FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Entwicklung der Werbeumsätze beim TV-Konzern ProSiebenSat.1 beeindruckt die Deutsche Bank nach Monaten voller Sorgen wieder. Analystin Laurie Davison rechnet laut einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie mit einem starken Comeback des deutschen Medienunternehmens im vierten Quartal.

Größere Verluste von Werbemarktanteilen dürfte es zum Start ins neue Jahr nicht gegeben haben, schrieb sie und stufte die Aktie von "Hold" auf "Buy" und das Kursziel von 30 auf 38 Euro hoch. Der deutsche Markt für Fernsehwerbung habe sich zuletzt wieder erholt und einen soliden Jahresstart hinter sich. Damit sieht Davison aktuell für die ProSieben-Aktie noch ein Kurspotenzial von knapp 24 Prozent, die sie Mitte April 2017 wegen des überraschend schwachen Werbemarktes auf "Hold" abgestuft hatte.

"Unsere Programm-Überprüfungen lassen für ProSieben im vierten Quartal ein vier- bis fünfprozentiges Wachstum im deutschen TV-Werbemarkt erwarten und ein zusätzliches Prozent durch die zugekaufte österreichische Sendegruppe ATV", schrieb die Expertin. Sie hob auch von daher ihre bislang auf dem Vorjahresniveau liegenden Schätzungen für die Werbeeinnahmen 2018 auf plus 1,5 Prozent an, während der Konsens diese auf 0,5 Prozent gesenkt habe. Das habe auch positive Auswirkungen auf ihre Gewinnerwartung je Aktie (EPS). Mit ihrer EPS-Schätzung für 2018 liegt sie eigenen Angaben zufolge damit um 8 bis 9 Prozent über der Konsensprognose.

Zwar verändere sich der Fernsehmarkt hin zum Konsum von Online-Videos und zu mobilen Technologien, was nachteilig für die Fernsehbranche sei. Doch der klassische, also lineare Fernsehempfang, sei in Deutschland immerhin noch der beste Ort, ergänzte sie mit Blick auf ProSieben.

Positiv hob die Deutsche-Bank-Expertin auch hervor, dass sich die Position des Medienunternehmens als potenzieller Absteiger aus dem Dax deutlich verbessert hat. Ein Austausch mit dem aktuell noch im MDax zu findenden Kunststoffhersteller Covestro erscheine auf derzeitiger Datenbasis weder im März noch im Juni wahrscheinlich, schrieb Davison. Sie erwartet daher, dass eine beträchtliche Anzahl an Netto-Leerverkaufspositionen von Indexfonds auf ProSiebenSat.1 aufgelöst werden müssen, wenn die Aktie nicht aus der ersten Börsenliga herausfällt. Das dürfte den Aktienkurs ebenfalls weiter nach oben treiben.

Bei Leerverkäufen wird auf in der Zukunft fallende Kurse spekuliert. Aktien werden ausgeliehen und verkauft, in der Hoffnung, sie später günstiger zurückkaufen zu können. Tritt das jedoch nicht ein, sind die Leerverkäufer gezwungen, sich weitgehend ungeachtet vom Preis so rasch wie möglich wieder mit den Aktien einzudecken, um Verluste zu begrenzen. Das kann eine Kettenreaktion auslösen und zu weiter steigenden Kursen führen.

Mit der Einstufung "Buy" empfiehlt die Deutsche Bank auf Basis der erwarteten Gesamtrendite für die kommenden zwölf Monate den Kauf der Aktie./ck/jsl/tos

Analysierendes Institut Deutsche Bank.