mitte der Gesellschaft ange­ kommen sind und die Wahrnehmung dazu sehr unter- schiedlich ist, wurde im Vergleich zu den vorigen Beteiligten im Jahr 2022 der Kreis der Stakeholder deutlich erweitert und diversifiziert.

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Die strukturierte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen unserer Stakeholder ergab 2022 insgesamt sieben relevante sowohl interne als auch externe Gruppen. Die ausführliche Beschreibung findet sich im nichtfinanziellen Bericht 2022.

Siehe www.indus.de/nichtfinanziellerbericht/2022

Die INDUS Holding AG und die Portfoliounterneh- men stehen im regelmäßigen Austausch mit wesentlichen Stakeholdergruppen, so etwa die Analysten und Aktionäre mit der IR/PR-Abteilung über Videocalls, E-Mails und Telefonate oder zum Beispiel die Beteiligungen mit ihren Kunden und Kommunen über Telefonate und persönliche Gespräche. Zusätzliche regelmäßige ­Stakeholder-Interviews anhand eines standardisierten Leitfadens - wie zuletzt im Geschäftsjahr 2022 - im Rahmen des Updates der Materia- litätsanalyse dienen dem Zweck, wesentliche Nachhaltig- keitsthemen aus Sicht unserer maßgeblichen Stakeholder zu identifizieren sowie unsere interne Bewertung extern zu spiegeln und auf Vollständigkeit zu prüfen. Dazu werden kontinuierlich ihre Interessen, Erwartungen und Anfor- derungen analysiert und die Ergebnisse in die Analyse ein- gebunden. Gleichzeitig liefern­ die Gespräche neue Impulse und wichtige Anregungen für die INDUS-Gruppe.

Wesentliche Themen der INDUS-Gruppe

Durch die Identifikation der wesentlichen Nachhaltigkeits- themen schafft INDUS eine Basis für die Nachhaltigkeits- aktivitäten der INDUS-Gruppe und die Schwerpunkte der Nachhaltigkeitsstrategie. Sofern spezifische Ziele, Maßnah- men und Managementansätze für die wesentlichen Nach- haltigkeitsthemen definiert sind, befinden sich die Detailan- gaben in den jeweiligen Kapiteln zu den Handlungsfeldern.

Die regelmäßige Durchführung von Materialitäts- analysen hilft dabei, die für das Unternehmen wichtigsten ­Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und zu priorisieren.

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Das Ergebnis der aktuellen Analyse in den sechs Handlungs- externen Stakeholdern ist unten stehend kompakt dargestellt.

feldern unter Einbeziehung der Sichtweise von internen und

Handlungsfeld

Schutz der Umwelt

Faire Arbeit

Soziale Gerechtigkeit

Menschenrechte

Bekämpfung von Korruption und Bestechung/Ehrliche Wirtschaft

Gesellschafterbegleitung

Bezeichnung

Erhöhung der Energieeffizienz

Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Erneuerbare Energien (Nutzung und Technologie-Entwicklung)

Verantwortungsvoller Umgang und Vermeidung von Abfall

Kreislaufwirtschaft

Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden

Aus- und Weiterbildung

Faire Entlohnung und Vertragsverhältnisse

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Gesellschaftliches Engagement regional und überregional

Gute Nachbarschaft

Schutz der Menschenrechte entlang der Wertschöpfungskette

Diversität und Chancengleichheit

Compliance-Management

Transparente Kommunikation

Portfoliooptimierung durch Akquisitionstätigkeiten

Methodische und finanzielle Unterstützung zur Zielerreichung (zum Beispiel Förderbank, Schulungen etc.)

Aufgrund des hohen Diversifikationsgrads des INDUS- Portfolios sowie der operativen Eigenständigkeit der Betei- ligungen erarbeiten wir Projekte, welche entsprechend auf die Werttreiber von ESG-Initiativen einzahlen. Um hierbei der Eigenständigkeit der Beteiligungen gerecht zu werden, gibt INDUS nur für solche ESG-Aspektegruppenüber­

greifende quantitative Zielvorgaben in Form von ­Kennzahlen (KPI - Key Performance Indicator) aus,

welche im Rahmen der Materialitätsanalyse als relevant und wesentlich für die Gruppe identifiziert werden. Wei- tere Kennzahlen werden zwar zentral ermittelt, dienen jedoch primär der Nachverfolgung der Gruppenentwick- lung und sind ohne konkretes quantifiziertes Ziel aus­ gestattet (PI - Performance Indicator). Das Strategie- programm PARKOUR perform beinhaltet ein deutliches Umsatzwachstum auf über 2 Mrd. EUR bis 2025. Entspre- chend ist für die kommenden Jahre mit fortlaufenden Ände- rungen des Konsolidierungskreises durch Akquisitionen zu rechnen. INDUS verwendet daher für die ESG-Kennzahlen im Regelfall Intensitätsziele je Mio. EUR Bruttowert- schöpfung (BWS) oder bezogen auf die Größe der Beleg- schaft je Vollzeitäquivalent (FTE - full-time equivalents).

Als Basisjahr für die Zieldefinition dient das Geschäfts­ jahr 2018.

Die Ergebnisse der Materialitätsanalyse werden im

Folgenden­ für die einzelnen Handlungsfelder kurz dargestellt.

  1. Schutz der Umwelt

Innerhalb dieses Handlungsfelds können grundsätzlich fünf wesentliche Themen voneinander abgegrenzt werden: Erhöhung der Energieeffizienz, Reduzierung der Treibhaus- gasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, erneuerbare Energien (Nutzung und Technologie-Entwick- lung), verantwortungsvoller Umgang und Vermeidung von Abfall sowie Kreislaufwirtschaft.

Ein besonderer Fokus von INDUS liegt auf der Mini- mierung der direkten THG-E (Scope 1+2). Grundsätzlich existieren für die INDUS-Gruppe zwei mögliche Hebel zur Reduzierung der THG-E (Scope 1+2): einerseits die Nut- zung emissionsarmer Energiequellen und andererseits die Erhöhung der Energieeffizienz, die auch aus wirtschaft­licher Perspektive von hoher Bedeutung ist. Für erneuerbare Ener- gien gilt es, die bezogenen Mengen zu erhöhen. Darüber hinaus kann INDUS durch die Entwicklung von Techno- logien im Bereich der erneuerbaren Energien weitere Bei- träge zur Reduktion der Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungsketten leisten. INDUS erfasst die Treib- hausgasemissionen in den Scopes 1-3, fokussiert sich auf die Reduktion der Emissionen in Scope 1+2 und strebt eine Verringerung des Energieeinsatzes an. INDUS ist bewusst,

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dass auch die Emissionen in Scope 3 immer mehr an Bedeu- tung gewinnen und deshalb werden die Beteiligungen ange- halten, sich mit der Berechnung der indirekten Emissionen zu beschäftigen. Aktuell haben drei Beteiligungen ihren kompletten Corporate Carbon Footprint berechnet und bei

weiteren­ Unternehmen ist die mengenbasierte Bestimmung der Emissionen in Scope 3 in Arbeit.

Aufgrund dieses Schwerpunkts sind im Handlungs- feld (i) "Schutz der Umwelt" insbesondere die Werttreiber Effizienzsteigerungen, unternehmerische Weitsicht und optimierte Investitionsentscheidungen relevant und werden bei den Beteiligungen zur Identifikation von Chancen heran-

gezogen. Entsprechende Investitionsvorhaben können­ auch durch die Nachhaltigkeitsförderbank unterstützt ­werden - ein Angebot, das in den letzten Jahren immer mehr Betei- ligungsunternehmen in Anspruch genommen haben. Im Jahr 2023 sind unter anderem Photovoltaik-Anlagen, Hei- zungserneuerungen und ein beheizter Wendelförderer im Rahmen der Nachhaltigkeitsförderbank genehmigt worden.

In diesem Zusammenhang rückt nicht nur der eigene Energieverbrauch zunehmend in den Fokus, sondern auch eine starke Ausrichtung der INDUS-Gruppe an neuen Tech- nologien. Beispielsweise gilt Wasserstoff als vielverspre- chender Energieträger für eine nachhaltige Zukunft und als eine der Schlüsseltechnologien für die Dekarbonisierung des Energiesystems. Als sauberer und effizienter Brenn- stoff kann er zur Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr und Energieversorgung beitragen. Mit einem klaren Blick in die Zukunft untersucht der INDUS-Arbeitskreis Was- serstoff die Wasserstofftechnologie und hier insbeson- dere das Thema Wasserstoffspeicher. Die INDUS­-Tochter

ELTHERM­ aus Burbach arbeitet schon länger in diesem Bereich: Der Spezialist für elektrische Begleitheizungssys- teme stellt Lösungen bereit, mit denen ungetrockneter Was- serstoff (Wasserstoffgas, das nicht von Feuchtigkeit befreit wurde) beim Transport und Speichervorgang vor Konden- satbildung geschützt wird. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum sicheren Handling von Wasserstoff. Ein wei- teres Mitglied des Arbeitskreises ist die GSR Ventiltechnik: Sie bietet schon heute mit ihren Ventilen spezielle Lösungen für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff an, da dieser wegen seiner hohen Flüchtigkeit durch die kleine Molekülgröße häufig in bestehender Gasinfrastruktur nicht ohne Weiteres verwendet werden kann.

Abfälle, die im Geschäftsbetrieb der INDUS-Gruppe anfallen, sind zu über 90 % und somit größtenteils unge- fährlich. Alle Abfälle werden mit den jeweils geltenden gesetzlichen Vorgaben korrekt entsorgt. Gleichwohl strebt INDUS an, die Recyclingquote aller Abfälle möglichst hoch zu halten und das Abfallaufkommen bezogen auf die Bruttowertschöpfung­ der Gruppe zu minimieren sowie sparsam mit den lokalen Wasservorkommen umzugehen. AURORA, Hersteller von modernsten Heiz­- und Klima- systemen und -komponenten, die in Serien von On- und

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Offroad-Fahrzeugen­ zum Einsatz kommen, konnte durch die Umstellung der Dichtigkeitsprüfung bestimmter Fahr- zeugkomponenten im Wasserbecken auf ein Trockenprüf- verfahren mit Helium die Einsparung von 6.000 Litern entsorgungspflichtigen Abwassers pro Monat erreichen. Zudem wird durch den Wegfall der nachträglichen Trock- nung Strom eingespart.

Die Beteiligungen der INDUS-Gruppe arbeiten daran, durch Recyclingfähigkeit und den Einsatz von Rezyklaten in ihren Produkten einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten. Relevantes Potenzial, Ressourcen zu schonen, Abfälle zu vermeiden und den CO2-­Fußabdruck in der Lieferkette­ zu minimieren, liegt auch in der Reduktion von Verpackungsmaterialien. Die INDUS-Tochter OBUK, ein Spezialist für hochwertige Haustürfüllungen, hat sich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Lebensmittelver- packungstechnologie der Hochschule Hannover auf die Suche nach alternativen Verpackungslösungen begeben und eine nachhaltigere Alternative entwickelt. Außerdem hat OBUK im Jahr 2023 eine neue Produktlinie FAIR LINE auf den Markt gebracht, wobei recycelte PET-Flaschen für den Dämmkern der Haustürfüllung verwendet werden.

(ii) Faire Arbeit

Folgende wesentliche Themen wurden identifiziert: Sicher- heit und Gesundheit der Mitarbeitenden, Aus- und Weiter- bildung, faire Entlohnung und Vertragsverhältnisse sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Dieses Handlungsfeld ist hinsichtlich der Werttreiber Effizienzsteigerungen und unternehmerische Weitsicht von besonderer Bedeutung. INDUS legt besonderen Wert auf gegenseitigen Respekt, Fairness, Teamgeist, Professionalität und Offenheit. Diese Werte sind daher fester Bestandteil des INDUS-Verhaltenskodex, welcher alle Handlungsfelder der Nachhaltigkeitsstrategie umfasst.

Die Vermeidung jeglicher Arbeitsunfälle und insbe- sondere von Arbeitsunfällen mit Todesfolge hat höchste Priorität. Besonders wichtig für gut funktionierende Wirt- schaftsaktivitäten und ein gutes Verhältnis zwischen Arbeit- geber und Angestellten ist die Gewährleistung der Sicher- heit und Gesundheit aller Beteiligten. Dies bezieht sich nicht nur auf die körperliche Unversehrtheit, sondern auch auf die psychische Gesundheit und eine solide Resilienz

aller Menschen­ . INDUS ist sich der Bedeutung von Sicher- heit und Gesundheit bewusst, weshalb dies als wesentliches Thema mit entsprechenden Maßnahmen und Zielen ver- folgt wird.

Um dem bestehenden Fachkräftemangel entgegen- zuwirken, will INDUS weiter Nachwuchs durch Ausbil- dung neuer Arbeitskräfte fördern. Gleichzeitig werden durch Weiterbildung die Angestellten gefördert, wird deren Fachwissen auf dem Stand der Technik gehalten und neben Wertschätzung der Arbeitskraft auch wirtschaftliche

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Konkurrenzfähigkeit erhalten. Dazu erkennt INDUS es als wesentlich an, erbrachte Leistung durch faire Entlohnung und faire Vertragsverhältnisse (beispielsweise über Tarif- verträge) wertzuschätzen. Die genannte Resilienz möchte INDUS durch mit Familie und Privatleben vereinbare Arbeitsbedingungen fördern und ein respektvolles Verhält- nis mit den Menschen schaffen.

rechte in der INDUS-Gruppe liegt beim Vorstand der ­Holding. Ein Entwicklungsschritt ist die inzwischen grup- penweit etablierte Whistleblowing Hotline. Im Geschäfts- jahr 2023 wurden in der Gruppe Vorbereitungen für die Sorgfaltspflichten umgesetzt, die aus dem Lieferketten­ sorgfaltspflichtengesetz resultieren, um 2024 den ersten Bericht dazu erstellen zu können.

(iii) Soziale Gerechtigkeit

(v) Ehrliche Wirtschaft

Die wesentlichen Themen in diesem Handlungsfeld sind für uns: gesellschaftliches Engagement regional und über­ regional sowie gute Nachbarschaft.

Aufgrund der lokalen Verankerung der Beteiligungs­ gesellschaften sind diese ein bedeutender Teil der lokalen sozia­ len Struktur. Entsprechend ist die positive Wahrnehmung in der unmittelbaren Umgebung ein bedeutender Werttreiber und begünstigt sowohl die Gewinnung als auch die Bindung von Beschäftigten. Wesentlich für dieses Handlungsfeld sind somit die Vermeidung von Beeinträchtigungen des Umfelds aufgrund der Produktion und entsprechend das Ausbleiben berechtigter Beschwerden. Des Weiteren unterstützen die Beteiligungsgesellschaften der INDUS-Gruppe und INDUS soziale Einrichtungen finanziell auf lokaler und überregio- naler Ebene und kooperieren mit Sozialeinrichtungen wie zum Beispiel Behindertenwerkstätten. Da die Mitarbeiten- den der Gesellschaften der INDUS-Gruppe häufig in unmit- telbarer Umgebung der Unternehmensstandorte wohnhaft sind, achtet INDUS sehr auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis mit den ­angrenzenden Gemeinden.

Compliance-Management und transparente Kommuni­ kation wurden hier als wesentliche Themen identifiziert. Die Achtung der geltenden Gesetze und regulatorischen Rahmenbedingungen stehen im Zentrum jeglicher Wirt- schaftstätigkeit der INDUS-Gruppe. Entsprechend gilt es, Fehlverhalten und resultierende Bußgelder sowie nicht- monetäre Strafen zu vermeiden. Im Rahmen der weiteren Internationalisierung werden zunehmend weltweite Märkte erschlossen. Dort gelten in der Regel andere regulatorische Vorgaben. Dies bedeutet für Teile der INDUS-Gruppe,

weitere­ Gesetzgebungsverfahren sowie Aktualisierun- gen von Vorgaben zu verfolgen und für eine ausnahmslose Einhaltung der Vorgaben zu sorgen. Durch den Austausch in der Gruppe und durch die Unterstützung durch lokale Expert:innen werden Wissenslücken angegangen, um unbewusstes ­Fehlverhalten bestmöglich zu vermeiden. INDUS legt Wert darauf, die erfolgreiche Einhaltung, aber auch begangene Verstöße vollständig und transparent zu kommunizieren, um so als ehrliches, gerechtes und offenes Unternehmen wahrgenommen zu werden.

(iv) Menschenrechte

(vi) Gesellschafterbegleitung

Schutz der Menschenrechte entlang der Wertschöpfungs- kette sowie Diversität und Chancengleichheit sind aus Sicht der INDUS-Gruppe die relevantesten Themen innerhalb dieses Handlungsfelds.

Die Achtung der Menschenrechte ist für die gesamte INDUS-Gruppe ein wesentlicher Aspekt im Verhaltens- kodex. Zusätzlich hat der INDUS-Vorstand mit der Grund- satzerklärung zur Achtung der Menschenrechte den Ver- haltenskodex in Bezug auf Menschenrechte und gute Arbeitsbedingungen ergänzt und konkretisiert. Die Beteili- gungen der INDUS-Gruppe haben ihre Hauptstandorte in der DACH-Region und profitieren in der Wertschöpfungs- kette von den geltenden Standards zum Schutz der Arbeit- nehmer- und Menschenrechte.

Die Achtung der Menschenrechte wird dabei nicht als "Werttreiber" verstanden, sondern als Basisanforde- rung an die eigene Wirtschaftstätigkeit und als Selbstver- ständlichkeit. Die Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte im eigenen Unternehmen sowie in der Lieferantenkette liegt bei den einzelnen Beteiligungen. Die Gesamtverantwortung für die Einhaltung der Menschen-

In ihrer Funktion als Finanzholding übernimmt INDUS die wirtschaftliche Konsolidierung und unterstützt die Beteili- gungen im Rahmen der gegebenen Spielräume bei der Ent- wicklung ihres Geschäfts mit Kapital und Beratung. Den Erfolg der Beteiligungen gleicht INDUS regelmäßig mit ihren Erwartungen ab.

Die wesentlichen Themen für uns innerhalb die- ses Handlungsfelds sind: Portfoliooptimierung durch Akquisitionstätigkeiten sowie methodische und finanzi- elle Unterstützung zur Zielerreichung (zum Beispiel Förder- bank, Schulungen etc.).

Strategisches Sparring für die Beteiligungen gehört für INDUS zum geschäftlichen Alltag. In diesem Handlungs- feld liegt daher der Fokus auf Unterstützungstätigkeiten der Holding, welche als "Enabler" für die Umsetzung von ESG- Initiativen und -Projekten in den Beteiligungsgesellschaften dienen. Ein Orientierungspunkt für entsprechende ESG-­ Initiativen ist dabei der INDUS-Verhaltenskodex, welcher als Grundlage für die beteiligungsspezifischen Kodizes dient und durch die Beteiligungsgesellschaften bei Bedarf erweitert wer- den kann. Außerdem werden die Beteiligungen methodisch

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und finanziell unterstützt, um gesetzte Ziele zu errei- chen. Hierfür hat die INDUS Holding AG im Geschäftsjahr 2022 eine Förderbank ins Leben gerufen und bietet spezielle Schulungen an. Ein bedeutender Bestandteil der Tätigkeit der Holding besteht zudem in der Portfoliostärkung durch Akquisitionstätigkeiten. Beim initialen Screening möglicher Akquisitionstargets werden die Wirtschaftstätigkeiten der Akquisitionstargets hinsichtlich der Vereinbarkeit mit dem Verhaltenskodex der INDUS Holding AG und den Arbeits- schutzbestimmungen abgeglichen sowie die THG-E und ihre Auswirkungen auf die THG-E der Gruppe abgeschätzt. Alle geschilderten Tätigkeiten und beschriebenen wesentlichen Themen in den Handlungsfeldern sollen außerdem dazu führen, dass eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen der INDUS Holding AG und ihren Beteiligungen herrscht. Das Ziel der INDUS Holding AG ist nicht Buy and Sell, sondern die langfristige Förderung und Entwicklung der ­Beteiligungen gemäß der Strategie "Kaufen, halten & entwickeln".

Berechnung der Treibhausgasemissionen und Konsolidierungskreis der Nachhaltigkeits­ datenerfassung

Die Berechnung der Treibhausgasemissionen (THG-E) erfolgt auf Basis der Erfassung relevanter Aktivitätsdaten aller Beteiligungsgesellschaften im Konsolidierungskreis über das bestehende Finanzdaten-Reporting-System von INDUS, welches zum Zwecke der spezifischen Abfrage der Aktivitätsdaten erweitert wurde.

Zur Bilanzierung des THG-Footprints der INDUS- Gruppe verwendet INDUS den "Financial Control"-Ansatz nach den Greenhouse Gas (GHG) Protocol Standards. Gemäß diesem werden die Emissionen aller Gesellschaf- ten im Konsolidierungskreis, bei denen INDUS oder eine direkte Beteiligung von INDUS mindestens zu 50 % Eigen- tümer ist, zu 100% in die THG-Bilanz der INDUS-Gruppe einbezogen. Dies ist für alle Beteiligungen der INDUS- Gruppe im Konsolidierungskreis der Fall. In diesem Kon- solidierungskreis werden alle Gesellschaften mit ­relevanten THG-E berücksichtigt. Dazu zählen die wesentlichen Pro- duktionsstätten sowie größere Büro- und Vertriebsein­ heiten. Kleinstemittenten, insbesondere lokale Vertriebs- büros, werden nicht erfasst. Neu hinzugekommen ist zum Januar 2023 das Unternehmen QUICK Bauprodukte, eine Tochter der BETOMAX systems. SCHÄFER und SELZER gehören seit September bzw. Oktober 2023 nicht mehr zum Konsolidierungskreis der INDUS-Gruppe.

Insgesamt entspricht der Konsolidierungskreis der nichtfinanziellen Berichterstattung folglich zum Großteil dem finanziellen Konsolidierungskreis abzüglich unwe- sentlicher Kleinstemittenten. In den Nachhaltigkeitsdaten, im Wesentlichen Verbräuche, sind die Halbjahreswerte der entkonsolidierten Beteiligungen SELZER und SCHÄFER­

zum 30. Juni 2023 berücksichtigt. Für alle Angaben gemäß

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­EU-Taxonomie entspricht der Konsolidierungskreis ­(zwingend) dem der finanziellen Berichterstattung.

Bei der Berechnung der Treibhausgasemissionen wer- den neben CO2 auch Lachgas (N2O), Methan (CH4) und teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFCs) berücksichtigt. ­Perfluorcarbone (PFCs) und Schwefelhexafluorid (SF6) wer- den nicht individuell erfasst, da diese in den Produktions- prozessen der INDUS-Beteiligungen nicht relevant sind. Die Treibhausgase werden entsprechend ihres Treibhaus­ potenzials in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet und ausschließlich in dieser Form zur Kalkulation der THG-E verwendet. Die Angabe der THG-E erfolgt sowohl gemäß der "market-based" wie auch der "location-based" Berechnungs­ methodik.

Die Kategorisierung der Emissionen in Scope 1 (direkte Emissionen durch mobile und stationäre Verbren- nung), Scope 2 (Emissionen, die bei der Erzeugung von zugekaufter Energie entstehen) und Scope 3 (indirekte Emissionen, zum Beispiel durch Geschäftsreisen und zuge- kaufte Waren und Dienstleistungen) erfolgt gemäß den Greenhouse Gas (GHG) Protocol Standards. Dabei werden die Emissionen in Scope 1 und Scope 2 auf Basis der erfass- ten Aktivitätsdaten mit entsprechenden Emissionsfaktoren berechnet. Aufgrund der Heterogenität der INDUS-Gruppe und der häufig eingenommenen Position in der Mitte der Wertschöpfungskette erachten wir ein analoges Vorgehen für die Emissionen in Scope 3 als unverhältnismäßig, sodass für die zweckorientierte Berechnung dieser Emissionen zum Großteil Finanzdaten wie beispielsweise Umsätze, bezogene Leistungen oder Materialaufwände und weitere

Posten verwendet werden­ . Diese Finanzdaten werden mit sogenannten ausgabenbasierten Emissionsfaktoren (spend- based) verrechnet, die Ausgaben in Euro mit ­Emissionen in Relation setzen. Die Wertschöpfungskette in Scope 3 wird dabei sowohl vor- als auch nachgelagert gemäß aller 15 Kategorien des GHG Protocol Standards berücksichtigt. Eine detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise und Berechnungsmethode pro GHG-Kategoriefinden Sie auf der INDUS-Website.  Siehe www.indus.de/app/uploads/2023/03/

INDUS-Methodik-Scope-3-Berechnung.pdf

Zielgrößen und Zeithorizont der ESG-Kennzahlen

INDUS unterscheidet hinsichtlich des Zeithorizonts ­zwischen kurzfristigen Zielen mit dem Zieljahr 2025, mittelfristigen Zielen(2030)undlangfristigenZielen(2045).Daslangfristige­ Ziel wurde aufgrund der Verschärfung des deutschen Klima- schutzgesetzes angepasst und sieht nun die Kliman­eutralität im Jahr 2045 für die gesamte INDUS-Gruppe vor. Die Performance -Indikatoren (PI) werden durch INDUS beobachtet, sind jedoch aktuell nicht mit einem konkreten Ziel belegt. Angaben, die sich auf Beschäftigtenzahlen ­beziehen, werden stets in Vollzeitäquivalenten (full-time equivalents - FTE) bezogen auf den letzten Tag des ­Geschäftsjahres getätigt und

INDUS HOLDING AG

NICHTFINANZIELLER BERICHT

beinhalten auch Fremdpersonalkräfte.

Die Reduktionsziele der THG-E beziehen sich stets auf die THG gemäß der "market-based" Berechnung, da so die Aufwände der INDUS-Gruppe zum Beispiel in Form des Einkaufs von "Öko-Strom" entsprechend abgebildet werden. Zusätzlich sind die Reduktionsziele "Netto-Ziele". Der Kauf von CO2-Zertifikaten ist dabei stets als mögliche Zusatzmaßnahme zu sehen und ersetzt nicht die Nach- haltigkeitsinitiativen in der Gruppe. In der Kennzahlen-

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tabelle, welche im nichtfinanziellen Bericht zu finden ist, sind die durch Emissionszertifikate ausgeglichenen THG-E gesondert ausgewiesen. Für die Reduktionsziele wird das Geschäftsjahr 2018 als Basisjahr verwendet. Grundlage der Emissionsreduktionsziele ist das ehemalige Sektorziel des Sektors "Industrie" des deutschen Klimaschutzgesetzes, das allerdings mit der Novelle des Bundesklimaschutzgesetzes im Juni 2023 und der Streichung der Sektorziele hinfällig wurde.

Die nachfolgende Tabelle listet die KPI inklusive der kurz-, mittel- und langfristigen Ziele auf:

NACHHALTIGKEITSZIELE DER INDUS­

HOLDING AG

Zieljahr

2018

Handlungsfeld

Bezeichnung

KPI

Einheit

(Basisjahr)

2025

2030

2045

THG-E (Scope 1+2)*

SU01-THG

t CO2e/Mio. EUR BWS

113

73 (-35 %)

56 (-50 %)

0 (-100 %)

Schutz der

Umsatzanteil zielkonformer Beteiligungen

SU02-NhU

%

-

100

100

100

Investitionsanteil zielkonformer Beteiligungen

SU03-NhI

%

-

100

100

100

Umwelt

Faire

Arbeitsunfälle

FA01-AU

Anzahl/100 FTE

3,3

fortlaufend <3,0

Arbeit

Arbeitsunfälle mit Todesfolge

FA02-tAU

Anzahl

0

fortlaufend 0

Soziale

Gerechtigkeit

berechtigte lokale Beschwerden

SG01-BB

Anzahl

0

fortlaufend 0

Menschenrechte

Beschäftigte mit Verhaltenskodex

MR01-KDX

% der FTE

100

fortlaufend 100

Geldwert monetär signifikanter Bußgelder

EW01-BG

TEUR

0

fortlaufend 0

Ehrliche

Gesamtzahl nicht-monetärer Strafen

EW02-nmS

Anzahl

0

fortlaufend 0

Wirtschaft

Zahlungen an politische Parteien

EW03-Pol

% der BWS

0

fortlaufend 0

  • Zur Verdeutlichung der Ausgangsbasis und des Zielfortschritts bezüglich des THG-Reduktionsziels(SU01-THG) ist für das Basisjahr 2018 die Bruttoemissionsintensität angegeben (vor Berücksichtigung von Emissionskompensationen, s. nichtfinanzieller Bericht der INDUS­ Holding AG 2019). Die übrigen Angaben der Emissionsintensität der Kennzahl SU01-THG beziehen sich auf die Nettoemissionsintensität.

Zur Berechnung des Anteils des Umsatzes und des Investi- tionsanteils (SU02-NhU und SU03-NhI) der Beteiligungen, die dem Emissionspfad des Ziels der INDUS-Gruppe ­folgen, ist die jährliche Bestimmung des Zielerreichungsgrads der individuellen Beteiligungen bezüglich des Emissionsreduk- tionsziels der INDUS-Gruppe(SU01-THG) erforderlich. Die Zielsetzung der INDUS-Gruppe gilt auf Jahresbasis

Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die beiden Kriterien:

dann erfüllt, wenn die entsprechende Beteiligung entweder­

  1. eine Emissionsintensität aufweist, die geringer ist, als dies ein linearer Emissionsreduktionspfad gemäß dem INDUS-Ziel für 2025 vorgibt, oder (b) die Emissionsinten- sität der Beteiligung im Geschäftsjahr bezogen auf das Basis- jahr 2018 um mindestens 3 % pro Geschäftsjahr reduziert werden konnte.

VORGABEN FÜR DIE EMISSIONSZIELKOMPATIBILITÄT DER BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN

Zieljahr

Einheit

2018

2019

2020

2021

2022

2023

2024

2025

entweder

Emissionsintensität

t CO2e/Mio. EUR BWS

<113

<107

<102

<96

<90

<85

<79

<73

Reduzierung der Emissionsintensität

oder

im Vergleich zum Basisjahr 2018

%

-

>3

>6

>9

>12

>15

>18

>21

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Indus Holding AG published this content on 19 March 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 15 April 2024 16:43:04 UTC.