Von Hans-Joachim Koch

FRANKFURT (Dow Jones)--Es könnte das Quartal der Bodenbildung für SAP sein. Ab dem vierten Quartal, so das Versprechen der Führungsriege, soll der zuletzt stetig rückläufige operative Gewinn wieder steigen. Für die drei Monate zuvor, deren Resultate der Softwarekonzern am Dienstag, 25. Oktober vermelden wird, sind die Erwartungen am Markt deshalb gedämpft. Die Durchgangsstation zu besseren Zeiten dürfte durch weniger Betriebsgewinn bei steigendem Umsatz gekennzeichnet sein - eine unschöne, da die Marge drückende Kombination. Das weitere Grundbild der zurückliegenden Quartale - anhaltend starkes Cloud-Wachstum und schrumpfendes Lizenzgeschäft - dürfte wohl weiter gelten. Das im DAX und TecDAX gelistete Unternehmen legt seine Drittquartalszahlen am Dienstag, den 25. Oktober kurz nach 07.00 Uhr vor.


   Worauf die Märkte besonders achten werden: 

OPERATIVE MARGE: Klar ist, die vielbeachtete operative Marge wird im dritten Quartal angesichts der Gewinnschwäche spürbar zurückgehen. Analysten schätzen sie auf 26,5 Prozent gegenüber 30,7 Prozent vor einem Jahr. Zumindest zum Vorquartal mit 22,4 Prozent wäre es eine Verbesserung. Angaben für die Marge wie auch alle übrigen Werte sind auf Non-IFRS-Basis.

CLOUD: Starkes Wachstum in der Cloud bleibt die neue DNA für SAP 2.0. Daher sind Raten über 30 Prozent ein Muss. Das sollten die Walldorfer mit einem Plus von gut einem Drittel geschafft haben, erwarten die Analysten. Antrieb liefert weiter das Programm Rise with SAP zum Ein- und Umstieg in die Cloud, wenngleich in einigen Nutzergruppen weiter Zurückhaltung vorherrscht, wie jüngst bekannt wurde. Interessant sind deshalb wie üblich neben dem Volumen die Zahl der Abschlüsse und die Kundenzahl bei der Cloud-Version der Kernsoftware S/4Hana. Ebenfalls im Prozentbereich 30+ dürfte es mit dem Cloud-Auftragsbestand auf Sicht eines Jahres (Current Cloud Backlog - CCB) hochgehen nach 34 Prozent im zweiten Quartal.

Für das Ziel, 2025 einen Cloudumsatz von mehr als 22 Milliarden Euro zu verbuchen, muss der Konzern ab 2021 eine durchschnittliche Zuwachsrate von jährlich 23 Prozent erreichen. Sie lag im vergangenen Jahr bei 16 Prozent.

AUSBLICK: Am Jahresausblick dürfte SAP nach der gesenkten Gewinnschätzung im Juli kaum noch mal drehen, aber der weitere Blick nach vorne könnte optimistischer werden. SAP-CEO Christian Klein und Finanzvorstand Luka Mucic hatten Mitte des Jahres mit Plänen für eine Aufwärtsrevision der Mittelfristziele 2025 überrascht. Nicht nur beim Umsatz, sondern auch bei der "Bottom Line", also beim Gewinn. Jetzt könnte der Liefertermin für eine Konkretisierung sein. Der Optimismus resultiert vor allem aus dem Cloud-Momentum, das über den bisherigen Planungen liege. Derzeit sind beim Umsatz in der Cloud über 22 Milliarden und insgesamt über 36 Milliarden bei einem Betriebsergebnis von über 11,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

GEWINN UND UMSATZ: Zuwächse wird es - siehe Cloud - beim Umsatz geben, dafür dürfte das traditionelle und ohnehin schon geschrumpfte Lizenzgeschäft wohl um weitere gut 30 Prozent abrutschen. Und vor der Gewinnentwicklung stehen Minuszeichen. Operativ dürften es 5 Prozent weniger sein, unter dem Strich sogar gut 33 Prozent.

RUSSLAND: Das Thema sollte eigentlich abgehandelt sein, nachdem vor drei Monaten die negativen Einflüsse im Gesamtjahr beim Betriebsergebnis und Umsatz mit 350 bzw 300 Millionen Euro beziffert wurden. Davon wurde ein größerer Teil bereits im ersten Halbjahr verbucht.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                            PROG   PROG  PROG 
3. QUARTAL                   3Q22   ggVj  Zahl    3Q21 
Operative Marge              26,5     --    16    30,7 
Umsatzerlöse                7.594   +11%    16   6.845 
Cloud- und Softwareerlöse   6.604   +12%    16   5.910 
Softwarelizenzen              454   -31%    16     657 
Softwaresupport             2.950  +2,9%    16   2.867 
Clouderlöse                 3.187   +34%    16   2.386 
Operatives  Ergebnis        2.008  -4,5%    16   2.102 
Ergebnis nach Steuern       1.422   -33%    15   2.129 
Ergebnis je Aktie            1,23   -29%    16    1,74 
 
.                            PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                   Gj22   ggVj  Zahl    Gj21 
Operative Marge              26,0     --    16    29,6 
Umsatzerlöse               30.609  +9,9%    16  27.842 
Cloud- und Softwareerlöse  26.447  +9,8%    16  24.078 
Softwarelizenzen            2.208   -32%    16   3.248 
Softwaresupport            11.778  +3,2%    16  11.412 
Clouderlöse                12.428   +32%    16   9.418 
Operatives  Ergebnis        7.934  -3,6%    16   8.230 
Ergebnis nach Steuern       5.565   -33%    15   8.343 
Ergebnis je Aktie            4,76   -29%    16    6,74 
 
Dividende je Aktie           1,91  -2,1%    14    1,95/2,45* 
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Guidance des Unternehmens:

- Clouderlöse: 11,55 bis 11,85 Milliarden Euro (währungsbedingt plus 23 bis 26 Prozent)

- Cloud-/Softwareumsatz: 25,0 bis 25,5 Milliarden Euro (plus 4 bis 6 Prozent)

- Betriebsergebnis: 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro (minus 4 bis minus 8 Prozent)

ERLÄUTERUNGEN:

* inklusive einer Sonderdividende in Höhe von 0,50 Euro

- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro, operative Marge in Prozent

- Das Unternehmen bilanziert nach IFRS, berichtet aber auch Non-IFRS. Die vorliegenden Prognosen sind auf Basis von Non-IFRS.

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research, Dividende von S&P Global Intelligence.

- für die Prognosen gelten die Medianwerte, Ausnahme Dividende auf Basis der Mittelwerte

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- k.A. = keine Angaben

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/smh/sha

(END) Dow Jones Newswires

October 24, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)