Frankfurt (Reuters) - Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus China haben zum Wochenstart Europas Aktienmärkte ausgebremst.

Der Dax gab am Montag um bis zu 0,6 Prozent auf 16.003 Punkte nach, verteidigte aber damit die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, sank um rund ein Prozent auf 4353 Zähler. "Das Wachstumstempo im Reich der Mitte lässt weiter nach", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die große Belebung nach dem Ende der strikten Covid-Bestimmungen ist erst einmal zu Ende."

Die Erholung der chinesischen Wirtschaft von der Corona-Pandemie hat im zweiten Quartal angesichts der schwachen Nachfrage erheblich an Schwung verloren. Das (BIP) wuchs von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. "Die Daten signalisieren, dass Chinas Nach-Corona-Boom eindeutig vorbei ist", sagte die Ökonomin Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia. "Wir sehen einen schwachen und stockenden Aufschwung."

Anleger sollten jedoch nicht allzu pessimistische sein, was die chinesischen Wirtschaftszahlen angehe, konstatierte Naeem Aslam, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Zaye. Denn Chinas Zentralbank habe sich voll und ganz einer wachstumsorientierten Politik verschrieben und setze die richtigen Maßnahmen zur Stimulierung des Wachstums um. "Ja, die Zahlen sind heute schwach, aber die politischen Entscheidungsträger sind nicht pessimistisch, da sie den internationalen Marktteilnehmern weiter versichern, dass gute Tage vor ihnen liegen."

Mit Blick auf die schwächelnde Wirtschaft in der Volksrepublik erwarteten die Analysten von Goldman Sachs in den kommenden Monaten weitere gezielte Stützungsmaßnahmen vor allem bei den Bereichen Finanzen, Immobilien und Konsum. Allerdings dürfte das Konjunkturpaket wohl geringer ausfallen als vorangegangene Hilfen.

DOLLAR WEITER UNTER DRUCK - ÖLPREIS GIBT NACH

Nach dem größten wöchentlichen Rückgang in diesem Jahr blieb der angeschlagene Dollar unter Druck. Der Dollar-Index gab in der Spitze um 0,2 Prozent auf 99,7530 Stellen nach und lag damit dicht an seinem 15-Monats-Tief. Der Euro rückte im Gegenzug um bis zu 0,2 Prozent auf 1,1248 Dollar vor und erreichte damit den höchsten Wert seit mehr als 16 Monaten. Dem Dollar machen vor allem die Spekulationen auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen in den USA zu schaffen.

Die schwachen chinesischen Wirtschaftsdaten setzten am Rohstoffmarkt auch dem Ölpreis zu. Brent-Rohöl aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI verbilligten sich jeweils um mehr als 1,5 Prozent auf 78,63 Dollar beziehungsweise 74,15 Dollar je Barrel. Das verlangsamte Wachstum in der Volksrepublik schürte Sorgen um die Nachfrage des global zweitgrößten Ölkonsumenten. "Das BIP blieb hinter den Erwartungen zurück und wird daher kaum dazu beitragen, die Sorgen über die chinesische Wirtschaft zu zerstreuen", sagte Warren Patterson, Rohstoff-Experte beim Finanzhaus ING.

LUXUSWERTE LASSEN FEDERN - KRONES GEFRAGT

Die China-Daten setzten auch Luxusfirmen zu. Die Edelmarken-Konzerne LVMH und Hermes in Paris sowie Moncler in Mailand büßten jeweils mehr als vier Prozent ein. Auch ein Kurseinbruch von zeitweise rund zehn Prozent beim Schweizer Branchenschwergewicht Richemont trübte die Stimmung. Zwar schnellten die Verkäufe von Schmuck, teuren Uhren und Luxusmode in der umsatzstärksten Region Asien kräftig nach oben. Gebremst wurde der Aufschwung allerdings durch eine weiter verhaltene Nachfrage auf dem amerikanischen Kontinent, so dass die Zahlen des Konzerns hinter den Erwartungen blieben.

Von nach oben geschraubten Zielen profitierte dagegen Krones. Die Aktien des Getränkeabfüllanlagen-Herstellers zogen rund fünf Prozent an und schoben sich damit an die Spitze im Nebenwerte-Index MDax. Eine angehobene Prognose und ein geringerer Betriebsverlust als erwartet gaben auch TomTom Auftrieb. Die Titel des niederländischen Anbieters von Navigationsgeräten und digitalen Landkarten verteuerten sich in Amsterdam um mehr als elf Prozent. Damit steuerte der Konzern auf das größte Tagesplus seit einem Jahr zu.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)