Zürich (awp) - Die Julius Bär Gruppe ist im ersten Semester des laufenden Geschäftsjahres 2017 auf Gewinnebene etwa im Rahmen des Vorjahres geblieben und hat insbesondere den Neugeldzufluss sehr deutlich gesteigert. Nach der forcierten Anstellung von Kundenberatern im Vorjahr bleiben die Kosten im Verhältnis zu den Einnahmen über den Mittelfrist-Zielen, der Zielbereich soll aber weiterhin im kommenden Jahr erreicht werden, so Julius Bär.

Der um Restrukturierungskosten und immaterielle Abschreibungen adjustierte Konzerngewinn stieg für die Berichtsperiode um knapp 0,4% auf 403,6 Mio CHF, wie die Vermögensverwalterin am Montag mitteilte. Unter Einschluss dieser Positionen resultiert derweil ein um 2% tieferer Konzerngewinn (gemäss IFRS) von 353 Mio CHF. Allerdings war der Vorjahrergebnis noch von Sondereffekten im Zusammenhang mit der Pensionskasse sowie der Kairos-Übernahme positiv beeinflusst worden - ohne diese Effekte hätte sich der adjustierte Gewinn um fast einen Drittel verbessert, heisst es.

CEO Boris Collardi zeigt sich am Montag an einer Telefonkonferenz mit den Ergebnissen sehr zufrieden. So hätten die im letzten Jahr getätigten Investitionen bereits zum rekordhohen adjustierten Konzerngewinn für das Halbjahr beigetragen haben. Die Nettozuflüsse seien zudem über den eigenen Erwartungen ausgefallen.

NEGATIVER WECHSELKURSEFFEKT

Zum Semesterende verwaltete die Bank Vermögen (AuM) in der Höhe von 354,7 Mrd CHF. Dies sind zwar leicht weniger als per Ende April 2017 (356 Mrd CHF), dem letzten bekannten Wert, aber rund 6% mehr als per Ende 2016 (+19 Mrd CHF). Das Wachstum gegenüber Ende 2016 war den Angaben zufolge zurückzuführen auf die Marktentwicklung in Höhe von 16,8 Mrd CHF, einen Netto-Neugeldzufluss von 10,2 Mrd sowie einen leicht positiven Netto-Akquisitionseffekt (0,3 Mrd). Teilweise beeinträchtigt wurde die Zahl durch einen negativen Währungseffekt von 8,9 Mrd CHF, hauptsächlich aufgrund des Rückgangs des USD/CHF-Wechselkurses um 6%.

Mit dem Neugeldzufluss von annualisiert 6,1% der AuM lag die Gruppe über dem mittelfristigen Zielbereich der Gruppe von 4-6%. Vor allem gegen Ende des Halbjahres hätten die Geldzuflüsse angezogen, wobei sich vor allem die Regionen Asien, Mittlerer Osten und Lateinamerika gut entwickelt hätten, so Finanzchef Dieter Enkelmann an einer Telefonkonferenz. Die im Jahr 2016 angestellten Kundenberater leisteten laut den Angaben einen "bedeutenden Beitrag zu diesen Zuflüssen".

COST-INCOME-RATIO AB 2018 IM ZIELBEREICH

Insgesamt erwirtschaftete das Institut in der Periode von Januar bis Juni 2017 einen Betriebsertrag von 1,59 Mrd CHF (+12%), der adjustierte Geschäftsaufwand stieg um 17% auf 1,10 Mrd CHF (+10% unter Ausklammerung von Sondereffekten). Die Anzahl der Kundenberater stieg um 8% auf 1'381. Die Bruttomarge auf den Vermögen wird mit 92 Basispunkten ausgewiesen, womit sie sich gegenüber dem Wert der ersten vier Monate ("nahe 90 BP) wieder etwas verbesserte.

Die Cost/Income Ratio kam bei 69,1% (2016: 68,9%) zu liegen und blieb damit weiterhin ausserhalb des mittelfristigen Zielbereichs von 64-68%. Der Zielbereich soll weiterhin im Verlauf des Jahres 2018 erreicht werden.

KONSENSERWARTUNGEN ÜBERTROFFEN

Mit den vorgelegten Zahlen hat der Vermögensverwalter die Konsenserwartungen bei den Gewinnzahlen und beim Neugeldzufluss übertroffen, während die Kundenvermögen innerhalb der Erwartungen ausfielen. Von AWP befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem adjustierten Konzerngewinn von 369 Mio CHF und einem IFRS-Konzerngewinn von 326 Mio CHF gerechnet. Zudem hatten sie den Neugeldzufluss im Schnitt bei 8,4 Mrd CHF und die Kundenvermögen bei 355 Mrd CHF erwartet.

Die BIZ Gesamtkapitalquote mit 18,5% und die CET1-Kapitalquote mit 14,9% bleiben weiterhin klar über den regulatorischen Mindestanforderungen.

Wie die Bank weiter mitteilte, hat sie Beatriz Sanchez per 15. Dezember 2017 zur Leiterin der Region Lateinamerika und Mitglied der Geschäftsleitung der Bank Julius Bär ernannt. Sie kommt von Goldman Sachs, wo sie laut Mitteilung während der letzten neun Jahre verschiedene Führungspositionen mit Schwerpunkt Lateinamerika innehatte, zuletzt als Managing Director & Vorsitzende Private Wealth Management Lateinamerika. Sie ersetzt in dem Amt Gustavo Raitzin.

Die Bär-Aktie lag im vorbörslichen Handel deutlich im Plus, was bei Analysten vor allem mit der guten Entwicklung der Bruttomarge in den Monaten Mai und Juni begründet wurde.

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