Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Ungeachtet aller Turbulenzen in den Lieferketten und sprunghaft gestiegener Energiepreise läuft das Geschäft von Chiphersteller Infineon nach Einschätzung von Analysten wie auf Schienen. Für die Monate Januar bis März hat der Vorstand 3,2 Milliarden Euro Umsatz und eine operative Marge von 22 Prozent über alle Segmente hinweg angekündigt, und genau so soll es auch kommen, sind sich 22 professionelle Beobachter sicher. Was sie nicht erwarten, ist eine Erhöhung der Prognose. Am Montagmorgen legt Infineon seine Zwischenbilanz vor.


Darauf werden Anleger achten:


ZAHLEN: Etwas unwägbar ist für UBS, in welcher Weise sich der Krieg in der Ukraine mit seinen unmittelbaren sowie mittelbaren Folgen im Ergebnis von Infineon niedergeschlagen hat. Eventuell, so schreiben die Analysten, gebe es hier ein wenig Aufwärtspotenzial. Die zeitweiligen Stillstände der Bänder in der Autobranche, einer für Infineon wichtigen Kundenindustrie, sollen sich im Ergebnis von Infineon nicht negativ ausgewirkt haben. Der Auftragsbestand von zuletzt 31 Milliarden dürfte weiter gestiegen sein.


PROGNOSE: War die Schätzung für das aktuelle Geschäftsjahr nach dem Weihnachtsquartal noch etwas angehoben worden, so rechnen Analysten nun nicht mit einer erneuten Erhöhung. Ihr Konsens für das Gesamtjahr entspricht genau den Vorhersagen des Unternehmens. Was die Prognose für das Folgequartal angeht, erwartet UBS, dass Infineon 1 Prozent weniger Umsatz und 23 Prozent Marge ansagen wird.


ANGEBOT: Angesichts der Engpässe wird die Frage nach dem Angebot wieder ein zentrales Thema in der Telefonkonferenz des Unternehmens sein. Die Autoindustrie kann nach wie vor nicht so viele Fahrzeuge produzieren, wie nachgefragt werden. Im April ging der Absatz in Deutschland noch einmal kräftig zurück. Der Ukraine-Krieg könnte die Chipkrise unterdessen verschärfen, hat der ausgeschieden Infineon-Chef Reinhard Ploss noch kürzlich gewarnt. Vorrangig aus der Ukraine stammt nämlich das für die Halbleiterfertigung wichtige Gas Neon.


NEUER CEO: Das Quartal fällt zwar noch unter die Ägide des längjährigen Vorstandschefs Ploss, erläutern wird es aber sein Nachfolger Jochen Hanebeck. Zwar steht eine Neuausrichtung der Strategie nicht an, aber vielleicht setzt Hanebeck ja einen anderen Ton. Der Wechsel kommt mit einer Nebenwirkung. Vertriebschef Helmut Gassel, der auch als Nachfolger von Ploss gehandelt worden war, hat vor wenigen Tagen das Handtuch geworfen.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und für das Gesamtjahr 2021/22:


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.                                  PROG   PROG   PROG 
2. QUARTAL 2021/22              2Q21/22   ggVj   Zahl  2Q20/21 
Gesamtumsatz                      3.219   +19%     22    2.700 
Segmentergebnis                     712   +51%     22      470 
Ergebnis nach Steuern u Dritten     445  +119%     22      203 
Ergebnis je Aktie                  0,34  +127%     22     0,15 
Ergebnis je Aktie bereinigt        0,42   +75%     22     0,24 
 
.                                  PROG   PROG   PROG 
GESAMTJAHR 2021/22              Gj21/22   ggVj   Zahl  Gj20/21 
Gesamtumsatz                     13.101   +18%     22   11.060 
Segmentergebnis                   2.902   +40%     22    2.072 
Ergebnis nach Steuern u Dritten   1.818   +56%     22    1.169 
Ergebnis je Aktie                  1,38   +57%     22     0,88 
Ergebnis je Aktie bereinigt        1,69   +41%     22     1,20 
Dividende je Vorzugsaktie          0,33   +22%     20     0,27 
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ERLÄUTERUNGEN:

- Angaben in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research, Dividende von S&P Global Intelligence.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- Geschäftsjahr vom 1. Oktober bis 30. September

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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May 05, 2022 10:45 ET (14:45 GMT)