BERLIN (dpa-AFX) - Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat Appelle an Supermarktkunden kritisiert, für eine nachhaltigere Produktion mehr für Lebensmittel auszugeben. "Eine echte Wende in der Landwirtschaft, die Tieren, Verbrauchern und Landwirten zugutekommt, erreichen wir nicht mit Verbraucherbashing", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker der Deutschen Presse-Agentur. Nötig sei dafür eine Abkehr von einer Klientelpolitik für die Agrar- und Lebensmittelindustrie. Hier sei Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) gefragt.

"Mit ihren wohlfeilen Appellen an die Verbraucher kann die Ministerin nicht vom eigenen Versäumnis ablenken", sagte Rücker. Nach wie vor würden Kunden klare Angaben zur Überprüfung der Qualität vorenthalten und irreführende Werbung mit falschen Qualitätsversprechen zugemutet.

Es garantiere auch keine höhere Qualität, zu teureren Produkten zu greifen. "Wie die Tiere gehalten wurden, wo die Rohstoffe herkamen oder mit welchen Umwelt- und Klimafolgen ein Lebensmittel produziert wurde, kann ich vom Preis im Supermarkt nicht ableiten." Wenn Klöckner den Verbrauchern die Schuld für Tierleid, Höfesterben und Umweltfolgen der modernen Landwirtschaft in die Schuhe schieben wolle, wäre das "ein ebenso perfides wie durchschaubares Manöver".

Die Ministerin verweist darauf, dass in Deutschland nur ein relativ geringer Teil des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben wird. Bei der Eröffnungsveranstaltung der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin sagte sie am Donnerstagabend, während stattliche Preise etwa für Handys bezahlt würden, könne Fleisch, Obst und Gemüse nicht billig genug sein. "Ich meine, es gibt auch einen Verbraucher-Imperativ: Kaufe immer so ein, wie Du Dir wünschst, dass auf dem Acker und im Stall gewirtschaftet wird."/sam/DP/zb