Taipeh (Reuters) - Donald Trump strebt für den Fall seiner Wiederwahl als US-Präsident eine härtere Gangart gegenüber Taiwan an.

Taiwan solle für den von den USA zur Verfügung gestellten Schutz zahlen, sagte Trump in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg Businessweek, das bereits am 25. Juni geführt und am Dienstagabend veröffentlicht wurde. Was ihm genau vorschwebt, führte Trump nicht aus. "Wissen Sie, wir sind nicht anders als eine Versicherungsgesellschaft. Taiwan gibt uns nichts", sagte er. Er respektiere Taiwan. "Sie haben etwa 100 Prozent unseres Chipgeschäfts übernommen. Ich denke, Taiwan sollte uns für die Verteidigung bezahlen."

Die USA sind Taiwans wichtigster Unterstützer und Waffenlieferant. Ein formelles Verteidigungsabkommen wie mit Südkorea oder Japan gibt es jedoch nicht. Mit Rücksicht auf China sehen die USA und andere Staaten wie Deutschland von einer offiziellen diplomatischen Anerkennung des Staates ab. China betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als eigenes Territorium.

Das Schicksal der Insel ist wegen ihrer überragenden Rolle für die Halbleiterindustrie von großer Bedeutung für die Weltwirtschaft. Dort ist unter anderem TSMC ansässig, der weltgrößte Auftragsfertiger für Computerchips. Das Unternehmen produziert unter anderem im Namen von Nvidia Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI). Ein weiterer Großkunde ist Apple. TSMC baut derzeit zwar neue Werke in anderen Weltregionen, unter anderem in Deutschland. Die mit Abstand größten Produktionskapazitäten sind aber weiterhin in Taiwan. Deshalb gilt das Unternehmen im Volksmund als "Heiliger Berg für den Schutz des Landes".

Das taiwanische Außenministerium wollte Trumps Äußerungen nicht kommentieren. Ministerpräsident Cho Jung-tai erklärte, die USA und Taiwan unterhielten gute Beziehungen, auch wenn diese nicht auf einer formellen Ebene stattfänden. Sein Land bemühe sich um die Stärkung seiner Verteidigung. "Taiwan hat seinen Verteidigungshaushalt kontinuierlich aufgestockt und seine Verantwortung gegenüber der internationalen Gemeinschaft unter Beweis gestellt", sagte er vor der Presse in Taipeh. "Wir sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir verteidigen uns selbst und sorgen für unsere Sicherheit."

(Bericht von Ben Blanchard, Jeanny Kao, Faith Hung, geschrieben von Kerstin Dörr und Hakan Ersen, redigiert von Sabine Ehrhardt und Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)