Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär publiziert am Donnerstag, 2. Februar, die Zahlen zum Geschäftsjahr 2022. Zum AWP-Konsens haben insgesamt elf Analysten beigetragen.

2022E
(in Mio Fr.)           AWP-Konsens     2021A

Betriebsertrag             3800         3858     
Adj. Konzerngewinn         1001         1144    
IFRS Konzerngewinn          919         1082   

(in BP)
Bruttomarge                85,8         81,9  

(in %)
Cost/Income-Ratio          66,4         63,8   

(in Mrd Fr.)
Net New Money (NNM)         5,7         19,6   


(in Mrd Fr.)         per 31.12.2022  per 30.10.2022

Kundenvermögen (AuM)        420          429 


(in Fr.)                  2022E         2021A

Dividende je Aktie         2,61          2,60 

FOKUS: Die Analysten erwarten nach den schwierigen Bedingungen an den Finanzmärkten einen tieferen Jahresgewinn bei rückläufigen verwalteten Vermögen. Nach den Nettoabflüssen im ersten Halbjahr hat die Zürcher Privatbank - wie bereits nach den ersten zehn Monaten mitgeteilt - im zweiten Halbjahr wieder Neugelder angezogen. Die Privatbank könnte dabei auch von Vermögen von abgesprungenen Credit Suisse-Kunden profitiert haben, wird bei den Beobachtern spekuliert. Interessieren werden die Investoren aber auch die Auswirkungen der Zinserhöhungen in wichtigen Währungen wie auch Angaben zu Ausschüttungen respektive neuen Aktienrückkaufprogrammen.

ZIELE: Die Mittelfristziele für die Periode 2023-2025 sehen eine adjustierte Vorsteuermarge von 28 bis 31 Basispunkten und ein adjustiertes Kosten-Ertragsverhältnis von "unter 64 Prozent" vor. Beim adjustierten Gewinn vor Steuern wird eine jährliche Wachstumsrate von über 10 Prozent angestrebt. Die adjustierte Rendite auf dem Kernkapital (CET1) soll 2022 mindestens 30 Prozent betragen.

Zudem will die Bank bis 2025 Bruttoeinsparungen bis 120 Millionen realisieren, die "linear über den Zyklus 2023 bis 2025" erzielt werden sollen. Erreichen will sie dies durch eine weitere Straffung der geografischen Präsenz, durch Effizienzverbesserungen sowie durch Optimierungen in der Organisation. Die Einsparungen sollen zur Finanzierung von Technologieinvestitionen über rund 400 Millionen Franken in der Periode beitragen, die zum Investitionsbudget hinzukommen.

PRO MEMORIA: Im Dezember gab Julius Bär eine Abschreibung auf den Goodwill der italienischen Tochtergesellschaft Kairos in Höhe von 57 Millionen Franken bekannt. Die nicht cashwirksame Belastung werde sich im Finanzergebnis 2022 niederschlagen, hiess es. Die Abschreibung folge auf "ein äusserst schwieriges Jahr für die Vermögensverwaltungsbranche und insbesondere für aktive Asset Manager". Per Ende 2022 seien keine immateriellen Werte in Zusammenhang mit Kairos mehr in den konsolidierten Finanzzahlen von Julius Bär enthalten.

In der Schweiz baut Julius Bär zwei neue Teams auf. Claude Lüthi hat per Anfang 2023 die Leitung des neuen Teilmarkts Aargau und Solothurn übernommen. Sepp Zellweger baut zudem einen Bereich für die Beratung von gemeinnützigen Stiftungen auf. Lüthi und Zellweger sind von der Credit Suisse Schweiz zu Julius Bär gestossen.

Das Bundesgericht hatte im Dezember 2022 eine Beschwerde der Bank Julius Bär in einem langjährigen Rechtsstreit mit rund 40 Anlegern gutgeheissen. Die Opponenten sind Geschädigte des mittlerweile verstorbenen Finanzier Ambros Baumann und dessen Schneeballsystem. Die Betroffenen rügten, die Bank habe ihre Aufsichtspflicht verletzt, indem sie die dubiosen Transaktionen des Basler Geschäftsmannes nicht aufdeckte. Das Bundesgericht hob einen Entscheid der Genfer Justiz auf, das weitere Abklärungen im Zusammenhang mit den Vorwürfen an die Bank Julius Bär gefordert hatte.

In einem Verfahren der britischen Finanzaufsicht FCA hat Julius Bär einen Entscheid der Behörde akzeptiert und eine Busse von rund 18 Millionen Pfund (rund 20,5 Mio Fr.) bezahlt, wie im November 2022 bekannt wurde. Dabei ging es um "Vermittlungsgebühren" an einen Angestellten der russischen Yukos-Gruppe in den Jahren 2009 bis 2014, damit Gruppengesellschaften Gelder bei Julius Bär International deponierten. Drei frühere Bär-Angestellte der Bank Julius Bär gehen allerdings gegen den Entscheid der britischen Finanzaufsicht (FCA) vor, der ihnen ein Berufsverbot im Finanzbereich auferlegt.

AKTIENKURS: Die Julius Bär-Titel sind im bisherigen Jahresverlauf um beinahe 10 Prozent gestiegen, und haben damit den Gesamtmarkt (SPI: +6,31%) klar abgehängt. Bereits im letzten Jahr entwickelten sich die Papiere überdurchschnittlich.

jl/tp/an