Nvidia und Kryptowährungen: Wie hängt das zusammen?

Wenig überraschend dreht sich hier alles um die technologischen Komponenten des Unternehmens, derer sich die Schürfer von Kryptowährungen bedienen. Dies gilt insbesondere für die Grafikprozessoren, die auch unter dem Akronym GPU (Graphics Processing Unit) bekannt sind.

Grafikkarten dienen mit den darin enthaltenen GPUs primär dazu, die entsprechende Leistung für die Darstellung gestochen scharfer und flüssiger Bilder bereitzustellen. Für Aktivitäten wie Videospiele und -bearbeitung sind sie daher unverzichtbar. Dank ihrer Kapazität für die Verarbeitung großer Datenmengen eignen sie sich aber auch gut für das Mining von Kryptowährungen, bei dem komplexe mathematische Aufgaben zu lösen sind, um dafür mit Coins belohnt zu werden.

2022: Wohin geht die Reise im Web 3.0?

Ende 2022 äußerte Nvidia (wie auch viele andere Kryptomining-Experten) Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Umstellung auf ein Proof-of-Stake-Konsensmodell bei Ethereum. Insbesondere galt dies für die Nachfrage nach Grafikkarten. Zur Erinnerung: Ethereum macht etwa 20 % der Gesamtkapitalisierung des Kryptowährungsmarkts aus.

Mit dem Wechsel von einem Proof-of-Work-Modell zu einem Proof-of-Stake-Modell sahen sich die Miner - mit ihren Grafikkarten - gezwungen, von Bord des Ethereum-Schiffs zu gehen, um sich auf andere zu schürfende Kryptoassets auszurichten oder einfach ihre Aktivitäten einzustellen. Bei Ethereum mussten die Miner für Validatoren Platz machen, die nicht über den ganzen Tag Computer laufen lassen müssen, sondern ihr Kapital verpfänden, um sich gegen eine jährliche Rendite an der Sicherung des Netzwerks zu beteiligen. Diese Prozessumstellung hat unter anderem den Stromverbrauch von Ethereum um 99,99 % reduziert.

Doch abgesehen von der Fusion des Ethereum-Konsensmodells war die größte Belastung für die Miner (und implizit auch für die Nachfrage nach GPU-Grafikkarten, die in Mining-Rechnern zum Einsatz kommen), dass der Kurs der wichtigsten Digitalwährung des Marktes, des Bitcoin, 2022 einbrach und das Schürfen von Kryptowährungen in der Folge für viele Miner unrentabel wurde.

Die folgende Grafik stellt die pro Tag an Bitcoin-Miner ausgeschütteten USD-Gesamterlöse (orange Kurve) dem einfachen gleitenden Durchschnitt über 365 Tage (blaue Kurve) gegenüber. Auch die gleitende 365-Tage-Summe der Erlöse der Miner (violette Kurve) ist hier dargestellt, um den Gesamtumsatz der Branche zu veranschaulichen.

Gesamterlöse aus dem Mining
Glassnode

Festzustellen ist, dass im Laufe des Jahres 2021 im Gefolge des Bitcoin-Kursanstiegs auch die Mining-Erlöse in die Höhe schnellten. Dieser Trend zog viele weitere Krypto-Schürfer an, die nach dem schnellen Geld gierten. Das Jahr 2022 gestaltete sich dann natürlich schwieriger, denn die Mining-Erlöse gingen drastisch zurück, was einige Miner in finanzielle Turbulenzen stürzte.

Darüber hinaus lassen sich ausgehend von den Daten zum Stromverbrauch und der täglichen Ausgabe von Bitcoins, die von der Universität Cambridge erhoben wurden, die durchschnittlichen Miningkosten der Kryptowährung ermitteln. Aus historischer Sicht wichtig: Bei unter dem Bitcoin-Marktwert liegenden Miningkosten beteiligt sich eine noch größere Zahl an Schürfern am Prozess. Übersteigen die Miningkosten jedoch die von den Minern erzielten Erlöse, geben mehr und mehr Schürfer auf.

Derzeit belaufen sich die durchschnittlichen Miningkosten auf etwa 29.945 USD, während der Bitcoin-Kurs mit 27.140 USD noch unter dieser Marke liegt. Die durchschnittlichen Bitcoin-Miningkosten liegen also derzeit noch immer über dem Spotpreis der Währung. Natürlich schneiden einige Mining-Anbieter ausgehend von ihrem Finanzmanagement und ihren Investitionen besser ab als andere. Wir verweisen an dieser Stelle auf unsere Betrachtung der Bilanzlage der größten börsennotierten Mining-Unternehmen im Netzwerk. Brancheninsidern dürfte diese Analyse bereits vertraut sein. Hier gelangen Sie zum Beitrag.

Durchschnittliche Bitcoin-Miningkosten
MacroMicro

Vergleichen wir nun die Durchschnittspreise von Nvidia-GPU-Grafikkarten, die beim Schürfen von Kryptowährungen - insbesondere für Bitcoin und Ethereum - zum Einsatz kommen, erkennen wir einen glasklaren Zusammenhang. Während des Mining-Booms im März 2021 erzielte die Grafikkarte RTX 3080 auf dem Markt Preise über 2.000 USD. Der ursprüngliche Endverbraucherpreis betrug dagegen nur 699 USD - eine Differenz von mehr als 200 %. Für die Grafikkarte RTX 3060 Ti ist ein ähnlicher Trend dokumentiert. Die Preise der beiden Grafikkarten folgen tatsächlich genau der Entwicklung des Bitcoin-Kurses.

Durchschnitter Preis Nvidia GeForce RTX 3080
howmuch.one

Durchschnittlicher Preis Nvidia GeForce RTX 3080 Ti
howmuch.one

Nvidia macht hingegen keine Angaben dazu, wie viele Grafikkarten für das Schürfen von Kryptowährungen verkauft und verwendet werden, da die in diesem Bereich eingesetzten Karten in der Regel auch von Gamern genutzt werden und daher unter die Kategorie „Spiele“ fallen.

„Wir können nicht genau beziffern, inwieweit der Rückgang des Krypto-Minings zur schrumpfenden Nachfrage nach Spielen beigetragen hat.“ (Telefonkonferenz Q2/2022)

Im Segment „Spiele“ generierte Nvidia im 4. Quartal 2022 einen Umsatz von 1,83 Mrd. USD, was einem Minus von 46 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Dem Unternehmen zufolge sei der Rückgang darauf zurückzuführen, dass es weniger Chips an seine Abnehmer verkaufe, da diese derzeit zu viele Prozessoren auf Lager hätten. Ins Spiel kommt hier aber auch die infolge des makroökonomischen Gegenwinds und der Lockdown-Maßnahmen in China schwache Nachfrage, die sich im Jahr 2022 in einem entsprechenden Verhalten der Endverbraucher niederschlug.

Und sicher hat der Kurssturz des Bitcoin und darüber hinaus der Einbruch des gesamten Kryptomarkts auch die Nachfrage nach GPUs für das Mining und damit auch den Umsatz aus dem Spiele-Segment von Nvidia geschmälert. Glücklicherweise generiert Nvidia aber nicht nur aus diesem einen Geschäftsbereich Gewinne.

Nvidia in Zahlen

Im Geschäftsjahr 2023 belief sich der Umsatz von Nvidia im Segment Graphics auf etwa 11,9 Mrd. USD und im Segment Compute & Networking auf 15,1 Mrd. USD.

Das Angebot des Graphics-Segments von Nvidia (insbesondere die GeForce-Produktreihe für das Gaming) richtet sich an spezialisierte Märkte und findet auch in Softwarelösungen Verwendung, die für das cloudbasierte visuelle und virtuelle Computing entwickelt wurden.

Das Segment Compute & Networking umfasst Plattformen und Systeme für Rechenzentren für künstliche Intelligenz und High Performance Computing (HPC). Dazu gehören auch Produkte, die in autonomen Fahrzeugen, Robotersystemen und mobilen Endgeräten verbaut werden.

10-K 2023 Nvidia

Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Gesamtumsatz von fast 27 Mrd. USD und lag damit auf dem Niveau des Vorjahres 2022. Im 4. Quartal 2022 stammten die Umsatzerlöse vor allem aus dem Segment Data Center (Anteil 59,8 %). Diese stiegen im Jahresvergleich um 11 % auf 3,62 Mrd. USD. Der Gesamtumsatz belief sich im 4. Quartal auf 6,05 Mrd. USD. Dieser Anstieg ist vor allem auf die starke Nachfrage nach Nvidia-Prozessoren seitens US-amerikanischer Cloud-Dienstleister und Internetanbieter für Endverbraucher zurückzuführen.

Nvidia und KI - der nächste logische Schritt?

Der Technologiechef des Unternehmens, Michael Kagan, hat offenbar kein gesteigertes Interesse daran, die Chancen und Möglichkeiten der Kryptosphäre noch weiter auszuloten. Vielmehr erklärte er, dass „andere Nutzungen der Verarbeitungsleistung wie der KI-Chatbot ChatGPT attraktiver sind.“

„All die Krypto-Aktivitäten benötigen Parallelverarbeitung, und hier ist [Nvidia] führend, also konzentrierte sich die Programmierung auf diesen Zweck. Es wurde richtig viel investiert, und dann ist das ganze System kollabiert, weil es keinerlei Nutzen für die Gesellschaft bringt. Ganz im Gegensatz zur KI“, so Kagan in einem Interview mit dem „Guardian“.

Am 13. März gab der Tech-Gigant Microsoft bekannt, Zehntausende auf die KI ausgelegte Nvidia-Prozessoren GPU A100 gekauft zu haben, die der Verarbeitungsintensität von OpenAI gerecht werden sollen. Die erste Version von ChatGPT wurde auf einem Supercomputer trainiert, in dem etwa 10.000 Nvidia-Grafikkarten verbaut waren. Zudem hat das Unternehmen 20.000 Prozessoren an Amazon verkauft, die für den Cloud-Dienst AWS zum Einsatz kommen sollen, sowie 16.000 weitere Chips an Oracle.

Auf der in der im März von Nvidia abgehaltenen Bilanzpressekonferenz beschrieb CEO Jensen Huang das Unternehmen als treibende Kraft hinter dem „iPhone-Moment der KI“ und fügte hinzu, dass „die generative KI fast alle Branchen umwälzen dürfte.“ Nvidia will natürlich von diesem „KI-Eldorado“ profitieren, das allmählich in unser Leben einzudringen scheint - zum Besseren oder ...