Nur ein Viertel der klimabedingten Katastrophenschäden in der EU sind versichert. Dadurch entstehen Risiken für die Wirtschaft und die Finanzstabilität, da sich unversicherte Haushalte und Unternehmen nicht schnell von extremen Ereignissen wie Bränden oder Überschwemmungen erholen können, so das Papier der EZB und der EU-Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA.

Ohne Maßnahmen könnte sich die Versicherungslücke vergrößern, da häufigere und intensivere Ereignisse zu höheren Prämien führen und das Kreditangebot der Banken in Hochrisikogebieten beeinträchtigen.

Die direkten Katastrophenschäden in der EU beliefen sich zwischen 1980 und 2020 auf insgesamt 487 Milliarden Euro (535 Milliarden Dollar), und der Versicherer Swiss Re schätzt, dass im vergangenen Jahr weltweit Katastrophenschäden in Höhe von 120 Milliarden Dollar entstanden sind.

Sechs aufeinanderfolgende Jahre mit überdurchschnittlich hohen Schäden haben die Preise für die Rückversicherung von Sachkatastrophen in die Höhe getrieben, wobei die europäischen Tarife bei der Erneuerung im Januar 2023 um 30 % steigen werden, so der internationale Makler Howden.

"Um unsere Gesellschaft wirksam zu schützen, müssen wir uns mit dem Problem der zunehmenden Versicherungsschutzlücke befassen, indem wir geeignete Lösungen vorschlagen und finden", sagte die Vorsitzende der EIOPA, Petra Hielkema, in einer Erklärung.

GRAPHIC - EZB-Grafik zur Versicherungslücke

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Zu den Maßnahmen könnten Anreize für Menschen und Unternehmen gehören, sich gegen klimabedingte Katastrophen abzusichern, indem sie Rabatte auf Policen anbieten, so das Papier.

Die Ausgabe von Katastrophenanleihen könnte den Versicherern helfen, einen Teil des Risikos an den Kapitalmarkt weiterzugeben, um die Prämien zu begrenzen, so das Papier. Maßnahmen würden die Auszahlungen nach Katastrophen beschleunigen, um einen Schlag für die Wirtschaft zu vermeiden.

Nationale Versicherungssysteme könnten auch durch ein EU-weites öffentliches System ergänzt werden, das sicherstellt, dass den europäischen Ländern nach seltenen, großen klimabedingten Katastrophen ausreichende Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt werden, so das Papier.

Die Antworten auf das Papier werden auf einem Workshop am 22. Mai diskutiert.

($1 = 0,9104 Euro)