(neu: Aussagen aus Pressekonferenz sowie aus Gespräch mit Finanzchef Mucic.)

WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP will die besseren Gewinnaussichten in diesem Jahr zum Angriff auf die Konkurrenz nutzen. Zum ersten Mal seit 2013 soll die Umsatzrendite auf das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wieder zulegen, wie Vorstandschef Bill McDermott und Finanzchef Luka Mucic am Dienstag in Walldorf sagten. Zudem schaltet der Konzern im Wettbewerb mit dem großen US-Cloudsoftware-Rivalen Salesforce einen Gang höher: Für 2,4 Milliarden US-Dollar (1,9 Mrd Euro) kaufen sich die Walldorfer den US-Anbieter Callidus.

"Die Wettbewerber im Bereich Vertriebssoftware sollten sich darauf gefasst machen, dass sie die SAP künftig noch stärker spüren als das jetzt schon der Fall ist", sagte Mucic. Laut McDermott will SAP auch auf diesem Feld die Nummer eins sein. Ein Schwenk weg von der Strategie punktueller Zukäufe soll die Übernahme aber nicht sein. "Wir kaufen dort weiter zu, wo kleine Übernahmen in unser Produktportfolio passen und es abrunden", sagte Mucic. Mit der jetzt geplanten sowie den jüngsten Übernahmen sinke sogar die Wahrscheinlichkeit für einen wirklich großen Zukauf.

Dennoch: McDermott macht mit der Übernahme wieder Dampf im Geschäft um die Kunden vor allem auf dem US-Markt, der schon deutlich stärker auf Software zur Miete aus dem Internet setzt. Derzeit erzielt Callidus Umsätze von rund 250 Millionen Dollar jährlich. McDermott bezeichnete das Unternehmen als innovativste Firma auf ihrem Gebiet. Die Callidus-Software soll Vertriebsmitarbeitern von Firmen den Vertragsabschluss bei Kunden erleichtern - eine Domäne von Salesforce. Im zweiten Quartal soll die Übernahme abgeschlossen werden. Zuletzt hatte SAP 2014 mit dem Reisekostendienstleister Concur einen größeren Einkauf gewagt.

Ein neues Aktienrückkaufprogramm ist für Mucic in diesem Jahr wegen der geplanten Übernahme wenig wahrscheinlich. Wenn keine größere Akquisition hinzukomme, könnte ab kommendem Jahr aber wieder auf diese Weise Geld an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Mucic stellte jedoch einen Anstieg der Dividende in Aussicht: "Der Nettogewinn ist zweistellig gestiegen, insofern wird die Geschäftsführung für die Dividende einen Vorschlag unterbreiten, der das widerspiegelt." Für das Jahr 2016 hatte SAP 1,25 Euro je Aktie gezahlt.

Für den seit acht Jahren an der SAP-Spitze stehenden McDermott gaben die jüngsten Zahlen Anlass zum Optimismus. Zum Jahresschluss bremste zwar der stärkere Euro kräftig bei Umsatz und Ergebnis, operativ stimmt aber laut Mucic die Richtung. Im vierten Quartal habe der Konzern die versprochene Wende bei der seit Jahren sinkenden operativen Marge auf währungsbereinigter Basis eingeleitet, erläuterte er.

Die SAP-Aktie lag am Mittag rund ein halbes Prozent im Minus. Commerzbank-Analyst Thomas Becker sah in der Bilanz jedoch mehr Licht als Schatten. Das vierte Quartal sei bei Cloud- und Lizenzumsätzen sowie beim operativen Ergebnis etwas schwächer als gedacht verlaufen, der Ausblick aber wie erwartet ausgefallen. Auf der positiven Seite sah er, dass unter anderem das Wachstum in der Cloud hoch bleibe.

In diesem Jahr soll das operative Ergebnis SAP zufolge stärker klettern als der Gesamtumsatz. Am oberen Ende der Prognosespannen für Umsatz und operatives Ergebnis wäre das eine Marge von 29,9 Prozent - nach einem Rückgang auf 28,9 Prozent im vergangenen Jahr. Die Walldorfer verwiesen darauf, dass Umsatz und Ergebnis allein wegen geänderter Bilanzierungsrichtlinien dieses Jahr etwas höher ausfallen dürften als auf Basis alter Regeln. Aber auch ohne die Änderungen soll die Marge zulegen.

Allerdings dürfte der im Vorjahresvergleich stärkere Euro weiter bremsen. Bleibt es bei den Wechselkursen vom frühen Januar, so dürfte das operative Jahresergebnis um 4 bis 6 Prozentpunkte geschmälert werden, hieß es. Dies könnte die Stimmung der Investoren zumindest kurzfristig trüben, erklärte Analystin Stacy Pollard von der US-Bank JPMorgan. Die Gewinnschätzungen des Marktes könnten etwas fallen.

Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz trotz des zum Schluss bremsenden Euro insgesamt um 6 Prozent auf 23,46 Milliarden Euro, das operative Ergebnis stieg um 2 Prozent auf 6,77 Milliarden Euro. Das Cloudgeschäft, in das SAP viele Milliarden an Investitionen gesteckt hat, blieb der größte Wachstumstreiber. Auch die neuen Bestellungen der Mietsoftware, die SAP bei mehrjähriger Laufzeit zum großen Teil zunächst nur teilweise als Erlös verbucht, deuten für SAP-Chef McDermott auf weiteres Wachstum hin. Die Cloudsparte soll 2018 bis zu einem Drittel zulegen.

Unter dem Strich stieg der Gewinn im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro. Im Schlussquartal kam den Walldorfern die US-Steuerreform von Präsident Donald Trump mit rund 200 Millionen Euro zugute. Zudem fiel das Finanzergebnis besser aus./men/nas/tos